
Wird der Mann, der am Landgericht Würzburg angeklagt ist, nach 31 Jahren des Mordes an Sabine B. überführt? In dem zunächst aussichtslos scheinenden Prozess um die Tötung des Mädchens in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) ist vieles offen. An diesem Donnerstag haben drei vielsagende Zeugen die Anklage von Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach bestärkt.
Ein Mann aus Wiesenfeld erinnert sich vor Gericht: Fünf oder sechs Tage nach dem Fund der Leiche im Dezember 1993 sei er mit dem Traktor unterwegs gewesen. Der Angeklagte, den er gut kannte, habe ihn mitten im Ort angehalten und sei zu ihm auf den Traktor gestiegen. "Du musst mir ein Alibi geben", habe der damals 17-Jährige von ihm verlangt. Er habe dies abgelehnt und mit Blick auf den Tatort am Reiterhof gefragt: "Was habt ihr da drüben angestellt?" Der Angeklagte sei vom Traktor gestiegen - und habe ihn von dem Moment an nie mehr eines Blickes gewürdigt.
Zeuge aus Wiesenfeld: Von Angeklagtem und dessen Mutter wegen eines Alibis bedrängt
Bei einem zweiten Zeugen sind zwar manche Erinnerungen nach 31 Jahren gelöscht. Aber die Teilnahme an der Verhandlung war ihm so wichtig, dass er nach einem Klinikaufenthalt direkt ins Gericht kam, wie der Vorsitzende Richter Thomas Schuster dankend vermerkte.
Der Zeuge hatte bereits früher in mehreren polizeilichen Vernehmungen ausgesagt, dass ihn der damals 17-Jährige und seine Mutter kurz nach dem Mord wegen eines Alibis für die Tatzeit bedrängt hätten. Im Zeugenstand bekräftigt er jetzt erneut, dass er an jenem Abend selbst gar nicht in Wiesenfeld war.
Entsetzen im Gerichtssaal: Über "Loch" spekuliert und "dabei gegrinst"
Ein dritter Zeuge erinnert sich am siebten Verhandlungstag: Einen Tag, bevor das getötete Mädchen gefunden wurde, seien ihm der Angeklagte und ein zweiter Jugendlicher begegnet. Die beiden hätten spekuliert, ob die 13-Jährige vielleicht in ein "Loch" gefallen sein könnte. Und, sagt der Zeuge: Die beiden Jugendlichen hätten "dabei gegrinst".
Im Gerichtssaal zeigten sich nicht nur die anwesenden Eltern der Ermordeten, die Nebenkläger in diesem nichtöffentlichen Prozess sind, bei dieser Aussage entsetzt. Die Leiche von Sabine B. war tatsächlich am Tag darauf in einem Gülleschacht des Reiterhofes gefunden worden.
Am Donnerstag setzte das Gericht auch die Vorführung des Vernehmungsvideos aus dem Jahr 2021 fort: Damals war der Angeklagte verhört worden, als durch DNA-Treffer der Verdacht gegen ihn erneut gekeimt hatte.
In der Vernehmung konfrontierten ihn zwei Mordermittler mit einer belastenden Aussage des Freundes seiner Schwester: Er habe von seiner Freundin gehört, dass der Hoferbe die Tat begangen habe, ihr Bruder - also der jetzt Angeklagte - sei sein Komplize gewesen.
Der 47-jährige Beschuldigte bestreitet das. Seine Schwester und seine Mutter sollen Anfang Oktober aussagen.
Am Freitag stellt Rechtsmediziner neues Gutachten vor
An diesem Freitag wird vor Gericht nach Angaben von Prozessbeteiligten ein wegweisendes Gutachten des Rechtsmediziners Peter Betz erwartet. Der Sachverständige soll alte Spuren, die 1993 am Tatort l gesichert worden waren, mit modernen Analysemethoden neu bewertet haben.
Sabine B. war im Stall des Reiterhofs missbraucht und erstickt worden. Kann der Gutachter Spuren des Angeklagten nachweisen, kämen der 47-Jährige und seine Verteidiger in Erklärungsnot.
Vielleicht könnte Herr Schweidler mal eine Experten zum Thema: Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen zu Wort kommen lassen.