Lieber Luggi,
bei deinem ersten Spiel im Trikot des 1. FC Nürnberg gegen Borussia Neunkirchen am 22. August 1964 standen wir noch auf verschiedenen Seiten. Du auf dem Spielfeld, ich – knapp zehn Jahre jünger – in Block 4, wo die echten Clubanhänger ihr Zuhause hatten und dir zujubelten. Keiner in der Liga hatte eine bessere "4". In den vergangenen Jahren sind wir zu Freunden geworden. Wir trafen uns bei Veranstaltungen, die sich alle um die Meisterschaft 1968 drehten. Jetzt waren wir auf der gleichen Seite.
Dann kam diese verdammte Pandemie
Die Besuche bei euch, deine Frau Margot sorgte für das leibliche Wohl, bleiben mir unvergessen. Öfter besuchen wollten wir uns, ja, bis dann diese verdammte Pandemie kam. Aber auch am Telefon konnte man mit Dir seine Sorgen über den Club teilen, von deiner Freundschaft zu Uwe Seeler sprechen und unzählige Stories zur Erheiterung teilen. Etwa wie du den Vertrag bei Borussia Mönchengladbach auf der Motorhaube des damaligen Managers Helmut Grashoff unterschriebst, obwohl du lieber beim Club geblieben wärst. Aber die Nürnberger waren unfähig, eine Lösung zu schaffen. Oder über das recht lockere Training bei Hertha BSC, wo du erst Mitte der Woche anreisen musstest.
Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, dass am kommenden Dienstag in London das EM-Achtelfinale England gegen Deutschland ansteht. Du warst dabei damals im Juni 1968 in Hannover und hast beigetragen zum ersten Sieg über England – Revanche für das verlorene Weltmeisterschafts-Finale 1966.
Danke für die wunderbaren Jahre
Doch in unseren Gesprächen zuletzt wurde auch klar, deine Krankheit blieb zunehmend nicht mehr im Hintergrund. Man hat dir die Knochen auf dem Fußballplatz zerschlagen, du bist zurückgekommen. Doch dieser Feind im Körper, er war stärker. Ich wollte, meine Profession hätte gegen diesen hinterlistigen Gegner mehr tun können.
Du wirst mir unendlich fehlen, und wenn ich auch nur halbwegs in die Nähe von Haßfurt komme, mein Ziel dort ist klar: Erinnerungen, Geschichten, Tränen am Grab. Am 24. Juni 1961 feierte der Club die deutsche Meisterschaft in Hannover. 60 Jahre später hast du uns nun verlassen.
Liebe Margot, bleib stark. Lieber Luggi, danke für die wunderbaren gemeinsamen Jahre.
Dein Fritz
Fritz Sörgel (70) ist Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg und einer der profiliertesten Doping-Experten in Deutschland. Seit seiner Kindheit ist der gebürtige Heroldsberger Fan des 1. FC Nürnberg. Zu Luggi Müller verband Sörgel eine enge Freundschaft.