WÜRZBURG
Kommentar: Keine Straße für Helmuth Zimmerer
Im September 2012 hat der Stadtrat beschlossen zu prüfen, ob die Helmuth-Zimmerer-Straße in Lengfeld weiterhin so heißen soll. Zimmerer, Würzburgs OB von 1956 bis 1968, war Mitglied der SS. Seinen Doktortitel erwarb er mit einer abstoßenden rassistischen Dissertation.
Zweieinhalb Jahre später liegt immer noch kein Prüfergebnis vor. Muchtar Al Ghusain, der zuständige Kulturreferent, klagt, seinem Referat fehlten Geld und Personal für die Aufgabe. Ein Historiker habe seine Mitarbeit zugesagt, bislang aber keine Zeit gefunden.
Als der Stadtrat den Fall diskutierte, war die Haltung der Räte klar: Hans Werner Loew (SPD) erklärte, angesichts Zimmerers Dissertation gebe es „gar keine andere Möglichkeit als die Straße umzubenennen“. Der Stadtrat würde einen „schweren politischen Fehler begehen und Ansehen verlieren“, wenn er sich nicht damit beschäftigte. Wolfgang Roth (CSU) hielt für unerträglich, dass „nach jemandem mit diesem Gedankengut eine Straße benannt ist“. Auch Matthias Pilz von den Grünen fand die Dissertation „unerträglich und widerwärtig“, empfahl aber zu prüfen, was Zimmerer „sonst noch geleistet hat“.
Straßennamen sind Teil der städtischen Identität. Soll einer geändert werden, darf das nicht ohne öffentliche Debatte geschehen. Um die Debatte möglich zu machen, hat die Redaktion Zimmerers Geschichte untersucht.
Unsere Ergebnisse finden Sie hier: Die Skandale des Dr. Zimmerer. Unter Zimmerer: Presseberichte und Dokumente von 1962 bis 1964 veröffentlichen wir 52 Artikel, Briefe und Erklärungen, die wir für unsere Recherchen verwendet haben. Unter Zimmerer: die Dissertation finden Sie 50 kommentierte Zitate aus seiner Doktorarbeit.
Wir stellen zur Diskussion, dass Zimmerer ein großer Mann hätte werden können, hätte er bekannt, dass er sich verführen ließ von den Nazis, oder dass er ein Opportunist war, der ihnen nach dem Mund geredet hat fü Doktortitel und Karriere.
Das Bekennen und Bereuen wäre mutig und anständig gewesen, ein Vorbild für uns, die wir alle Fehler machen.
Zimmerer aber bekannte nicht. Er bereute nicht. Als 56-Jähriger, im zwölften Jahr als Oberbürgermeister von Würzburg, distanzierte er sich ausdrücklich nicht von seiner Doktorarbeit. Den Doktortitel, erworben auf verabscheuungswürdige Weise, behielt und gebrauchte er.
Dass er, wie in den Nachrufen zu lesen ist, gute Arbeit für Würzburgs Wiederaufbau geleistet hat, ist anerkennenswert, wie jede gute Arbeit in jedem Amt und jedem Beruf.
Zum Vorbild macht sie ihn nicht. Zimmerer war ein skrupelloser Karrierist.
Die Stadt würdigt mit der Vergabe von Straßennamen außerordentliche Verdienste von Männern und – empörend wenigen – Frauen. Damit verleiht er ihren Tagen eine historische Dimension. Ihre Namen stehen für Tugenden und Ideale, nach denen wir streben.
1985 begingen geschichtsvergessene Stadträte den Fehler, eine Straße nach Zimmerer zu benennen. Jetzt müssen ihn ihre Nachfolger korrigieren.
Zweieinhalb Jahre später liegt immer noch kein Prüfergebnis vor. Muchtar Al Ghusain, der zuständige Kulturreferent, klagt, seinem Referat fehlten Geld und Personal für die Aufgabe. Ein Historiker habe seine Mitarbeit zugesagt, bislang aber keine Zeit gefunden.
Als der Stadtrat den Fall diskutierte, war die Haltung der Räte klar: Hans Werner Loew (SPD) erklärte, angesichts Zimmerers Dissertation gebe es „gar keine andere Möglichkeit als die Straße umzubenennen“. Der Stadtrat würde einen „schweren politischen Fehler begehen und Ansehen verlieren“, wenn er sich nicht damit beschäftigte. Wolfgang Roth (CSU) hielt für unerträglich, dass „nach jemandem mit diesem Gedankengut eine Straße benannt ist“. Auch Matthias Pilz von den Grünen fand die Dissertation „unerträglich und widerwärtig“, empfahl aber zu prüfen, was Zimmerer „sonst noch geleistet hat“.
Straßennamen sind Teil der städtischen Identität. Soll einer geändert werden, darf das nicht ohne öffentliche Debatte geschehen. Um die Debatte möglich zu machen, hat die Redaktion Zimmerers Geschichte untersucht.
Unsere Ergebnisse finden Sie hier: Die Skandale des Dr. Zimmerer. Unter Zimmerer: Presseberichte und Dokumente von 1962 bis 1964 veröffentlichen wir 52 Artikel, Briefe und Erklärungen, die wir für unsere Recherchen verwendet haben. Unter Zimmerer: die Dissertation finden Sie 50 kommentierte Zitate aus seiner Doktorarbeit.
Wir stellen zur Diskussion, dass Zimmerer ein großer Mann hätte werden können, hätte er bekannt, dass er sich verführen ließ von den Nazis, oder dass er ein Opportunist war, der ihnen nach dem Mund geredet hat fü Doktortitel und Karriere.
Das Bekennen und Bereuen wäre mutig und anständig gewesen, ein Vorbild für uns, die wir alle Fehler machen.
Zimmerer aber bekannte nicht. Er bereute nicht. Als 56-Jähriger, im zwölften Jahr als Oberbürgermeister von Würzburg, distanzierte er sich ausdrücklich nicht von seiner Doktorarbeit. Den Doktortitel, erworben auf verabscheuungswürdige Weise, behielt und gebrauchte er.
Dass er, wie in den Nachrufen zu lesen ist, gute Arbeit für Würzburgs Wiederaufbau geleistet hat, ist anerkennenswert, wie jede gute Arbeit in jedem Amt und jedem Beruf.
Zum Vorbild macht sie ihn nicht. Zimmerer war ein skrupelloser Karrierist.
Die Stadt würdigt mit der Vergabe von Straßennamen außerordentliche Verdienste von Männern und – empörend wenigen – Frauen. Damit verleiht er ihren Tagen eine historische Dimension. Ihre Namen stehen für Tugenden und Ideale, nach denen wir streben.
1985 begingen geschichtsvergessene Stadträte den Fehler, eine Straße nach Zimmerer zu benennen. Jetzt müssen ihn ihre Nachfolger korrigieren.
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