Holger Metzger nennt seinen Biergarten mittlerweile „Der Brückenbaron“. Auch er wird inzwischen von Freunden so angesprochen. Klingt überheblich. Ist es aber nicht. Lange hat der 41-Jährige nach einen Namen für seinen Biergarten im Ochsenfurter Gau gesucht. „Zur gemütlichen Brücke“ war ihm zu gewöhnlich. Und so recht würde das auch nicht zur alten stählernen Segnitzer Mainbrücke passen, die jahrelang über den Main führte. Brückenbaron ist irgendwann über Nacht entstanden. Mit dem Wort werden verarmte Adelige bezeichnet, die im Mittelalter unter der Brücke geschlafen haben. Und damit Brückenbarone auch ihr Plätzchen finden, wird neben der Bar ein altes Bett aufgestellt. Unter der Brücke wär's ein bisschen arg nass.
An jeden Anschluss gedacht
Holger Metzger hat eine Gruppe Kommunalpolitiker zu Besuch. Und die sind bass erstaunt. Vor allem, dass der gelernte Elektromechaniker bei diesem gigantischen Projekt wohl an alles gedacht hat. Vom Anschluss fürs Wohnmobile, über diverse Auflademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge bis hin zum Kneipp-Becken für heiße Sommertage. „Gibt es eigentlich etwas, an das Du nicht gedacht hast“, fragt einer aus der Gruppe. Der Brückenbaron zuckt die Schultern. Es fällt ihm erst mal nichts ein. Selbst den Hintereingang für die Bühne und eine Garderobe für die Künstler hat er eingeplant.
Eigene Strom- und Wärmeversorgung
Viel Wert legt Holger Metzger auf seine Unabhängigkeit. Biergarten und Restaurant hat er so konzipiert, dass alles energieautark funktioniert. Denn der gelernte Elektromechaniker glaubt nicht an eine störungsfreie Stromversorgung in den nächsten Jahren. „Ein Stromanschluss ist nicht zeitgemäß“, sagt er und setzt auf den Inselbetrieb. So werden alle nicht einsehbaren Dächer zu Fotovoltaikflächen.
Der erzeugte Strom wird gespeichert und soll alle elektrischen Geräte auf dem 1,6 Hektar großen Areal versorgen. In den Spitzenzeiten wird ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk zugeschaltet, das auch bei einem Totalausfall anspringen soll.
Wasser aus dem eigenen Brunnen
Die benötigte Wärme für alle Gebäude erzeugt Metzger mit einer Hackschnitzelheizung. Über Fernwärmeleitungen wird sie unterirdisch verteilt. Auf Hackschnitzel setzt Metzger nicht nur, weil es ein nachwachsender Rohstoff ist. Hier kann er auch die Auswahl des Energieträgers beeinflussen – und sich für regional erzeugte Hackschnitzel entscheiden. Auch bei der Trinkwasserversorgung ist Metzger unabhängig. Das Wasser kommt aus dem eigenen Brunnen, der bereits sein Wohnhaus, eine alte, renovierte Mühle versorgt. „Das Wasser muss sowieso regelmäßig untersucht werden“, sagt er und fügt hinzu: „Die Qualität ist ausgezeichnet.“
Regionales und oberfränkisches Bier
Ob er denn auch unabhängig bei der Auswahl der Brauereien bleiben möchte, weiß Metzger noch nicht. „Die laufen mir gerade die Türe ein“, sagt er. Ein Bekannter führe die Verhandlungen. Er selbst will sich da nicht einmischen. Sicher scheint, dass ein regionales Bier ausgeschenkt wird. „Wir haben hier im Umkreis von 20 Kilometer sehr gute Brauereien“, sagt der künftige Biergartenbetreiber – und lässt offen, wer den Zuschlag bekommt. Auf jeden Fall sollen auch oberfränkische Biere ausgeschenkt werden. Schließlich gelten auch die Bamberger Biergartenregeln. Das bedeutet, die Gäste dürfen sich ihre Brotzeit selbst mitbringen. Und wer das nicht will, der kann sich auf regionale Spezialitäten aus der Küche freuen.
