Holger Metzger ist ein smarter, junger Mann mit spinnerten Ideen. Ein Manager-Typ, der anpackt, nicht lange um den heißen Brei redet. Vor sechs Jahren hat er kurzerhand zugegriffen und die rostigen Stahlteile der abgebauten Mainbrücke von Segnitz (Lkr. Kitzingen) gekauft. „Ich kann bis heute nicht begreifen, warum ein solches Monument der Zeitgeschichte verschrottet werden sollte“, sagt er und freut sich, dass ein Teil der Brücke nun wieder aufgebaut ist – als Terrasse für ein fränkisches Wirtshaus, bei Bolzhausen mitten im Ochsenfurter Gau.
Holger Metzger kommt aus Bolzhausen. Einem 120-Einwohner-Dorf im südlichen Landkreis Würzburg, Ortsteil von Sonderhofen. Vor zwei Jahren ist er hier für die CSU als Bürgermeisterkandidat angetreten, scheiterte aber. Beruflich hat der 41-Jährige Karriere gemacht, war Mitglied der Geschäftsführung eines namhaften Unternehmens, engagierte sich bei den Wirtschaftsjunioren. 2014 wurde er sogar deren Landesvorsitzender.
Segnitzer Mainbrücke spielt Hauptrolle in Metzgers Plänen
Rund um Bolzhausen dominieren Wiesen und Felder die weite Landschaft. Der Schmalenbach schlängelt sich durch die Flur. Einen Fluss wie den Main gibt es nicht. Wozu dann aber eine Mainbrücke? Holger Metzger bekam diese Frage oft gestellt. Denn sechs Jahre lagen die kolossalen Stahlteile auf einer Wiese neben einer wenig befahrenen Landstraße. „Sie ist für gastronomische Zwecke gedacht“, antwortete er zunächst lapidar und traf auf ungläubiges Stauen. Holger Metzger lächelte nur. Natürlich weiß er, dass viele im Dorf ihn für spinnert halten. Erst recht, als sie mehr von seinen Plänen erfahren.
Im Ochsenfurter Gau will der junge Mann aus Bolzhausen einen Biergarten samt See und Kulturbühne entstehen lassen. Die ehemalige Segnitzer Mainbrücke spielt dabei die Hauptrolle. Sie ist quasi das tragende Element und wird die 51 Meter lange Terrasse für das Restaurant. Allein dieses hat mit einem 380 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal schon gigantische Ausmaße. Eine verrückte Idee, sagen viele. Holger Metzger hält sie für clever.
Geplant hat der ehemalige Geschäftsführer alles selbst. Pläne zu zeichnen ist sein Hobby. Es macht ihm Spaß. Der 41-Jährige ist Architekt und Bauleiter zugleich. Und er packt selbst mit an. Zeit zum Reden hat er kaum. Gleich wird er wieder irgendwo auf der Großbaustelle gebraucht. Am Donnerstag ganz besonders.
Der spannendste Augenblick
Schon von weitem sind an diesem Tag die weit ausgefahrenen Arme zweier Schwerlastkräne zu sehen. Sie sollen die 90 Tonnen schwere Brücke, die in den letzten Wochen wieder zusammengeschweißt wurde, in ihre endgültige Position über einen künstlich angelegten See hieven. Metzger ist aufgeregt. „Es kribbelt im Bauch“, sagt er. Die ganze Nacht habe er nicht geschlafen. „Klappt auch alles?“ „Passt die Brücke auf die Pfeiler?“ Immer wieder geistern diese Fragen durch seinen Kopf.
Dann der spannende Augenblick. Die Kräne heben die Brücke an, schwenken vorsichtig nach links und setzen die 90 Tonnen schweren Stahlteile langsam auf die ursprünglichen Muschelkalkstützen ab. Auch die Steine, auf denen die Brücke einst ruhte, hat Metzger gekauft.
Metzger prüft alles sorgfältig. Als alles niet und nagelfest ist, atmet er auf. Jetzt fällt all die Anspannung von ihm ab. „Also“, sagt er. „Ich hab's doch immer gewusst“, ruft er jenen zu, die seine verrückten Pläne bisher für Luftnummern hielten. Dann steigt er wieder auf den Radlader und kümmert sich um die nächste Baustelle auf dem riesigen Areal. Das 1,6 Hektar große Feld ist längst kein Acker mehr. „Es ist eine riesige Spielwiese. Um den künstlich angelegten See herum wird der Biergarten seinen Platz finden. „Ausgeschenkt wird natürlich auch Bamberger Bier und die Leute dürfen ihre Brotzeit mitbringen“, sagt er in Erinnerung an seine Lehrzeit in der oberfränkischen Stadt. Zum Biergartenbereich gehört auch eine Bühne. Musiker und Kabarettisten sollen auftreten.
Ein Biergarten im Nichts - Kann das funktionieren?
Metzger hat ein Faible für alte historische Baumaterialien. Felsen, Natursteinwege, alte Backsteine im Loungebereich, ein alter Dachstuhl aus einem Fachwerkhaus sind kleine Details, auf die er wert legt. Sogar ein Kneipp-Becken aus Muschelkalksteinen gibt es. Die Brücke soll auch ihren alten Charme behalten. „Gerade das grüne Alte gibt ihr ein besonderes Flair“, sagt er. Also werden die alten Stahlteile einmal sandgestrahlt statt neu lackiert.
Ein Biergarten im Nichts. Kann das funktionieren? Metzger ist Idealist. Er glaubt an sein Projekt und setzt auf die idyllische Landschaft. „Der Blick, die Natur, die Ruhe – danach sehnen sich die Städter“, sagt er. „Und hier finden Sie auch einen Parkplatz.“ Außerdem setzt er auf den Gaubahnradweg, der Main und Tauber miteinander verbindet und am Biergarten vorbeiführt.
Und Metzger hat noch einen Trumpf im Ärmel. Neben dem Eingang will er eine Kapelle bauen. „Wenn der Pfarrer mitspielt, kann hier sogar geheiratet werden“, lächelt er. Für Juni 2017 ist das Restaurant bereits für die ersten Hochzeitsfeierlichkeiten gebucht. Ob Braut und Bräutigam sich aber auch im Biergarten das Ja-Wort geben, steht noch nicht fest.