
Beim jüngsten Heimspiel des FC Sand stand Nils Nigbur schon wieder auf dem Rasen. Nicht als Spieler, wohl aber an der Seitenlinie, um seine eigene Mannschaft im Derby der Bezirksliga Unterfranken Ost gegen den TSV Knetzgau anzufeuern. Zwischen den Pfosten vertrat den 21-Jährigen Torwartkollege Lukas Frank. Denn ans Fußballspielen ist für Nigbur derzeit erst einmal nicht zu denken.
Ziemlich genau zwei Wochen zuvor war es noch Nigbur selbst gewesen, der das Tor der Mannschaft von Trainer Christian Breunig hütete. Bis zur 63. Minute lief im Heimspiel gegen den SV Rödelmaier noch alles recht normal, dann aber kassierte Sand einen vor allem für seinen Keeper folgenschweren Konter: Die Gäste schlugen einen weiten Ball in Richtung des Sander Tores, Rödelmaiers Nico Rauner und der Sander Noah Nestmann gingen ins Laufduell – und Nigbur kam aus seinem Tor heraus, um ebenfalls klärend einzugreifen.
Nigbur prallt mit Nestmann zusammen
Die dann folgenden Szenen waren solche, die niemand sehen will auf einem Fußballplatz. Nigbur und Teamkollege Nestmann prallten ungebremst und mit voller Wucht aufeinander. Und schon mit der Art und Weise, wie der Keeper zu Boden ging, war klar: Das war ernst. Sofort ruderten Mitspieler mit den Armen nach Hilfe, während Rödelmaiers Rauner den Ball ins verwaiste Tor schoss und dafür Pfiffe vom Publikum kassierte.
Minutenlang musste Nigbur auf dem Platz liegend behandelt werden, ehe er von Teamkollegen gestützt den Rasen verließ und in der Kabine verschwand. Während das Bezirksligaduell fortgesetzt wurde, rückte neben dem Platz ein zur Hilfe gerufener Krankenwagen an. Sanitäter versorgten Nigbur in der Kabine und brachten den 21-Jährigen schließlich auf einer Fahrtrage ins Fahrzeug und ab ins Krankenhaus.
Wochenlang Suppe statt feste Nahrung
"Ich konnte mich an gar nichts mehr erinnern. Ich habe mir die Szene später ein paar Mal auf Video angeschaut", erzählt Nigbur im Anschluss an den 7:2-Derbysieg seiner Sander gegen Knetzgau, den er hinter der Seitenbande verfolgt hatte. Diagnose im Krankenhaus: dreifacher Kieferbruch, einer im Unter-, zwei im Oberkiefer. "Ich wurde gleich operiert und habe jetzt auch ein paar Platten mehr im Gesicht." Wirklich lachen kann er noch nicht wieder, grinsen geht.
"Inzwischen geht es mir wieder ganz gut", sagt Nigbur. Schmerzmittel brauche er mittlerweile nur noch morgens nach dem Aufstehen, tagsüber gehe es auch ohne. Mit einer weiteren leidigen Konsequenz muss er jedoch noch etwas länger leben: Suppe. An feste Nahrung sei momentan noch nicht zu denken. "Etwa fünf Wochen lang wird's bei mir noch Suppe geben", meint Nigbur – und grinst wieder.
Auch mit dem Fußball muss der Torhüter erst einmal langsam machen. Die aktuelle Saison ist für Nigbur jedenfalls vorzeitig beendet. "Aber in der Vorbereitung will ich wieder voll angreifen", gibt er sich zuversichtlich.
Breunig über Nigbur: "Ein total Fußballverückter"
Dass Nigbur sich trotz der heftigen Verletzung kämpferisch gibt, nötigt auch seinem Trainer Respekt ab. "Er kam am Freitag aus dem Krankenhaus und wollte am Abend trotz Schmerzen gleich wieder beim Training zuschauen. Ob er hier Schmerzen habe oder daheim, sei ja auch egal, hat er gemeint", erzählt Breunig. "Der braucht seine Truppe halt einfach, ist ein absoluter Sander. Ein total fußballverrückter noch dazu."