
Wie geht es der Frau aus Würzburg, die 2016 von einem afghanischen Flüchtling angegriffen und schwer verletzt wurde? Diese Frage wurde der Redaktion in den vergangenen acht Jahren immer wieder von Leserinnen und Lesern gestellt. Nun spricht Hilde B. erstmals öffentlich über den Angriff. Ihr Name ist hier von der Redaktion geändert.
Es ist die Geschichte einer Annäherung: Bereits mehrere Wochen nach der Tat hatte ihr diese Redaktion eine Bitte um ein Gespräch ausrichten lassen. Die Opferperspektive war ein wichtiger Bestandteil der Berichterstattung – über die vier ebenfalls schwer verletzten Männer und Frauen einer asiatischen Touristenfamilie, die der Täter im Regionalzug angegriffen hatte, berichtete die Main-Post mehrfach.
Hilde B. sah sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage zu einem Gespräch. Die Redaktion respektierte diese Haltung und sah von erneuten Anfragen ab. Später ermöglicht der Zufall einen Kontakt. Hilde B. willigt ein zu einem Treffen mit der Redaktion, weil sie ein Bedürfnis hat, das sie öffentlich zum Ausdruck bringen möchte: Dankbarkeit.
Beim Spaziergang über den Würzburger Marktplatz fällt Hilde B. eine dieser Grußkarten mit Weisheiten auf, wie sie auch in Glückskeksen zu finden sind. Es muss im Herbst 2016 gewesen sein. Der Satz, denkt Hilde B., stimmt: "Das Leben ist wunderschön, aber niemand hat gesagt, dass es einfach ist."
Die Sozialpädagogin und zweifache Mutter weiß das nur zu gut. Sie blickt mit verblüffender Klarheit auf die Klippen ihres Lebens. Sie ist eine Kämpferin, und sie hat auch diesen Kampf gewonnen, ihren schwersten: Hilde B. ist das erste deutsche Opfer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Deutschland. Am 18. Juli 2016 wird sie beim Spaziergang in Heidingsfeld von einem 17-jährigen Afghanen mit einer Axt angegriffen und schwer verletzt.
Die Narben, die inneren und die äußeren, merkt man ihr kaum an, aber sie sind da.
Die 60-Jährige leidet bis heute unter den Nachwirkungen. Sie musste ihren Beruf aufgeben. Schmerzen sind ein Wegbegleiter geworden – und doch sagt sie: "Was mir geblieben ist? Mein gesunder Menschenverstand. Mein Herz am rechten Fleck. Und mein Humor." Sie lächelt. Und dann zerteilt sie ihr Leben, weil eben doch nichts mehr so ist, wie es einmal war: "Es gibt ein Davor und ein Danach."
Der Angriff teilt das Leben von Hilde B. in ein Davor und ein Danach
Das Davor ist ein Leben in Überschaubarkeit. Hilde B. kommt aus einem Dorf im Spessart. Sie ist Erzieherin und Sozialpädagogin, seit 20 Jahren ist sie bei der Stadt Würzburg angestellt. Jugendarbeit. Gesundheitsfürsorge. Sozialberatung. Wohnungsnotfallhilfe. Obdachlosenhilfe. Kaum ein sozialer Bereich, in dem sie nicht gearbeitet hat. "Ich weiß, welche Abgründe und welche Katastrophen es gibt", sagt Hilde B.
Singen ist ihre Leidenschaft, sie spielt Gitarre. Und sie hat ein gutes Gespür für Menschen. Auch weil ihr Leben privat nicht immer einfach war, sagt sie: "Wenn ich nicht gelernt hätte, allein für mich zu kämpfen, dann wäre ich jetzt wahrscheinlich tot."
Der 18. Juli 2016 ist ein Dienstag. Ein heißer Tag, daran erinnert sich Hilde B. noch sehr gut. Nach Dienstschluss radelt sie nach Hause nach Heidingsfeld. Die Würzburger nennen den Stadtteil liebevoll "Städtle". Der damals 15-jährige Sohn ist beim Fußballspielen, die erwachsene Tochter ist schon länger ausgezogen. Es wird Abend. Hilde B. zweifelt. Soll sie erst ihren Bruder in München anrufen? Er hat heute Geburtstag. Oder erst mit dem Hund raus? Sie entscheidet sich fürs Gassigehen. Es wird eine dieser Entscheidungen sein, für die das Adjektiv schicksalhaft erfunden wurde.