Mit dem Oldtimer-Shuttle in die Provinz
Ein Biergarten in der Provinz, 20 Minuten Fahrzeit von Würzburg entfernt: Kann das funktionieren? Holger Metzger sieht die Entfernung nach Würzburg gar nicht so problematisch. „Wenn es angenommen wird, dann läuft das auch“, sagt er. Und dabei wabert schon wieder eine spinnerte Idee in seinem Kopf herum. Einen Shuttle-Service zwischen Würzburg und Bolzhausen könne er sich schon vorstellen.
Aber wenn, dann muss es eine besondere Dienstleistung sein. „Ein Oldtimer-Shuttle – das wäre mein Traum“, grinst der Brückenbaron. Und wenn irgendwann alles ganz gut läuft, dann gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe des Biergartens. „Wenn's funktioniert mach' ich ein 40-Betten-Haus auf“, lässt er seinen nächsten Einfall vom Stapel.
Metzger arbeitet fast rund um die Uhr im Biergarten. Seine Familie unterstützt ihn dabei. Und nach Feierabend geht es an den Schreibtisch. Anträge schreiben, Genehmigungen einholen, Pläne zeichnen. „Aber alles kann man nicht in einem Plan festhalten“, sagt er. Vieles werde vor Ort entschieden. „Jeden Stein kenne ich mittlerweile persönlich“, schmunzelt der 41-Jährige.
Herrlicher Ausblick auf unberührte Natur
Was sich vielleicht etwas dilettantisch anhören mag, widerlegt die Realität. Jeden Tag verändert sich etwas im Biergarten. Gerade sind die Handwerker dabei, die Kacheln in den Toiletten zu verlegen. „Wir sind voll und ganz im Zeitplan“, sagt Holger Metzger, der Brückenbaron. Das große Restaurant mit seinem 380 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal hat inzwischen auch seine Glasverkleidung bekommen.
Wer hier sitzt, wird einen herrlichen Ausblick auf unberührte Natur haben – und dabei stets auf die alte Segnitzer Mainbrücke blicken. Auch hier können die Gäste sitzen. Metzger denkt gerade über eine Glasverkleidung nach, damit sich die Restaurantbesucher auch bei Wind oder schlechtem Wetter auf der Brücke wohl fühlen können.
Eröffnung in Etappen
Thomas Eberth, der CSU-Kreisvorsitzende, ist in der Gruppe der Kommunalpolitiker und begeistert. „Die spannende Frage wird nun sein: Schafft es die Region, so ein gigantisches Projekt am Laufen zu halten?“ Aber auch dafür hat Metzger einen Plan. Er will nicht alles Schlag auf Schlag öffnen, sondern in Entwicklungsphasen. Zuallererst wird der Veranstaltungsbereich eröffnet. Viele buchen ihre Hochzeitsfeier beim Brückenbaron. Andere wollen in der Abgeschiedenheit tagen. Eine Firma möchte sogar ihr neues Auto auf der Brücke präsentieren. Danach ist der Biergarten dran – erst einmal nur von Mittwoch bis Sonntag. Letzter Schritt wird schließlich die Vollgastronomie sein, das heißt, während der Öffnungszeit des Restaurants wird auch warmes Essen angeboten. Metzger setzt dabei auf die regionale Küche. Und er schafft Arbeitsplätze in der Region. „Wenn alles gut läuft, werden hier mal zwischen zehn und zwölf Personen beschäftigt sein.“
Bis dahin ist noch viel zu tun. Jeden Tag verändert sich etwas im Biergarten. Schon jetzt strömen die Menschen fast jeden Sonntag zum Brückenbaron, um sich auf der Baustelle umzuschauen. Als eine verrückte Idee hatten viele Metzgers Pläne anfangs bezeichnet.„Für verrückt hält mich jetzt nur noch mein Vater“, sagt er und schafft weiter.