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Würzburg
Zentralratspräsident Schuster zum Fall Aiwanger: Antisemitisches Flugblatt darf nicht als Jugendsünde abgetan werden
Das viel diskutierte Flugblatt verunglimpfe die Millionen Holocaust-Opfer, sagt Josef Schuster. Was die politischen Konsequenzen betrifft, hält er sich erkennbar zurück.
Unermüdlicher Mahner gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit: Josef Schuster, Arzt uas Würzburg und Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Foto: Ivana Biscan (Archivbild) | Unermüdlicher Mahner gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit: Josef Schuster, Arzt uas Würzburg und Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 31.08.2023 05:38 Uhr

In der Debatte um das antisemitische Flugblatt, das vor 35 Jahren an der Schule des heutigen bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kursierte, hat sich am Sonntagmorgen auch Josef Schuster zu Wort gemeldet. Der Arzt aus Würzburg ist seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

In einer Stellungnahme warnt Schuster davor, das Flugblatt einfach "als Jugendsünde" abzutun,  "da es die für unser Land so wichtige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus regelrecht mit Füßen tritt". Der Text, der laut Aiwanger von seinem älteren Bruder stammt, "ist auch heute nicht minder verwerflich, da er die Millionen Opfer der Shoah auf abscheuliche Weise verunglimpft", heißt es in der Stellungnahme des Zentralratspräsidenten.

Schuster: "Diskussion ist erkennbar politisch"

"Inwiefern Hubert Aiwanger für die Verbreitung zumindest mitverantwortlich ist, wird in Gänze nicht aufzuklären sein", fürchtet Schuster. Mit Blick auf den Landtagswahlkampf in Bayern schreibt der Zentralratspräsident: "Die Diskussion darüber ist erkennbar politisch." Mit weiteren Bewertungen hält sich der 69-Jährige denn auch in seiner kurzen Erklärung zurück. Schuster fordert auch keine personellen Konsequenzen. 

In Zeiten, in denen die Erinnerung an den Holocaust "von rechts außen wieder radikal bekämpft wird", sei ihm aber vor allem wichtig, "dass der Inhalt des Flugblatts scharf verurteilt wird", so der Zentralratspräsident abschließend.

Freie-Wähler-Chef Aiwanger hatte am Samstag einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, laut dem er der Verfasser des Pamphlets sein soll, zurückgewiesen. Später bekannte sich sein älterer Bruder, der die gleiche Klasse besuchte, als Urheber des Papiers.

 
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  • In der jüdisch Allgemeinen Zeitung ist heute zu lesen.
    „Der Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB) hat den bayerischen Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dazu aufgefordert, die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen »umfassend und transparent« aufzuklären. Aiwanger habe sich zwar geäußert, doch bleibe sein Verhalten »hinter einer Mauer von Intransparenz und Erinnerungslücken« verborgen, so der jüdische Studierendenverband in einer Pressemitteilung.“
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  • Reinhard Simon
    Danke, dass Sie sich so mächtig ins Zeug legen. Immerhin weiß ich jetzt dass es einen Verband jüdischer Studenten gibt. Das ist von ihrem Geschreibsel eigentlich das Wesentlichste. Ansonsten frage ich mich wie Hubert Aiwanger die Vorfälle nach 35 Jahren transparent aufklären soll? Steht da noch seine alte Schreibmaschine im Keller?Entweder man glaubt ihm, oder aber Leute wie sie eher nicht.
    Er hat doch gesagt, dass er nicht der Verfasser ist. Sein Verhalten deutet jedenfalls nicht darauf hin, daß er ein Antisemit ist. Und nur darauf kommt es an.
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  • Wieland Gsell
    Ihr Relativieren heißt doch, dass das alles nur harmlos war, man soll den Huberz einfach in Ruhe lassen und ihm einfach glauben. Auch wenn er anderweitig schon ähnliche rechtsradikale Äußerungen getätigt hat. Wer relativiert, der macht sich zum Mittäter.
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  • Reinhard Simon
    Mittäter?? Von was denn bitte. Oder versuchen sie den altbekannten Trick jemanden der nicht ihrer Meinung ist in die braune Ecke zu stellen? Erwiesen ist bis jetzt nur, das in seinem Schulranzen dieses Pamphlet gefunden wurde und ein Lehrer das im Wahlkampf der SZ durchgestochen hat . Ein Schelm, der böses dabei denkt.
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  • Und er hat gelogen. Er hat ja fast alle Anschuldigungen die die SZ erhoben hat, mittlerweile selbst bestätigt.
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  • Jochen Freihold
    Es gibt keinerlei plausible berechtigte Entschuldigungsgründe für das Fehlverhalten der Aiwanger-Brüder. Zumal eine Entschuldigung bisher immer noch aussteht.
    Von einem führenden Politiker darf man erwarten, dass er auch nach Jahrzehnten nachträglich bereit ist, Verantwortung für eigene Fehler aus Jugenzu bekunden.
    Dies betrifft sowohl Urheberschaft, als auch Verteilung jenes unsäglichen Pamphlets. Alle Beteiligten und Sympathisanten sollten sich schämen.

