WÜRZBURG
Zimmerer: Presseberichte von 1962 bis 1984 (29/52)
7. November 1964, Fränkisches Volksblatt:
Der Stadtrat gab ein gutes Beispiel für andere Städte
"Die Stadt Würzburg erklärt sich angesichts der ungeheuren Opfer der israelitischen Gemeinde bereit, eine den Bedürfnissen der israelitischen Kultusgemeinde entsprechende Synagoge zu bauen. (…)". Diesen Beschluss fasste der Stadtrat auf Vorschlag von Oberbürgermeister Dr. Zimmerer (…). Anlass dazu bot die Tatsache, dass die israelische Kultusgemeinde die Stadt Würzburg um einen Zuschuss für den Neubau der Synagoge gebeten hatte. Motiv des OB-Vorschlages war die Überlegung, das Unternehmen als Leistung der Stadt außerhalb der gesetzlichen Wiedergutmachung durchzuführen.
Der Stadtrat billigte diesen Vorschlag Dr. Zimmerers und fasste den Entschluss fast einmütig. "Wir stimmen gern zu", sagte Dr. Franz Gerstner für die CSU-Fraktion, "und freuen uns über ein solches Entgegenkommen. Der Bau der Synagoge ist kein geeignetes Objekt für viele Worte. Aber wir begrüßen es, dass die Chance genutzt wird, unseren jüdischen Mitbürgern eine solche Geste zu machen."
Stadtrat Hilpert erinnerte namens der SPD-Fraktion an das furchtbare Geschehen vor genau 26. Jahren. Es sei ebenso zweckmäßig wie sinnvoll, den jüdischen Mitbürgern diese Geste anzubieten. In dieser Angelegenheit wäre es nicht angebracht, um 100.000 DM zu feilschen. Mit dem Beschluss und Entschluss gebe der Würzburger Stadtrat ein gutes Beispiel für andere Städte. Die Bevölkerung billige diesen Entschluss, weil ein anständiger Teil 1938 die damalige Aktion nicht billigte.
Auch Stadtrat Theiß (FDP) begrüßte die "hochherzige Tat im Sinne der Wiedergutmachung". Hier dürften keine fiskalischen Gesichtspunkte im Vordergrund stehen. Die Bürgerschaft werde den Entschluss des Stadtrates in rechter Weise würdigen.
Stadtrat Blenk (FWG) zeigte sich indessen nur zu einem Zuschuss von 100.000 DM bereit. Stadtrat Stein, von der gleichen Fraktion, der eingangs jeden Verdacht einer antisemitischen Einstellung zurückwies, sprach sich ebenfalls gegen den OB-Vorschlag aus, "weil er weder Kollektivschuld noch Kollektivsühne anerkenne".
"Das Gewicht unseres Beschlusses", so schloss Oberbürgermeister Dr. Zimmerer, "macht jede Debatte überflüssig." Die Maßnahme bedeute keine Anerkennung der Kollektivschuld, aber es gäbe wohl eine Kollektivteilnahme am Schicksal unserer jüdischen Mitbürger.
Gegen drei Stimmen der FWG wurde schließlich der Beschluss gefasst. Damit erhält die israelitische Kultusgemeinde wieder eine Synagoge. Ihre im September des Jahres 1841 vollendete und feierlich eingeweihte Synagoge in der Domerschulstraße auf einem Teil des früheren Hofes "Zum großen Fresser" wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in der von Goebbels organisierten "spontanen" Barbarei zerstört und später zweckentfremdet.
Der Stadtrat gab ein gutes Beispiel für andere Städte
Die Stadt Würzburg baut eine neue Synagoge
Vorschlag des Oberbürgermeisters fand die Zustimmung des Stadtrates – Für ganz Unterfranken von Bedeutung
"Die Stadt Würzburg erklärt sich angesichts der ungeheuren Opfer der israelitischen Gemeinde bereit, eine den Bedürfnissen der israelitischen Kultusgemeinde entsprechende Synagoge zu bauen. (…)". Diesen Beschluss fasste der Stadtrat auf Vorschlag von Oberbürgermeister Dr. Zimmerer (…). Anlass dazu bot die Tatsache, dass die israelische Kultusgemeinde die Stadt Würzburg um einen Zuschuss für den Neubau der Synagoge gebeten hatte. Motiv des OB-Vorschlages war die Überlegung, das Unternehmen als Leistung der Stadt außerhalb der gesetzlichen Wiedergutmachung durchzuführen.
- Die Skandale des Dr. Zimmerer
- Kommentar: Keine Straße für Helmuth Zimmerer
- Dokumentation: Zimmerers Doktorarbeit
Der Stadtrat billigte diesen Vorschlag Dr. Zimmerers und fasste den Entschluss fast einmütig. "Wir stimmen gern zu", sagte Dr. Franz Gerstner für die CSU-Fraktion, "und freuen uns über ein solches Entgegenkommen. Der Bau der Synagoge ist kein geeignetes Objekt für viele Worte. Aber wir begrüßen es, dass die Chance genutzt wird, unseren jüdischen Mitbürgern eine solche Geste zu machen."
Stadtrat Hilpert erinnerte namens der SPD-Fraktion an das furchtbare Geschehen vor genau 26. Jahren. Es sei ebenso zweckmäßig wie sinnvoll, den jüdischen Mitbürgern diese Geste anzubieten. In dieser Angelegenheit wäre es nicht angebracht, um 100.000 DM zu feilschen. Mit dem Beschluss und Entschluss gebe der Würzburger Stadtrat ein gutes Beispiel für andere Städte. Die Bevölkerung billige diesen Entschluss, weil ein anständiger Teil 1938 die damalige Aktion nicht billigte.
Auch Stadtrat Theiß (FDP) begrüßte die "hochherzige Tat im Sinne der Wiedergutmachung". Hier dürften keine fiskalischen Gesichtspunkte im Vordergrund stehen. Die Bürgerschaft werde den Entschluss des Stadtrates in rechter Weise würdigen.
Stadtrat Blenk (FWG) zeigte sich indessen nur zu einem Zuschuss von 100.000 DM bereit. Stadtrat Stein, von der gleichen Fraktion, der eingangs jeden Verdacht einer antisemitischen Einstellung zurückwies, sprach sich ebenfalls gegen den OB-Vorschlag aus, "weil er weder Kollektivschuld noch Kollektivsühne anerkenne".
"Das Gewicht unseres Beschlusses", so schloss Oberbürgermeister Dr. Zimmerer, "macht jede Debatte überflüssig." Die Maßnahme bedeute keine Anerkennung der Kollektivschuld, aber es gäbe wohl eine Kollektivteilnahme am Schicksal unserer jüdischen Mitbürger.
Gegen drei Stimmen der FWG wurde schließlich der Beschluss gefasst. Damit erhält die israelitische Kultusgemeinde wieder eine Synagoge. Ihre im September des Jahres 1841 vollendete und feierlich eingeweihte Synagoge in der Domerschulstraße auf einem Teil des früheren Hofes "Zum großen Fresser" wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in der von Goebbels organisierten "spontanen" Barbarei zerstört und später zweckentfremdet.
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7./8. November 1964, Münchner Merkur: Würzburg stiftet eine Synagoge
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