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Würzburg
Würzburgs Stadtrat möchte nicht bei sich selbst sparen: Antrag auf Kürzung der Aufwandsentschädigung scheitert
Zehn Prozent weniger für ehrenamtliche Stadtratsmitglieder? Mit diesem Vorschlag biss die ÖDP-Fraktion zum Auftakt der Würzburger Haushaltsberatungen auf Granit.
Weitgehende Einigkeit im Ratssaal: Die Aufwandsentschädigung für die Mitglieder des Würzburger Stadtrates wird nicht gekürzt. 
Foto: Benjamin Brückner (Archivbild) | Weitgehende Einigkeit im Ratssaal: Die Aufwandsentschädigung für die Mitglieder des Würzburger Stadtrates wird nicht gekürzt. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:17 Uhr

Mehr als zwei Stunden dauerten die Haushaltsreden des Oberbürgermeisters und der verschiedenen Fraktionen, dann starteten die eigentlichen Beratungen des städtischen Haushalts mit für 2024 mit dem Versuch der ÖDP-Fraktion, auf der Ausgabenseite knapp 94.000 Euro einzusparen. Eine pauschale zehnprozentige Kürzung der Aufwandsentschädigung der ehrenamtlichen Stadtratsmitglieder und der Fraktionen wurde nach kurzer Diskussion abgelehnt.

Insgesamt 936.300 Euro hat Kämmerer Robert Scheller im kommenden Jahr als Vergütungen für die Arbeit der Fraktionen (146.300 Euro) und für die Aufwandsentschädigung der 48 ehrenamtlich tätigen Stadtratsmitglieder (790.000 Euro) im Haushalt eingeplant. Das Salär hat der Stadtrat selbst festgelegt, die regelmäßigen Erhöhungen orientieren sich an der Beamtenbesoldung. "Wir sind jetzt schon kurz vor einer Million Euro, daher haben wir den Eindruck, dass wir ein Zeichen setzen und gegensteuern müssen", sagte Raimund Binder (ÖDP) zur Begründung des Antrags.

Klare Ablehnung von den Fraktionen der Grünen und der SPD

Zuvor hatte Stadtkämmerer Robert Scheller von den Fraktionen noch einmal Zurückhaltung bei zusätzlichen Ausgaben gefordert, sich gleichzeitig aber auch erfreut über "beachtliche Einsparungsvorschläge" aus den Reihen der Fraktionen gezeigt, die insgesamt rund 180 Anträge zu den Haushaltsberatungen vorgelegt hatten. Die Einsparungsvorschläge der ÖDP waren allerdings nicht erfolgreich. Lediglich Christine Bötsch (CSU) konnte sich vorstellen, das vorgeschlagene Signal zu setzen, allerdings ohne Abstriche bei den Fraktionen.

Klare Ablehnung kam von den Grünen und der SPD. "Es macht keinen Spaß, öffentlich über die eigene Entschädigung zu diskutieren", betonte Matthias Pilz (Grüne). Der Antrag der ÖDP deute an, dass der Stadtrat ein Stück weit die Verantwortung für die finanzielle Misere trage: "Damit haben wir nichts zu tun, wir gehen damit nur geschickt oder weniger geschickt um", so Pilz weiter.

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow sprach sich gegen beide Vorschläge aus: Vor allem die Vergütung für die Fraktionen genüge bereits jetzt nicht für die Gehälter der Mitarbeiter, so dass jedes Mitglied der SPD-Fraktion jeden Monat eine Abgabe leiste, so Kolbow: "Man hat hier keine Luxusbeiträge. Es wird eine geringe Basis bereit gestellt, damit man arbeiten und für die Bürgerinnen und Bürger ansprechbar sein kann."

Ein weiter Spar-Antrag für den Verwaltungshaushalt wurde ebenfalls mit großer Mehrheit abgelehnt: Die ÖDP wollte auf eine Software für Arbeitsschutzmanagement verzichten, für die im kommenden Jahr 60.000 Euro fällig werden und stand damit ziemlich alleine da.

Grüne scheitern mit Antrag für städtische Biodiversitäts-Strategie

Aber auch einer der ersten Anträge mit zusätzlichen Ausgaben war nicht erfolgreich: Die Grünen scheiterten mit dem Vorhaben, 50.000 Euro für die Aufstellung einer städtischen Biodiversitäts-Strategie bereit zu stellen. Kritik an dem Antrag kam von der CSU: "Damit produzieren wir nur Papier, wir wollen lieber konkrete Projekte umsetzen", sagte der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth.

