
Wann es losging, kann er ziemlich genau sagen. Auf Datum und Uhrzeit genau. 27. Juli 2018, ab 19:15 Uhr ereignet sich die mit 103 Minuten längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhundert. Max Primas steht damals in Ochsenfurt mit den Nachbarn im Garten und schaut in den Abendhimmel. Totalität, Blutmond: "Irre, das selbst zu sehen, einfach mit dem Fernglas."

15 ist Max Primas damals, Realschüler, und die Fotos, die er mit seiner simplen Kompaktkamera vom finsteren Mondspektakel macht, findet er verblüffend gut. Was gibt's denn noch drumherum, fragt er sich. Wie viel von den Himmelskörpern sieht man nachts?

"Da hat die Begeisterung begonnen", sagt Max Primas. Heute fotografiert der 20-Jährige Details vom Mond, macht mit der Spiegelreflexkamera und Belichtungszeit von 104 Minuten die Bewegung der Sterne sichtbar und nimmt an der Sternwarte Weikersheim mit dem Spiegelteleskop die Planeten unseres Sonnensystems auf. Und er freut sich über Neumond: "Optimal!"



Weil's dann endlich mal dunkler ist. "Wenn jeder sagt, es ist dunkel, ist es für den Astrofotografen noch hell. Dunkel ist es circa zwei Stunden später." Abgelegene Lage, weniger Lichtverschmutzung sind mit ein Grund, warum der IT-Systemelektroniker nicht an der Volkssternwarte Würzburg in den Verein eintrat. Sondern Mitglied wurde in der Astronomischen Vereinigung Weikersheim im benachbarten Main-Tauber-Kreis.


Die Weikersheimer Sternwarte liegt zwei Kilometer außerhalb des Städtchens, auf dem Karlsberg am Planetenweg. Und sie hat unter ihren beiden Kuppeln ein umfangreiches Instrumentarium: Spiegelteleskope, Refraktoren, Newton-Teleskope. Mit den Geräten lassen sich – visuell und fotografisch – Planeten beobachten, die Oberfläche und Protuberanzen der Sonne. Und Deep-Sky-Objekte wie Kugelsternhaufen, Galaxien und Nebel außerhalb unseres Sonnensystems.


In eigene Instrumente und Kameras hat Max Primas inzwischen auch einiges investiert. Sein Tipp für Astro-Anfänger und Interessierte: "Erst mal ein gutes Fernglas kaufen!" Da habe man mehr Freude dran als an einfachen Teleskopen mit kleinem Preis, aber wackliger Konstruktion. "Sonst sinkt die Begeisterung gleich wieder."


Ihn selbst hatte die Faszination Universum nach jener Nacht mit totaler Mondfinsternis nicht mehr losgelassen. Den Anfang seiner Ausstattung machte ein Zufallsfund, ein Teleskop auf dem Flohmarkt. Es folgten: elektronisch gekühlte Kameras, Teleskope mit Spezialfilter, Konstruktionen für Langzeitbelichtungen und Zeitrafferaufnahmen.

Sein Lieblingsbild ist der Ausschnitt des Cirrus-Nebel-Komplexes. Belichtungszeit: zehn Stunden. Für solche spektakulären Bilder steht der 20-Jährige auch in den Wintermonaten – "die Atmosphäre ruhiger, länger dunkel" – nächtelang bei eisigen Temperaturen in Ochsenfurt im Garten.

An der Sternwarte in Weikersheim kann man Max Primas und andere Vereinsmitglieder übrigens regelmäßig treffen und über Astronomie und Astrofotografie ausfragen: Jeden ersten Samstag im Monat einfach vorbeikommen, bei klarem Wetter in den Himmel über dem Taubertal gucken – und vielleicht sogar Sternschnuppen sehen. Ab 20 Uhr, open end.
Infos: www.sternwarte-weikersheim.de