Aus einem vertrauten Terrain wird ein Ort des Angriffs
Der Spaziergang gleicht einem Ritual. Ihre Nachbarin und sie gehen mit ihren Hunden nur ein paar Schritte aus der Stichstraße und befinden sich dort, wo die Bebauung ausfranst. Der geteerte Feldweg ist rechts gesäumt von Industriehallen und wenigen Häusern, links von Äckern und Wiesen. Hier hat sie früher Kinderwagen geschoben. Hier haben ihre Kinder das Radfahren gelernt. Hier ist vertrautes Terrain. Der Main ist nicht weit. Noch näher sind die Bahngeleise.
Am selben Abend steigt der 17-jährige Riaz K. in Ochsenfurt in den Regionalzug aus Treuchtlingen in Richtung Würzburg. Der Flüchtling aus Afghanistan war 2015 nach Deutschland gekommen, seit kurzem lebt er in Gaukönigshofen (Lkr. Würzburg) bei einer Pflegefamilie. Als er im Zug eine ihm bekannte Flüchtlingshelferin trifft, wechselt er das Abteil. Dort greift er unvermittelt mit Axt und Messer eine Touristenfamilie aus Hongkong an. Vier Personen werden schwer verletzt. Ein Passagier zieht die Notbremse. Der Zug hält in Heidingsfeld auf offener Strecke. Der Angreifer flüchtet aus dem Zug. Es ist kurz nach 21 Uhr. Er ist bewaffnet.

Im Städtle sind die Frauen auf dem Rückweg. "Wir haben über das Marmeladekochen gesprochen", sagt Hilde B. "Da waren doch diese wunderbaren Brombeeren." Diese schicksalhaften Brombeeren: "Hätten wir die Brombeerhecke nicht angeschaut, wären wir um die Ecke gewesen." So aber nimmt Hilde B. plötzlich hinter ihrem Rücken eine Bewegung wahr. Sie sieht in etwa 50 Metern Distanz einen jungen Mann. "Wir müssen die Hunde festmachen", sagt Hilde B. zu ihrer Nachbarin, die ein Stück entfernt steht, "da kommt jemand".
In den Augen des Angreifers sieht Hilde B. den Wahn lodern
Der Mann nähert sich schnell. Er wirkt aufgeregt. Vielleicht hat er sich verlaufen, denkt Hilde B. Sie fragt, ob sie helfen könne. Erst jetzt registriert sie in seinen Händen eine blutverschmierte Axt. Selbst da noch kein Misstrauen. Sie fragt besorgt: "Ist was passiert?" Sie glaubt, der junge Mann habe sich beim Holzmachen ins Bein gehackt. Ein Lagerfeuer, das machen die jungen Leute hier am Main doch öfter. "Na klar denke ich das."
Doch der Mann will kein Feuer machen. Er hebt den Arm und holt aus. Hilde B. schaut ihm in die Augen, und erst jetzt sieht sie darin den Wahn lodern. "Er schreit 'Allahu Akbar' und schlägt zu." Reflexartig weicht Hilde B. aus, wird an der Schulter getroffen und fällt nach hinten. Sie blickt in den wunderschönen Abendhimmel und denkt: "Das gibt's doch nicht. Ein Gotteskrieger."
Die Hunde bellen. Die Nachbarin flüchtet und schreit um Hilfe, und der Attentäter baut sich über seinem am Boden liegenden Opfer auf. Breitbeinig steht er da. "Wie im Horrorfilm", sagt Hilde B. Sie erinnert sich an keine Schmerzen. Sie erinnert sich daran, welchen Gedanken sie im Kopf hatte: "Jetzt werde ich von einer Axt erschlagen."
Im Todeskampf erwachsen Hilde B. ungeahnte Kräfte
Es ist aber auch der Moment, in dem die Kämpferin in Hilde B. erwacht. Als der Angreifer erneut ausholt, brüllt sie, tritt mit aller Kraft zu, hebt die Arme – und lenkt so den Schlag etwas ab. Sie erleidet dennoch einen Schädel- und Jochbeinbruch. Die Axt rutscht ab und ihr gelingt es, den Axtkopf mit den Händen zu greifen. Die scharfe Kante schneidet ihr in die Finger. Der Angreifer reißt die Axt los – und schlägt noch einmal zu. Wieder wehrt sich Hilde B., sie tritt und kann den Hieb abfälschen, er trifft den Bauch, eine Rippe bricht. Dann hört sie eine Stimme. "Jetzt hat er abgelassen. Er läuft Richtung Main."
