Es war ein Paukenschlag, als die Verantwortlichen des FC Geesdorf im vergangenen April verkündeten, sich vom Fußball auf Verbandsebene zurückzuziehen. Statt in der Landesliga, für die die Mannschaft nach dem Bayernliga-Abstieg sportlich qualifiziert gewesen wäre, tritt das Team aus dem Landkreis Kitzingen in dieser Saison freiwillig in der A-Klasse, der zweituntersten Spielklasse, an.
Das bedeutet, wenn auch selbst gewählt, zweifelsohne eine Zäsur für einen Verein, für den es jahrelang sportlich nur nach oben ging und der in den letzten Jahren zu den Aushängeschildern im regionalen Fußball zählte. Umso deutlicher wird dies, wenn man die Erfolge, die der FC Geesdorf in den letzten 13 Jahren feierte, rekapituliert: Im Jahr 2009 noch A-Klassist, reihte der Klub anschließend Aufstieg an Aufstieg und schaffte im Jahr 2022, als Höhepunkt einer rasanten Entwicklung, schließlich den Sprung in die Bayernliga.
Komplette Neuausrichtung
Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte stellte allerdings, rückblickend betrachtet, gewissermaßen auch einen Wendepunkt dar. Erstmals nach langer Zeit erlebte der Verein sportlichen Misserfolg. Die höchste reine Amateur-Spielklasse Deutschlands erwies sich für die Elf aus dem rund 350 Einwohner zählenden Wiesentheider Ortsteil im Nachhinein als mindestens eine Nummer zu groß. Als Tabellenletzter stieg Geesdorf sang- und klanglos ab und entschloss sich zu einer kompletten Neuausrichtung, einer Rückkehr zu den Wurzeln – in der A-Klasse.
"Es gibt keinen im Verein, der den Schritt bereut hat", sagt Simon Weiglein. Wenn es einer einzuschätzen weiß, dann das Geesdorfer Eigengewächs, das als aktiver Spieler alle Höhen und Tiefen mitgemacht hat und mittlerweile auch der Fußball-Abteilung vorsteht. Man könne zwar darüber streiten, ob es nötig gewesen sei, "so weit runterzugehen", findet Weiglein. "Aber das ist nun mal die Klasse, für die sich diese Mannschaft qualifiziert hat." "Diese Mannschaft", das war in der Vorsaison noch das Reserveteam der Geesdorfer und ist nun, weiterhin in Kooperation mit der dritten Mannschaft des TSV Abtswind, deren erste Garde.
"Entspannter und mit weniger Druck" gehe es im Vergleich zu den Jahren im höherklassigen Fußball jetzt zu, hat Simon Weiglein, der auch fünf Spielklassen tiefer als zuletzt nach wie vor für seinen Heimatverein auf dem Platz steht, festgestellt. Nicht nur wegen des deutlich geringeren Zeitaufwands aufgrund weniger Trainingseinheiten und wesentlich kürzerer Auswärtsfahrten ist es für den 30-Jährigen selbstverständlich, auch in der A-Klasse weiterhin aktiv mitzuwirken. "Es macht einfach Spaß mit den Jungs. Ich würde auch in der zweiten Mannschaft in der B-Klasse spielen", ist für den Mittelfeldmann die Verbundenheit zum Verein keine Frage der Liga-Zugehörigkeit.
Man merkt: Da ist einer mit sich und der Geesdorfer Fußballwelt im Reinen. "Wir haben keinen Sinn mehr darin gesehen, jedes Jahr eine neue Mannschaft für den höherklassigen Fußball aufzubauen. Das ist ja auch immer ein finanzieller Kraftakt", weiß Weiglein um die Anstrengungen, die über viele Jahre nötig waren, um sich als Dorfverein im gehobenen Amateurfußball zu halten. "Jetzt war noch die Chance da, eine neue Generation von Einheimischen heranzuführen und dies als älterer Spieler aktiv zu begleiten", sagt der 30-Jährige.
Auch Jannik Feidel spielt noch
Damit meint Simon Weiglein nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Bruder Stefan oder Ex-Spielertrainer Jannik Feidel, der, obwohl er inzwischen die U-19-Junioren der Würzburger Kickers coacht, in dieser Saison bislang siebenmal für die Geesdorfer auflief. "Das zeigt seine Identifikation mit dem Verein. Jannik ist mittlerweile Geesdorfer durch und durch", lobt Weiglein den Ex-Trainer. Neben diesem Trio sind von Geesdorfer Seite mit Hannes Hauck, Thomas Lordo und Torwart Robert Leipold noch drei weitere Akteure übrig geblieben, die in der letztjährigen Bayernliga-Spielzeit zum Einsatz kamen.
Dass die Mannschaft die A-Klasse Schweinfurt 2 zur Winterpause mit drei Zählern Vorsprung auf den TSV Geiselwind anführt und in 15 Partien bereits 91 Treffer erzielt hat, verwundert angesichts des für diese Spielklasse außerordentlichen Potenzials kaum. "Selbstverständlich wollen wir den Platz halten. Es muss eigentlich der erste Platz herauskommen", lässt Simon Weiglein keinen Zweifel an den Aufstiegsambitionen. Ob es der Auftakt für ein neues Geesdorfer Fußball-Märchen wäre? "Einen solchen Erfolg, wie wir ihn hatten, kann man nicht planen", weiß Weiglein. Realistisch sei deshalb, dass man es innerhalb der nächsten zehn Jahre zumindest bis in die Kreisliga schaffe.