    "Haltet den Dieb", ist dabei das übliche Ablenkungsmanöver. Für Medienschelte und Verharmlosung von Millionen an Menschenopfern in den Nazi-Vernichtungslagern.

    Nun haben aktuell die Freien Wähler wieder einmal ein Problem mit ihrem "Hubsi". Auch CSU - nach aufrichtigem Bekunden Schutzmacht jüdischer Mitbürger - und Staatsregierung kommt diese Affäre sicher völlig ungelegen. Konsequenz muss jetzt die umfassende Aufklärung aller damaliger Tatbestände sein. Ohne Wenn und Aber.
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  • Helga Scherendorn
    Völlig egal was vor 35 Jahren war, es ist verjährt!
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  • Heribert Mennig
    @Frau Scherendorn: Nationalsozialistisches Denken verjährt nicht! Das kann man z.Zt. leider an den Zustimmungswerten der Apokalypse f. Deutschland sehen.
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  • Jochen Freihold
    Katastrophal, solche Oberflächlichkeit in der Beurteilung "Schwamm drüber" und dann auch noch ungebührliche Zustimmung aus der geneigten Leserschaft!
    Gerne verweise ich auf den profunden Leitartikel, Seite 2 unserer Main-Post heute.
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  • Manfred Englert
    Das jetzige Gebaren der Oppositionsparteien in Bayern zeigt wieder mal ganz deutlich deren Minderwertigkeitskomplexe.
    Genau das ist es, weshalb hier in diesem Land diese Parteien für sich niemals eine Mehrheit erreichen würden. Auch wenn die sie unterstützende Presse sich noch so "ins Zeug legt".
    Ich habe mir Dr Schusters , den ich eigentlich sehr schätze und aus vielen gemeinsamen Nachtdiensten gut kenne, Meinung gar nicht durchgelesen.
    Denn es ist alles zuviel, was dazu einseitig und polemisch, dem Wahlkampf geschuldet, rausposaunt wird.
    Ich kann nur jedem dieser Polit-Heuchler die Aussagen des Herrn Wolfssohn zu lesen, nahelegen. Herr Wolffsohn sieht diese Kampagnenreiter sehr kritisch, spricht von Denunziantentum und politischer Vernichtung des H.A. und erkennt keinerlei Anzeichen von Antisemitismus.
    Herr Dr Schuster, auch Herr Wolffsohn ist Jude, der diese Angelegenheit jedoch mit Weitblick und Bedacht angeht.
    Hoffentlich wird BY niemals in die Hände dieser Parteien fallen!
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  • Hubert Aiwanger, hat gelogen. Er hat sämtliche „Behauptungen zu seiner Schulzeit“ zurückgewiesen. Er hatte viele Möglichkeiten zu Stellungnahmen etc. Er hat sie verstreichen lassen. Aiwanger ist für Bayern und dieses Land schon längst untragbar geworden. Auch wenn das ewig Gestrige noch nicht wahrhaben wollen. Söder muß spätestens jetzt Aiwanger entlassen.
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  • ….Und wenn die FW weiter an Aiwanger festhalten auch die Koalition mit ihnen beenden und keine neue mehr eingehen.
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  • Harry Amend