Langsam dreht sie den Kopf und sieht im Dachfenster den Bewohner eines nahen Hauses. In die Rufe mischen sich Sirenen. Blaues Licht zuckt. Polizeiautos halten. Wie eine Wagenburg stehen sie da. "Erst da habe ich mich sicher gefühlt", sagt Hilde B. Ihre Wunden werden von Polizistinnen erstversorgt. Noch immer spürt sie keinen Schmerz: das Adrenalin.
Der Angreifer flüchtet in die Mainauen, wo er von Spezialeinsatzkräften der Polizei erschossen wird. Ein Bekennervideo von ihm taucht auf, bei Durchsuchungen seines Zimmers werden Schriftzeichen der Terrororganisation IS gefunden. Die Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe zu den Hintergründen dauern bis heute an.
Das erste Gespräch mit Hilde B. findet am 22. Juni 2021 statt. Fünf Jahre nach dem Attentat fühlt sie sich in der Lage, ihre Geschichte öffentlich zu erzählen. Sie möchte den Helferinnen und Helfern Danke sagen. Sie findet aber auch, dass den Tätern in den Medien zu viel Raum eingeräumt wird – und den Opfern zu wenig. Sie möchte ihren Teil dazu beitragen, dass sich das ändert. Das Gespräch in der Redaktion kostet Kraft. Es wird ein weiterer Termin vereinbart: 28. Juni.
Was da noch niemand wissen kann: Am 25. Juni 2021 ersticht ein psychisch gestörter somalischer Flüchtling am Würzburger Barbarossaplatz drei Frauen. Die Tat erschüttert Deutschland. Das zweite Gespräch mit Hilde B. findet statt, aber sie und die Redaktion vereinbaren, die Veröffentlichung auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Der Zeitpunkt passt nicht. Und: Zuviel spült diese neue Tat wieder nach oben.

Wenn Hilde B. über den Angriff auf sie spricht, schwingt in den Worten keine Wut mit. Sie hat ihr neues Leben angenommen. Sie sagt mit fester Stimme: "Ich habe mich gewehrt." Nur so sei es ihr möglich gewesen, die Schläge abzulenken. "Es war ein Kampf auf Leben und Tod. Ich habe gewonnen. Es ist unglaublich, welche Kräfte ein Mensch im Überlebensmodus freisetzen kann."
Das ist ihr eine wichtige Botschaft: Wehrt euch!
Noch in der Nacht des Angriffs wird sie in der Würzburger Uniklinik am Kopf operiert. Weitere Operationen folgen in den darauffolgenden Tagen. Schulter. Gesicht. "Was nach so vielen Jahren übrig ist, ist Dankbarkeit", sagt Hilde B.. Der Rettungsdienst, die Polizei, die Ärztinnen und Ärzte, "sie haben mir das Leben gerettet", sagt sie und schließt all die bekannten und unbekannten Helferinnen und Helfer in ihren tief empfundenen Dank mit ein. "Es muss ja irgendjemand vorher Blut gespendet haben." Blut, das ihr transfundiert wird.
Der erste Wunsch von Hilde B. am Krankenbett: Apfelkuchen
Sie erhält starke Medikamente und beschreibt ihren Zustand über einige Tage als "zwischen den Welten". Als sie aufwacht, ist ihre Tochter am Krankenbett und fragt ihre Mutter, ob sie irgendetwas benötige. Sie antwortet: "Apfelkuchen mit Schlagsahne." Denn Apfelkuchen mit Schlagsahne, findet Hilde B., "ist ein Grund, um das Leben schön zu finden".
Im Würzburger Universitätsklinikum fühlt sie sich sehr gut umsorgt und abgeschirmt vor den Boulevardjournalisten, die die Tat nach Würzburg gezogen hat. Samstags ist in der Klinik ein Gottesdienst für Patienten. Ein Seelsorger ist da, zwei Frauen singen und spielen Gitarre. Hilde B. hat massive Verletzungen am Kiefer und am Mund, aber in diesem Gottesdienst registriert sie, dass sie noch singen kann. In die Bitternis ihrer Situation mischt sich Freude. Zum ersten Mal seit dem Angriff beginnt sie zu weinen.
Wo fängt der eine Schmerz an, wo hört der andere auf?
