
Es ist Herbst, seit einigen Wochen steigt die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen spürbar an, wenn auch im Vergleich zu den Vorjahren auf niedrigem Niveau. Wie sollten wir uns am besten verhalten? Welche Symptome herrschen bei den aktuellen Virusvarianten vor? Und kann man abgelaufene Schnelltests noch verwenden?
Antworten gibt Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Uniklinikums Würzburg.
Prof. Patrick Meybohm: Im Herbst erleben wir immer einen Anstieg von Virus-Erkrankungen und grippalen Infekten. Und einige Menschen haben auch Corona. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Infektionszahlen jedoch deutlich geringer. In den Kliniken werden auch wieder Patientinnen und Patienten mit Corona-Infektionen behandelt, allerdings in sehr, sehr begrenzter Anzahl. Meist werden sie wegen anderer, schwerer Erkrankungen behandelt und wir entdecken zufällig, dass sie auch Sars-Cov-2 positiv sind.
Meybohm: Im Herbst und Winter ist die Saison für Infektionskrankheiten der Atemwege. Nun gesellt sich das Corona-Virus zu den anderen Erregern, die sich ähnlich verhalten. Wie jedes Jahr wird es also eine Zunahme von Erkältungskrankheiten geben. Das ist normal und nicht zu vermeiden. Die Frage ist jedoch, ob das Gesundheitssystem durch Corona stark, erheblich oder überhaupt belastet wird. Im Moment sehen wir noch keinen Grund zur Sorge.
Meybohm: Auch früher waren Tests nie zu 100 Prozent zuverlässig. Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist und die Tests ordnungsgemäß gelagert wurden, können sie zuverlässige Ergebnisse liefern. Das sehen wir derzeit bei Personen, die diese Schnelltests verwenden und positiv getestet werden.
Meybohm: Es ist immer noch von gesellschaftlichem Interesse, ob es sich bei den Symptomen um das Coronavirus oder ein anderes grippeähnliches Virus handelt. Für den Alltag spielt dies jedoch keine Rolle. Wir fordern alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uniklinik auf, zu Hause zu bleiben, wenn sie Symptome haben oder sich krank fühlen. Wer sich gesund fühlt und keine Symptome hat, kann arbeiten und im Zweifelsfall eine Maske tragen. Aus meiner Sicht ist ein Test nicht unbedingt nötig.
Meybohm: Derzeit wird Long Covid oft einseitig dargestellt und es werden Ängste geschürt. Long Covid tritt nicht nur nach einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus auf, sondern kann auch nach anderen Virusinfektionen auftreten. Schon vor der Pandemie hatten einige Patientinnen und Patienten langfristige Probleme nach einer Virusinfektion.
Meybohm: Im Uniklinikum gibt es keine spezielle Anlaufstelle für Long Covid. Da sich Long Covid auf verschiedene Arten zeigen kann, bieten wir stattdessen verschiedene Fachambulanzen an. Beispielsweise sollten sich Patientinnen und Patienten mit vorwiegend psychiatrischen Problemen, wie Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit oder Depressionen eher an die Psychiatrie wenden. Bei kardialen Problemen wie Herzrasen oder Herzschwäche ist die kardiologische Spezialambulanz die richtige Anlaufstelle.
Meybohm: Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Covid-19 Verläufe eine Auffrischimpfung. Dazu zählen Menschen ab 60 Jahren, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie Personen mit schweren Vorerkrankungen. Auch Personen, die im Gesundheitswesen oder in Altenheimen arbeiten, wird die Auffrischimpfung empfohlen.
Meybohm: Kinder, die chronische herz- oder lungenkrank sind, oder Kindern mit einer Immunschwäche würde ich zur Impfung raten.
Meybohm: Maske tragen ist sehr sinnvoll, das haben wir in der Vergangenheit immer wieder gesehen. Egal ob Corona, Virusgrippe oder Influenza - die Masken schützen vor all diesen Erkältungskrankheiten. Daher finde ich Maske tragen weiterhin sehr sinnvoll - auch um andere zu schützen.
Meybohm: Ein gesunder Lebensstil schützt vor Infektionskrankheiten. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und das Vermeiden des Rauchens. Wenn Kollegen oder Freunde infiziert sind, ist es wichtig, dass sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen und Abstand halten. Man kann sich selbst auch mit einer Maske schützen. Diese Maßnahmen gelten sowohl für das Coronavirus als auch für alle anderen Grippeviren.