    Ich bin jetzt kein Aiwanger Freund aber im Müll wühlen was vor 35 Jahren war, da muss man schon gar verzweifelt sein bzw. sucht mit allen Mitteln um den der gegnerischen Partei ein Bein zu stellen. Bei den Grünen hat man damals nicht so einen Aufstand gemacht als Fischer und CO. am Flughafen in Frankfurt/ Main Steine auf Polizisten gegen den Bau der Startbahn West geworfen haben. Im Gegenteil, da hat man sich mit vollem Applaus hingestellt als diese noch zu Minister im Bundestag gewählt worden sind. Da stellt sich doch die Frage wie Krank unsere Gesellschaft mittlerweile ist wenn man sich an ein Stück vergilbtes Papier hochzieht, aber Steinewerfer Applaus schenkt?
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  • Manfred Englert
    Bitte bleiben Sie beim Thema des Artikels.
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  • „Am Offensichtlichsten ist das optisch perfekte Bild des Flugblatts. Da wirkt nichts mit heißer Wut geschrieben. Zeilen- und Buchstabenabstände, Einrückungen, Versalien, Rechtschreibung, So perfide und menschenverachtend jede Formulierung ist: der Text ist mit kühler Präzision und einem herausragenden demagogischen Talent verfasst. Hier schreibt jemand, der genau weiß, was er tut, der sich auf perverse Weise mit dem NS-System beschäftigt hat und der Intellekt, Handwerk und Skrupellosigkeit mitbringt, diese Vernichtungsfantasien durchnummeriert zu formulieren. Das passt weder zur spontanen Wut, noch zu dem anscheinend überschaubaren intellektuellen und handwerklichen Vermögen des Bruders von Hubert Aiwanger“
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  • Es muss ja einen Grund gegeben haben, warum man Hubsis Tasche durchsucht hat. Nachdem sich der Chef der freien Wähler schon öfter über demokratische Spielregel hinweggesetzt hat, liegt natürlich die Vermutung nahe, dass er mehr mit der ganzen Sache zu tun hat, als er uns jetzt glauben machen will.
    Ich bin gespannt, ob Söder jetzt mit einer zunehmend sich an den rechten Rand bewegenden Partei weiter zusammenarbeiten will, unabhängig davon, ob und wann die vielen offenen Fragen in der Causa „Hetzschrift“ geklärt werden.
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  • Klaus Fiederling
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Werner Mayer
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Stefan Wolz
    35 Jahre ist das Thema alt. Es wurde auch nicht geheim gehalten. Aber genau jetzt wo Wahlen anstehen, wo die Regierung sich schlecht anstellt ( z. B. Kindergrundsicherung) kommt dieses Thema zur Ablenkung an die Oberfläche. Die Presse lügt nicht, aber sie setzt Informationen gezielt ein.
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  • Ralf Eberhardt
    Einige Menschen - Herr Dr. Schuster, Frau Dr. h.c. Knobloch und natürlich Politiker anderer Parteien - neigen immer mehr zum Reflex. Dabei wäre Reflexion angesagt, aber das Nachdenken und Abwarten, wie sich Sachverhalte entwickeln, würde ja den Reflex in Frage stellen. Hier hat Precht ebenfalls recht mit der Feststellung der Dekontextualisierung in den Medien, denn den selbsternannten Richterinnen und Richtern gesellschaftsweit liegt mehr an der schnellen Verurteilung von Hubert Aiwanger als an einem Ereignis, das mit seinem kritikwürdigen Inhalt 35 Jahre zurückliegt.
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