Es beginnt das Danach, der Weg zurück ins Leben. Zwei Wochen nach der Tat wird Hilde B. aus dem Krankenhaus entlassen. Es ist Anfang August 2016. Arzt- und Klinikbesuche sind an der Tagesordnung, sie benötigt starke Schmerzmittel. Aber sie hat ein Ziel: Im Oktober möchte sie wieder arbeiten, "weil ich ein wichtiges Projekt am Laufen hatte". Sie erinnert sich, wie fassungslos die Kolleginnen und Kollegen gewesen sind, als sie im Büro auftaucht. Drei Wochen hält sie durch. Dann werden die Belastungen zu groß. "Ich hatte so schon große Schmerzen. Aber mit der kalten Jahreszeit wurde es noch schlimmer."
Ein Phänomen, das sich seither jeden Winter wiederholt. Dennoch unternimmt Hilde B. Anfang 2017 einen neuen Versuch. "Ich war doch irgendwie immer ein Zugpferd gewesen", sagt sie und fordert sich auf: Hopp, das schaffst du doch! Aber sie schafft es nicht. Die Schmerzen. Wo fängt der eine Schmerz an, wo hört der andere auf?

Nach einer erneuten Schulter-OP im Frühjahr 2017 geht Hilde B. für drei Wochen in eine orthopädische Rehaklinik nach Bad Kissingen. "Dort kam's dann auf einmal hoch", sagt sie. Lange habe sie nicht wahrhaben wollen, was sie eigentlich hätte wissen müssen: "Dass irgendwann eine psychische Krise kommt." Jetzt war sie da. "Ich habe gespürt, dass mir der Stecker gezogen wird." Das Zutrauen schwindet und "es kamen zunehmend Ängste dazu". Abendspaziergänge mit dem Hund sind nicht mehr möglich. "Ich bin immer unsicherer geworden. Viele Wege habe ich gemieden, weil ich dachte, jeden Moment springt jemand aus dem Gebüsch."
Hilde B. schwinden die Kräfte: Wie eine Alge ohne Wasser
Die Menschen in ihrer Umgebung sehen immer noch die starke Hilde. Sie selbst sieht ihre Kräfte schwinden. "Ich habe mich gefühlt wie eine Alge, die man aus dem Wasser nimmt." Ihr Leben fällt in sich zusammen. Zu den Schmerzen, zu den Arztbesuchen, zu den Operationen kommen Auseinandersetzungen mit Versicherungen und Rentenkassen. Und Existenzfragen. Wie lange läuft das Krankengeld? Gibt es Entschädigung? Wer übernimmt Kosten?

Hilde B. ist dankbar dafür, dass sie in dieser Zeit Beistand erfährt: Die Opferschutzbeauftrage der Würzburger Polizei ist eine wertvolle Hilfe, Oberbürgermeister Christian Schuchardt setzt sich ein, Ärztinnen und Ärzte kümmern sich äußerst fürsorglich. "Das hat mich alles tief berührt", sagt sie. Familie und Freundinnen und Freunde geben ihr Halt, stehen ihr bei. Doch manchmal überlegt sie, einfach wegzuziehen. "Aber wo soll ich hin? Dann wäre die Sicherheit ja ganz weg." Was einen hält, findet sie, ist das Vertraute.
In der Traumatherapie lernt sie, mit den Schmerzen und Ängsten umzugehen
Für Hilde B. gehen die Tage der Schmerzen weiter. Aber es gibt Lichtblicke. Sie erhält eine Entschädigung, ihr wird eine Erwerbsminderungsrente zugesprochen und nach schier endlosen Auseinandersetzungen der Leistungsträger über die Finanzierung wird ihr 2020 eine Therapie in der Traumaklinik Waldschlösschen in Dresden bewilligt. Die Wochen in Sachsen sollen Hilde B. stabilisieren, ihr Leben wieder in erträglichere Bahnen lenken. Die Therapie ist sehr anstrengend. Aber sie tut ihr vor allem eines: gut.
In Dresden lernt Hilde B. zu akzeptieren, dass sie wohl nie wieder wird arbeiten können. Gartenarbeit. Gitarrespielen. Radfahren. Sie weiß nun, dass sie diese geliebten Hobbys wird aufgeben müssen. Aber sie hat andere. Sie singt im Chor. Und sie lernt Strategien, um mit ihren Schmerzen und Ängsten umzugehen.
