Die Sonne war bereits untergegangen. In der Dämmerung des Dienstagabends hatten sich auf dem Sportplatz im Weinort Erlenbach Menschentrauben vor dem Tor auf der Seite des Haupteingangs gebildet. Mitten drin: Jochen Lanik, Keeper der SG Zell-Margetshöchheim, den Mitspieler und zahlreiche mitgereiste Fans hochleben ließen. Der Torwart-Oldie hatte seinen großen Auftritt im Elfmeterschießen der zuvor 120 Minuten lang torlosen Relegationspartie gegen den TSV Lohr II gehabt, als er bei zwei Versuchen des Gegners hielt. Und als Laurenz Mehling beim vierten Lohrer Versuch den Ball über Laniks Tor befördert hatte, war das Elfmeterschießen mit 3:1 zugunsten der SG entschieden und Zell-Margetshöchheim in die Fußball-Kreisklasse aufgestiegen.
"Unglaublich, einfach nur unglaublich", entfuhr Lanik kurz nach dem Elfmeterschießen, mit dem die SG Zell-Margetshöchheim im ersten Jahr nach dem Zusammengehen der Fußballteams aus beiden Nachbarorten den Sprung von der A-Klasse in die Kreisklasse geschafft hatte. Rückblickend auf das Spiel sagt Lanik: "Es war eigentlich nur Kampf."
Denn die SG Zell-Margetshöchheim hatte 100 Minuten lang in Unterzahl gespielt, nachdem Innenverteidiger Adrian Przybyla schon nach 20 Spielminuten nach einer Notbremse das Spielfeld mit einer Roten Karte hatte verlassen müssen.
Chancen in Unterzahl
Nur konnte die zweite Mannschaft des TSV Lohr mit dieser Überzahl erstaunlich wenig anfangen. Die Bezirksliga-Reserve wäre fast in Rückstand geraten, als der Schlenzer von Gino Schuhmann gegen den Pfosten (39.) des TSV-Tores klatschte. Ein Viertelstunde vor Schluss rettete Lohrs Keeper Tobias Staub gegen den frei stehenden Niclas Stumpf.
"Wir waren spielerisch die bessere Mannschaft, aber wir konnten uns gegen die Defensive nicht durchsetzen", beschrieb TSV-Spielertrainer Ferat Demir das Geschehen auf dem Platz ziemlich treffend. Seine Mannschaft kombinierte im Mittelfeld durchaus ansehnlich, aber vor dem Tor fehlte die Durchschlagskraft. Selten wurde das Team um Ferat Demir so richtig gefährlich, doch in der Schlussminute wäre der Mannschaft fast der Siegtreffer gelungen, als der eingewechselte Dominik Mann den Ball freistehend an Keeper Jochen Lanik vorbei ans Außennetz schob.
Am Ende hatten die Lohrer in 120 Minuten kein Tor erzielt und bei nur einem von vier Elfmetern getroffen. Allerdings kein neues Phänomen: Bereits nach der abgelaufenen Runde hatte die Mannschaft Probleme beim Toreschießen gehabt und als letztlich Vorletzter der Kreisklasse Würzburg 3 nur 18 Saisontore in 24 Spielen erzielt. Eine Tendenz, die sich am Dienstag in Erlenbach fortsetzte und die dafür sorgte, dass die Lohrer durch die Niederlage in die A-Klasse absteigen mussten.
Der finale Elfmeter-Fehlschuss war übrigens die allerletzte Aktion in der diesjährigen Kreisklassen-Relegation im Kreis Würzburg, da die Partie zwischen dem TSV Repperndorf und dem TSV Gnodtstadt in Markt Einersheim zwar parallel begonnen hatte, aber mit einem Repperndorfer 1:0-Sieg ohne Verlängerung eine Dreiviertelstunde eher zu Ende gegangen war als die Begegnung in Erlenbach.