Weit und breit kein Fluss. Nur der Schmalenbach schlängelt sich durch den Grund und plätschert leise vor sich hin. Ab und an fährt mal ein Auto vorbei. Eines in der Viertelstunde. Auf der schmalen Straße von Bolzhausen nach Sonderhofen ist kaum Verkehr.
Etwa auf der Hälfte der Strecke wohnt Holger Metzger in der Wiesenmühle. Ein schmaler, gepflasterter Weg führt zu seinem neu gebauten Haus. Besucher werden überrascht, denn zwei Dinge stechen sofort ins Auge: Eine große, gusseiserne Kirchturmglocke und die Kupferhaube eines Sudkessels, die als Überdachung für den Kleinwagen dient.
Holger Metzger hat eine Marotte für Nostalgisches. Sein neuester Spleen ist die Alte Segnitzer Mainbrücke, die einer neuen weichen musste und abgerissen wurde. 51 Meter davon hat der Mann aus Bolzhausen gekauft.
Die Kolosse aus Stahl fallen auf. Sie wirken mächtig und stehen wie Soldaten in Reih und Glied. Sie passen so gar nicht in das idyllische Landschaftsbild des Gaus. Trotzdem stehen sie da. 120 Tonnen rostiger Stahl. Ist Holger Metzger vielleicht verrückt? „Nein“, sagt er und schüttelt heftig mit dem Kopf. Oft ist er an der Brücke vorbeigefahren, erzählt er. Als er dann die Teile so einfach da liegen sah, schossen ihm verschiedene Ideen durch den Kopf, Pläne entstanden und wurden wieder verworfen. Dabei ist er weder Architekt, Bauzeichner oder Ingenieur. Der 35-Jährige verdient sein Geld in der Logistikbranche. Bei der Firma Opitec in Sulzdorf ist er Mitglied der Geschäftsführung. Also doch clever.
Sechs Schwertransporter
„Ich kann nicht verstehen, dass weder die Segnitzer noch die Marktbreiter Interesse daran hatten, die Stahlteile stehen zu lassen“, sagt er und schüttelt wieder mit dem Kopf. „So ein Monument der Zeitgeschichte reißt man doch nicht einfach weg!“ Schnell entscheidet er sich und schlägt zu. Sechs Elemente, eines hat ein Gewicht von 21 Tonnen, lässt er von sechs Schwertransportern nach Bolzhausen transportieren. Dazu kauft er noch 500 Tonnen Steine, die einst die Stützen der Brücke waren.
„Eigentlich schon verrückt“, lächelt der junge Mann. Und er weiß genau, was böse Zungen sagen: Das Zeug wird jetzt zehn Jahre hier rumliegen und dann wird es eh' Schrott, werden sie spötteln. Er will ihnen das Gegenteil beweisen und schwärmt von seiner Idee. Hier auf dem Feld hinter der Wiesenmühle sollen die Steine wieder aufgebaut werden und die Brückenelemente tragen. Nur, dass keine Autos mehr darüber fahren. Warum auch? Es gibt ja hier auch keinen Fluss.
Stattdessen möchte Holger Metzger die Brückenelemente zu einer Terrasse zusammenstellen und darauf ein Restaurant eröffnen. Und unter der Brücke soll ein Biergarten entstehen – „mit Bamberger Bier und die Leute dürfen ihre Brotzeit mitbringen“, sagt er in Erinnerung an seine Lehrzeit in der oberfränkischen Stadt.
Aber das ist noch lange nicht alles. Der smarte junge Mann hat noch einen Trumpf im Ärmel. Zwei alte Fachwerkhäuser will er noch neben der Brücke aufbauen. „Die stehen bereits leer, werden abgebaut und hier wieder originalgetreu aufgebaut“, sagt er. Mehr möchte er noch nicht verraten. Die Skizzen hat er alle im Kopf. Bauen ist sein Hobby, seine Leidenschaft. Dazu kommt ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. „Mir fällt es leicht, solche Pläne zu machen“, sagt er und zeichnet gleich eine Skizze in den Reporterblock.
Dass Restaurant und Biergarten laufen werden, davon ist Holger Metzger überzeugt. Der Gaubahnradweg führt daran vorbei, der Blick, die Ruhe, die Idylle könnten Erholungssuchende anziehen. „Man muss den Leuten etwas Besonderes bieten. Dann nehmen sie es auch an“, sagt er zuversichtlich. Im Sommer 2013 könnte alles fertig sein.
Und er hat wohl auch schon mit Kreispolitikern über sein Vorhaben gesprochen. „Die sind offen für Projekte, die die Region bereichern“, hofft er auf Unterstützung.