Kaum darf der Fußball wieder rollen, hat der TSV Abtswind in seinem ersten offiziellen Pflichtspiel nach der langen Corona-Pause einen richtigen Kracher als Gegner: Im Toto-Pokal-Viertelfinale auf Landesebene kommt an diesem Sonntag (Anstoß 16 Uhr) Türkgücü München aus der Dritten Liga an den Steigerwald.
Für den Abtswinder Fußball-Manager Christoph Mix ist das Duell schon so etwas wie das Spiel des Jahres. "Natürlich hätten wir so einen Gegner gerne mal unter normalen Umständen bei uns gehabt. Aber wer weiß, vielleicht hätten wir sie sonst gar nicht gekriegt", meint Mix mit Blick auf die wegen der Corona-Pandemie doch recht ungewöhnliche Pokal-Runde.
400 Zuschauer dürfen rein, aber jeder braucht einen Sitzplatz
Mit einem Schmunzeln wies Mix auf eine Kuriosität in dem Zusammenhang hin: "Wir wurden vom DFB angeschrieben, eine Voranmeldung für den DFB-Pokal zu machen." Vorsichtshalber natürlich, denn dafür müssten die Abtswinder nicht nur Türkgücü München bezwingen. Drei Tage später träfen sie im Halbfinale auf den TSV Buchbach und das Finale würde am letzten Juni–Wochenende folgen.
Ans Weiterkommen denkt beim TSV Abtswind aber kaum einer. Zu sehr war und ist der Verein mit den Vorbereitungen beschäftigt, vor allem um die strengen Corona-Auflagen zu erfüllen. "Das ist ein unglaublicher Aufwand, eine wahnsinnige Schreiberei", sagt Sportleiter Thorsten Götzelmann kopfschüttelnd.
Bis zu 400 Zuschauer dürfen laut Verband auf den Sportplatz. Das Konzept und alles Weitere müsse jedoch zuerst mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Kitzingen abgeklärt werden. Für jeden Zuschauer muss der Gastgeber einen Sitzplatz bereit stellen, mit entsprechendem Abstand und nach den derzeit geltenden Regeln.
Abtswind muss die Spieler jeden Tag vor dem Training testen
Um das Ganze besser händeln zu können, müssen sich alle Zuschauer in eine Liste eintragen und erhalten dann einen Stuhl mit Nummer als Platz zugewiesen. Zur besseren Planung wurde ein Vorverkauf eingerichtet – im Internet, aber auch bis Donnerstagabend vor Ort.
Die Karte kostet 18 Euro, was der Verein auf seiner Internetseite begründet: "Wir bitten um Verständnis für den erhöhten Preis, der dem enormen Aufwand zur Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung und der behördlich limitierten Besucherzahl geschuldet ist."
Die Abtswinder Spieler wurden in dieser Woche vor jedem Training auf Corona getestet. Ein letzter Test darf höchstens 24 Stunden vor dem Spiel erfolgen, der dann mindestens acht Stunden vor den Anpfiff beim BFV vorliegen muss.
Den organisatorischen Aufwand schiebt Abtswinds Trainer Claudiu Bozesan natürlich beiseite. Ihm geht es um das Sportliche: "Wir haben großen Respekt vor Türkgücü, aber keine Angst", sagt er. Der Drittligist sei noch einmal ein anderes Kaliber, als die U 23 von Greuther Fürth, gegen die der TSV zuletzt 1:1 spielte.
Noch sind Spieler dabei, die Abtswind danach verlassen
Die Vorfreude der Abtswinder Spieler sei spürbar, auch wenn die Mannschaft nach gut zwei Wochen Training längst nicht topfit sein könne, sagt Bozesan. "Mir wäre lieber gewesen, wir hätten am Ende der Vorbereitung gegen Türkgücü gespielt", gibt er freilich zu.
Weil noch die Spielregeln der alten Saison gelten, werden beim TSV Abtswind auch Akteure dabei sein, die den Verein zum 30. Juni verlassen. Das sind etwa Adrian Graf, Nicolas Wirsching oder Marcel Ruft. Von den Neuzugängen waren zuletzt bereits Kevin Steinmann und Lukas Huscher spielberechtigt, kurzfristig könne sogar noch der eine oder andere mitwirken.
"Wir werden wohl mehr mit der 'alten' Mannschaft spielen, die kennen sich. Für die Neuen ist das schwierig", verrät Bozesan ein wenig über die Aufstellung. Wichtig sei ihm, dass seine Mannschaft "couragiert und ohne Angst" auftrete: "Dass wir Türkgücü richtig fordern."
Türkgücü ist erst seit wenigen Tagen wieder im Training
Der Gegner aus der Landeshauptstadt rief seine Spieler zwar erst am Dienstag zum Trainingsauftakt zusammen und hat zahlreiche Abgänge zu verzeichnen. Doch Türkgücüs neuer Trainer Petr Ruman, Ex-Profi bei Greuther Fürth, hat ordentliche Verstärkungen bekommen. Zu diesen gehört unter anderem Albion Vrenezi vom Zweitligisten Jahn Regensburg.
Für Türkgücü ist es der erste Auftritt in der neuen Runde. "Eine gute Sache! Da kann man sehen, wo die Mannschaft steht. Der Trainer sieht es als erste Reifeprüfung", sagt Pressesprecher Frederic von Moers. Ob Bayernliga oder Bundesliga, sei da egal. Die Münchner erwarteten einen Gegner, "der alles rein haut und richtig Bock aufs Spiel hat".