Mit kleineren Beträgen tat sich der Stadtrat am Donnerstag zunächst leichter: Die zehnprozentige Kürzung der Mittel für die Arbeit des Ombudsrates durch den Kämmerer wurde auf Antrag von Grünen und SPD zurückgenommen, es bleibt bei 39.000 Euro. Die Veranstalter des "Christopher Street Day" erhalten im kommenden Jahr wie die Würzburger Tiertafel einen städtischen Zuschuss in Höhe von 5.000 Euro.

Länger diskutiert wurde auch über einen Antrag der SPD, die die etwa 330 bei den Freiwilligen Feuerwehren in der Stadt ehrenamtlich tätigen Menschen mit einer jährlichen Ehrenamtspauschale von 450 Euro belohnen wollten. Das hätte 160.000 Euro gekostet und fand keine Mehrheit. Zur Förderung des Feuerwehr-Ehrenamts wurden dann aber einstimmig 10.000 Euro bereitgestellt.

 
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Kommentare
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  • Günter Lutz
    Bitte vergessen Sie nicht die Sitzungsgelder, die Stadträte in Ihrer Funktion als Aufsichtsräte nochmal On-Top dazu bekommen.

    Aufstellung der Mainpost aus der Vergangenheit:
    Artikel: "Bei Stadträten begehrt: Aufsichtsratsposten" Mainpost Artikel vom 5.6.2014
    https://www.mainpost.de/storage/mediadl/919505-V458O0U9EP

    Stimmt es, dass die Bürgermeister die Sitzungsgelder auch erhalten @Mainpost?
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  • Thomas Diener
    Jaja , der liebe Stadtrat !
    Wenn es an den eigenen Geldbeutel geht, zeigen die Grünen und die Roten ihr wahres Gesicht !
    Bevormunden können sie alle gerne aber selbst mal ein Zeichen setzen ! Fehlanzeige !
    Da werden sie lieber die Parkplatzgebühren erhöhen und keine Multifunktionshalle bauen.
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  • Jochen Freihold
    Ohne ehrenwerte Stadräte, Fraktionen und Mitarbeiter funktioniert unser demokratisches Gemeinwesen nicht. Demokratie bedeutet nicht Kostengtriheit oder möglichst nniedrige Kosten. Wer im Stadtrat sitzt, steht an sieben Tagen der Woche mit dieser wichtigen Aufgabe auf und geht mit ihr zu Bett. Für alle da sein zu müssen, heißt nicht, dies möglichst billig zu tun. Sonst wären unsere Stadträte auf Dauer ihrer Amtszeit jedermanns Depp!

    Es gehört zur Qualität jedes verantwortlichen Gremiums, anständig und möglichst unabhängig bezahlt zu werden. Hierzu gehört auch eine gute Portion Selbstachtung. Sonst könnten diese Damen und Herren nicht vor der Bürgerschaft und denen bestehen, die sie gewählt haben.

    In seinem Gesamtergebnis leisten Oberbürgermeister und Verwaltung, wie der Würzburger Stadtrat eine gute bis sehr gute Arbeit.
    Manch harschen Kritikern fehlen dagegen leider Vergleich und Perspektive.
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  • Thomas Diener
    Da muß man aber ein sehr rosarote Brille aufsetzen um dies genauso zu sehen !
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  • Ralf Eberhardt
    Hier hätte der Stadtrat die Chance gehabt, den Begriff Symbolpolitik mal positiv zu belegen.
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  • Richard Baumann
    Ehrenamt nicht gleich Ehrenamt?
    Ehrenamtliche Stadträte erhalten eine angemessene monatliche Aufwandsentschädigung von 1.370 Euro.
    Für die 330 ehrenamtlich tätigen Mitglieder der Feuerwehr, die vielleicht ein paar Stunden weniger tätig sind, dafür aber auch viel Freizeit für die Allgemeinheit aufbringen, für die reicht es gerade mal für 30 Euro im Jahr - also 2,50 Euro pro Monat. Gerade mal für ein Leberkäs-Brötchen. Einfach beschämend!
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  • Hiltrud Erhard
    Sowohl die Diskussion über den Antrag der ÖDP, als auch viele Kommentare sind sehr sinnfrei.
    Zum einen ist in der Gemeindeakten festgelegt, dass sie Stadträte zu entschädigen sind. Wenn die OTB der Meinung ist, dass ich zu viel Geld erhält, dann steht es den Stadträten frei, ihr Geld, nachdem sie es empfangen haben, zu spenden.
    Zum dritten ist solch ein Antrag eine reine Show Veranstaltung . Es ging beziehungsweise konnte gar nicht um die sachliche Diskussion gehen , sondern rein um die Presse Wirksamkeit.
    Und selbstverständlich muss auch die Zeitung entsprechend darüber berichten.
    Daher ist es keine Frage, ob, zu viel oder zu wenig, berechtigt oder unberechtigt, sondern es sind Fakten, die einzuhalten sind.
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  • Thomas Haselmann
    Man hätte ein Zeichen setzen können...
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  • Christa Memmel
    1370 € durchschnittliche monatliche Aufwandsentschädigung klingen viel, sind aber gerechtfertigt, wenn man bedenkt, dass ein Stadtratsmitglied, dass seinen Job ernst nimmt, in Würzburg sicherlich sehr schnell auf 15-20 Stunden Arbeit die Woche kommt. Wenn das nicht angemessen entschädigt wird, wird irgendwann auch die Motivation der Gewählten abnehmen, bzw. es werden nur noch solche Leute sich engagieren, den es darum geht eigene wirtschaftliche Interessen auf kommunaler Ebene durch zu drücken!

