In der Debatte um das antisemitische Flugblatt, das vor 35 Jahren an der Schule des heutigen bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kursierte, hat sich am Sonntagmorgen auch Josef Schuster zu Wort gemeldet. Der Arzt aus Würzburg ist seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
In einer Stellungnahme warnt Schuster davor, das Flugblatt einfach "als Jugendsünde" abzutun, "da es die für unser Land so wichtige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus regelrecht mit Füßen tritt". Der Text, der laut Aiwanger von seinem älteren Bruder stammt, "ist auch heute nicht minder verwerflich, da er die Millionen Opfer der Shoah auf abscheuliche Weise verunglimpft", heißt es in der Stellungnahme des Zentralratspräsidenten.
Schuster: "Diskussion ist erkennbar politisch"
"Inwiefern Hubert Aiwanger für die Verbreitung zumindest mitverantwortlich ist, wird in Gänze nicht aufzuklären sein", fürchtet Schuster. Mit Blick auf den Landtagswahlkampf in Bayern schreibt der Zentralratspräsident: "Die Diskussion darüber ist erkennbar politisch." Mit weiteren Bewertungen hält sich der 69-Jährige denn auch in seiner kurzen Erklärung zurück. Schuster fordert auch keine personellen Konsequenzen.
In Zeiten, in denen die Erinnerung an den Holocaust "von rechts außen wieder radikal bekämpft wird", sei ihm aber vor allem wichtig, "dass der Inhalt des Flugblatts scharf verurteilt wird", so der Zentralratspräsident abschließend.
Freie-Wähler-Chef Aiwanger hatte am Samstag einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, laut dem er der Verfasser des Pamphlets sein soll, zurückgewiesen. Später bekannte sich sein älterer Bruder, der die gleiche Klasse besuchte, als Urheber des Papiers.
„Der Verband Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB) hat den bayerischen Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dazu aufgefordert, die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen »umfassend und transparent« aufzuklären. Aiwanger habe sich zwar geäußert, doch bleibe sein Verhalten »hinter einer Mauer von Intransparenz und Erinnerungslücken« verborgen, so der jüdische Studierendenverband in einer Pressemitteilung.“
Er hat doch gesagt, dass er nicht der Verfasser ist. Sein Verhalten deutet jedenfalls nicht darauf hin, daß er ein Antisemit ist. Und nur darauf kommt es an.
Von einem führenden Politiker darf man erwarten, dass er auch nach Jahrzehnten nachträglich bereit ist, Verantwortung für eigene Fehler aus Jugenzu bekunden.
Dies betrifft sowohl Urheberschaft, als auch Verteilung jenes unsäglichen Pamphlets. Alle Beteiligten und Sympathisanten sollten sich schämen.
"Haltet den Dieb", ist dabei das übliche Ablenkungsmanöver. Für Medienschelte und Verharmlosung von Millionen an Menschenopfern in den Nazi-Vernichtungslagern.
Nun haben aktuell die Freien Wähler wieder einmal ein Problem mit ihrem "Hubsi". Auch CSU - nach aufrichtigem Bekunden Schutzmacht jüdischer Mitbürger - und Staatsregierung kommt diese Affäre sicher völlig ungelegen. Konsequenz muss jetzt die umfassende Aufklärung aller damaliger Tatbestände sein. Ohne Wenn und Aber.
Gerne verweise ich auf den profunden Leitartikel, Seite 2 unserer Main-Post heute.
Genau das ist es, weshalb hier in diesem Land diese Parteien für sich niemals eine Mehrheit erreichen würden. Auch wenn die sie unterstützende Presse sich noch so "ins Zeug legt".
Ich habe mir Dr Schusters , den ich eigentlich sehr schätze und aus vielen gemeinsamen Nachtdiensten gut kenne, Meinung gar nicht durchgelesen.
Denn es ist alles zuviel, was dazu einseitig und polemisch, dem Wahlkampf geschuldet, rausposaunt wird.
Ich kann nur jedem dieser Polit-Heuchler die Aussagen des Herrn Wolfssohn zu lesen, nahelegen. Herr Wolffsohn sieht diese Kampagnenreiter sehr kritisch, spricht von Denunziantentum und politischer Vernichtung des H.A. und erkennt keinerlei Anzeichen von Antisemitismus.
Herr Dr Schuster, auch Herr Wolffsohn ist Jude, der diese Angelegenheit jedoch mit Weitblick und Bedacht angeht.
Hoffentlich wird BY niemals in die Hände dieser Parteien fallen!
Ich bin gespannt, ob Söder jetzt mit einer zunehmend sich an den rechten Rand bewegenden Partei weiter zusammenarbeiten will, unabhängig davon, ob und wann die vielen offenen Fragen in der Causa „Hetzschrift“ geklärt werden.