Wenn ihr beim Spazierengehen ein Mann entgegenkommt und etwas in der Hand trägt, "dann durchflutet es einen wirklich von unten nach oben". Sie schaltet in solchen Situationen den Kopf ein: Abstand halten. Langsam laufen. Nicht den Rücken zudrehen. Selbst Begegnungen mit Bekannten können für Opfer zur Belastung werden.
Wie geht's? Solche gutgemeinten Fragen findet Hilde B. schwierig, wie sie sagt: "Was soll ich darauf antworten?" Gut. Geht schon. Das wäre nur die halbe Wahrheit. Sie hat sich antrainiert, ehrlich zu sein.

Es dauert drei Jahre. Im Juni 2024 kommt es zum Wiedersehen mit Hilde B. in einem Biergarten. Sie kommt vom Singen. Zweimal in der Woche singt sie ehrenamtlich mit Bewohnerinnen eines Seniorinnenwohnheims. Die Schmerzen sind noch da. Aber auch ihr Lächeln. Sie erzählt von einem Besuch mit ihren erwachsenen Kindern in Berlin am 11. März. Sie war von der Bundesregierung eingeladen zum "Nationalen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt". Eine würdevolle Veranstaltung. Aber auch ein Tag, der Augen öffnet. So viel Leid. Hanau. Breitscheidplatz. NSU-Morde. Der Extremismus zieht eine Spur durch Deutschland.
Aus den beiden Gesprächen im Sommer 2021 existiert eine vierstündige Aufnahme. Jetzt sieht sich Hilde B. stark genug für eine Veröffentlichung. Das Thema ist aktueller denn je: Der Messerangriff eines syrischen Flüchtlings und IS-Attentäters in Solingen mit drei Toten im August versetzt das Land in Schock. In einer E-Mail schreibt Hilde B., dass sie sich müde und traurig fühle. Acht Jahre seien vergangen seit dem ersten IS-Angriff hierzulande, bei dem sie eines der Opfer war. Doch einen geordneten Plan für Migration und vor allem Integration habe Deutschland noch immer nicht.
Hilde B. hat ihre Geschichte erzählt. Die Geschichte einer mutigen und schönen Frau. Eine Geschichte mit tiefen Narben. Eine Geschichte aber auch, in der die Zuversicht und die Dankbarkeit das Dunkle überstrahlen. "Ich habe gelernt, damit zu leben", sagt sie. Natürlich mache der Schmerz mürbe. Natürlich habe sie depressive Phasen. "Aber ich stehe aufrecht und gehe etwas Neuem entgegen." Sie hat ihren Weg gefunden. Wie hat sie noch gesagt? "Ich habe gewonnen." Nicht der Hass.
Es war irgendwann beim Einkaufen, als Hilde B. in einem Supermarkt in Heidingsfeld auf einen jungen Mann mit Migrationshintergrund trifft. "Ich muss ihn mit den Augen fixiert haben." Die Situation ist kurz angespannt. "Da lächelt er mich plötzlich an – und ich lächele zurück." Die Geschichte könnte nun mit einem Lächeln enden. Hilde B. sagt: "Ich brauche wahrscheinlich 1000 solcher Erlebnisse, bis das andere verblasst."
Der Autor über die Recherche

Ich bin selbst Schmerzpatient und kenne auch, gerade in der Winterzeit, Depressionen...
Aber diese Frau ist, trotz dieser furchtbaren Vorgeschichte und Schmerzen, positiv und Lebensfroh ...
Wahnsinn und bewundernswert!!!
Auch das sie ihre Helfer dabei nicht vergisst, toll!!
Und das dich die Redaktion nicht bei ihr aufgedrängt hat und sie entscheiden ließ, bis die bereit für die Berichterstattung ist.
Danke dafür!!
Von Herzen liebe Grüße
Auch danke ich ihr für die gezeigte Dankbarkeit ihren Helfern gegenüber, speziell den Ersthelfern aus den Reihen unserer Polizei.
Bei so viel Leid kann ich den Lebensmut der Unbekannten nur bewundern und ihr aumunternd alles Gute und hoffentlich noch viel Schönes im weiteren Leben wünschen.
Und allgemein möchte ich feststellen, daß, wie die Unbekannte weise sagt, " unser Leben schön aber nicht einfach ist ", von vielen unserer Gesellschaft als "einfach" eingestuft wird und diese Einstufung unsere Wehrhaftigkeit erlahmen läßt!
Erinnern wir uns an die wichtige Botschaft der mutigen Frau:"Wehrt euch!"