    Stefan Memmel
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  • Wolfgang Keller
    Für alle Ehrenamtlichen ein Schlag ins Gesicht. Die bekommen gar nichts, leisten hervorragende Arbeit und identifizieren sich mit ihrem Projekt.
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  • Roland Rösch
    Schmarren wenn ich Stadtrat werden möchte ehrenamtlich weis ich was auf mich zukommt und Einschränkungen sowie Zeitaufwand bedeutet, daher die Frage will ich Stadtrat werden oder nicht unter den Bekannten Voraussetzungen. Wenn ja dann nicht jammern.
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  • Christa Memmel
    @Roland Rösch ich vermute, dass die Aufgaben eines Stadtrates in Würzburg so umfangreich sind, dass selbst viele Gewählte nicht wissen, was auf sie zukommt. Viele Bürger haben die Erwartungshaltung, wenn ich eine Mail an Stadtrat X schreibe, dass die Straßenlaterne schon wieder nicht geht, die Ausstattung der örtlichen Sporthalle mangelhaft ist, die Gebühren für die Kita zu hoch sind etc. kümmert der:die sich spätestens in der nächsten Woche darum und schreibt mir am Besten morgen noch zurück. Diese Erwartungshaltung ist im Prinzip auch richtig, nur dann sollten wir bereit sein, den Stadträten dafür auch eine angemessene Entschädigung zu bezahlen.

    PS: Das die Feuerwehrler keine Erhöhung ihrer Aufwandspauschalen bekommen, finde ich auch sehr irritierend und werde dies in meiner Partei (Grüne) auch bei Gelegeenheit mal kritisch hinterfragen!

    Viele Grüße,
    Stefan Memmel
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  • Alfred Holler
    Schade, lieber Stadtrat, Chance vertan, grooße Chance.
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  • Klaus B. Fiederling
    bei über 930 000 Euro für die Stadtratsmitglieder stellt sich die Frage: Wie viele Mitglieder hat der Stadtrat in Würzburg? Und es dürfte ja jedem klar sein: Sparungen am eigenen Geldsäckel geht ja wohl gar nicht, da erhöht man doch lieber wieder einmal die Parkplatzgebühren, das kommt dann auch den Stadträten zugute. Sind doch eigentlich alles (außer Bürgermeister) ehrenamtliche Stadträte oder?
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  • Reinhard Opel
    ist doch klar, wenn über 100 Millionen für das Theater da sind, und geplante 60 Millionen für einen LRA-Erweiterungsbau, dann sind das Penuts.
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  • Alfred Holler
    LRA ist jetzt aber ne gaaanz andre Baustelle 😏
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  • Reinhard Opel
    hallo Herr Holler, Sie sollten da mal genau nachdenken. von wem wird der Stadtrat bezahlt ? von wem wird das Theater bezahlt ? vom wem wird die Festung bezahlt ? vom wem wird der Erweitungsbau LRA bezahlt ? letztendlich aus Steuermittel, in erster Linie von den abhängig Beschäftigten. es müßte erstmal eine große Steuerreform gemacht werden, mit eineer "Reichensteuer", damit ALLE Bevölkerungsschichten SOLIDARISCH an den imensen Lasten beteiligt werden.
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  • Alfred Holler
    Ist ja Recht und schön, aber das Thema war der Würzburger STADTrat und nicht das LRA! Und ja, ich habe nachgedacht, und zwar schon vor meinem post😏
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  • Roland Rösch
    Machtgierig. Geldgierig für 0 Leistungen in Würzburg wo nix klappt was diese Damen und Herren je verabschiedet haben außer ihre Aufwandsentschädigung Regelmäßig zu erhöhen. Diese Menschen können sich nicht mal schämen.
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  • Sebastian Büchs
    Was wäre die kommentarspalte der Mainpost nur ohne unsere lieben Grantler?
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