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Würzburg
Der Kämmerer warnt: Die dauerhafte finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt Würzburg ist weiterhin gefährdet
Wegen stark steigender Personal- und Sozialausgaben sind im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr neue Kredite in Höhe von 9,2 Millionen Euro geplant. Wie der Plan weiter aussieht.
Kämmerer der Stadt Würzburg, Robert Scheller, vor dem Rathaus. 
Foto: Daniel Peter | Kämmerer der Stadt Würzburg, Robert Scheller, vor dem Rathaus. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:21 Uhr

Auch wenn die Unsicherheiten im Vergleich zum laufenden Haushaltsjahr geringer geworden sind: Würzburg muss 2024 nach aktuellem Stand mehr als neun Millionen Euro neue Schulden aufnehmen, um den Haushalt auszugleichen. Der Grund dafür ist nicht beim Steueraufkommen zu finden: "Wir haben kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem", betonte Stadtkämmerer Robert Scheller bei seiner Haushaltsrede in der vergangenen Woche.

Traditionell kommt der Stadtrat Ende November zu seinen zweitägigen Haushaltsberatungen für das kommende Jahr zusammen, und ebenso traditionell erläutert der Kämmerer einen Monat vorher die aktuelle finanzielle Lage. Für Robert Scheller war es seine zehnte Haushaltsrede, und sie klang ähnlich wie vor einem Jahr, als durch Ukrainekrieg und Energiekrise viele Ausgabenposten nicht wirklich kalkulierbar waren. Am Ende gab es, unter anderem wegen deutlich höherer Schlüsselzuweisungen durch den Freistaat, einen ausgeglichenen und genehmigten Haushalt, der anders als der ursprüngliche Entwurf ohne Neuverschuldung auskam.

Neue Schulden in Höhe von 9,2 Millionen Euro eingeplant

Das wird sich laut Scheller 2024 ändern: Im aktuellen Entwurf für 2024 hat die Kämmerei neue Schulden in Höhe von 9,2 Millionen Euro eingeplant. Bereits seit dem letzten Jahr steht fest, dass außerdem die bestehenden Rücklagen in den kommenden Jahren komplett aufgebraucht werden. Eine Erhöhung von Gewerbe- oder Grundsteuer kommt für den Kämmerer trotzdem nicht infrage: Zusätzliche Belastungen für Unternehmen und Bürger "passen nicht in die Zeit", sagte Scheller.

Zwar haben sich die Energiekosten inzwischen – auf höherem Niveau als früher – wieder stabilisiert und Lieferengpässe haben sich aufgelöst. Trotzdem habe sich die Lage weiter verschlechtert, sagte Scheller: "Weil unsere Einnahmen, inzwischen überdeutlich, nicht mehr der rasanten Ausgabenentwicklung standhalten." Finanzpolitische Instrumente wie globale Minder- oder Mehrausgaben, wie sie von Bund und Ländern zur Konsolidierung ihrer Haushalte eingesetzt werden, werden bei den Kommunen von der Aufsichtsbehörde nicht akzeptiert.

Höchste Steigerung bei Personalkosten

Die höchste Steigerung ist aufgrund der neuen Tarifabschlüsse bei den Personalkosten zu verzeichnen, die im kommenden Jahr um 19,1 Millionen Euro höher ausfallen, obwohl die 45 neu geplanten Stellen in der Verwaltung wieder erst ab dem vierten Quartal besetzt werden. Die Ausgaben für Jugend- und Sozialhilfe steigen um 6 Millionen auf einen neuen Spitzenwert von 46 Millionen, die Betriebskostenzuschüsse für das Mainfranken Theater durch die Eröffnung des kleinen Hauses um gut zwei Millionen Euro, und bei der Bezirksumlage muss die Stadt 4,7 Millionen Euro mehr bezahlen als in diesem Jahr.

45 neue Stellen in der Verwaltung, so auch im Bürgerbüro der Stadt Würzburg, sind für 2024 geplant. 
Foto: Amngie Wolf | 45 neue Stellen in der Verwaltung, so auch im Bürgerbüro der Stadt Würzburg, sind für 2024 geplant. 

Um trotz der deutlich gestiegenen Ausgaben einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf vorlegen zu können, haben Scheller und sein Team bei den Hauptsteuereinnahmen sehr optimistische Ansätze gewählt und rechnen aktuell mit insgesamt 201 Millionen Euro aus Gewerbe- und Einkommenssteuer. Nachdem im November die nächste Steuerschätzung für das kommende Jahr erwartet wird, können sich diese Zahlen bis zu den Haushaltsberatungen am 23. und 24. November noch ändern.

Viel Raum für zusätzliche Ausgaben durch die Fraktionen gibt es voraussichtlich nicht, im Haushaltsentwurf sind spürbare Einsparungen in fast allen Bereichen geplant. So wird, mit Ausnahme der freien Kulturträger, die geplante pauschale Erhöhung von Zuschüssen, Erstattungen und anderen Zuweisungen ausgesetzt, um die Ausgaben um runde acht Millionen Euro zu reduzieren. Aber auch das wird trotz der geplanten neuen Schulden laut Scheller unter dem Strich nicht reichen, um die Mindestzuführung für den Vermögenshaushalt 2024 und in den Folgejahren zu erreichen: "Unsere dauerhafte finanzielle Leistungsfähigkeit (…) ist daher weiterhin gefährdet", betonte der Kämmerer.

 
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  • Ralf Eberhardt
    Ein Spiegelbild unserer Gesamtsituation in Deutschland. Vom Bund, über Länder bis hin zu den Städten und Gemeinden.
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  • Hans-Georg Heim
    Wieviel Geld hat die Stadt Würzburg in die Ukraine verschleudert, in das korrupteste Land Europas?
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  • Matthias Braun
    Stammtisch Parolen sonst nichts
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  • Hans-Georg Heim
    Herr Braun widerlegen Sie es halt, das wird Ihnen nicht gelingen, zudem war ich noch nie an einem Stammtisch gesessen, immer diese armseligen Versuche Tatsachen nicht akzeptieren zu wollen.
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  • Florian Evenbye
    Bitte umgekehrt: Es sollte vom Kommentator zunächst dargelegt werden, dass die Würzburger Gelder in korrupten Kanälen gelandet sind. Sonst ist es einfach nur eine Feststellung, dass man Menschen in Not nicht helfen sollte. Wären die Alleierten nach den Kriegszerstörungen in unserer Stadt so geizig gewesen, wären wir wirtschaftlich vermutlich auf nicht viel mehr als DDR-Niveau gekommen.
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  • Hans-Georg Heim
    Dieser Vergleich hinkt heftig, ich weiß was wir besonders den US Amerikanern nach dem Krieg zu verdanken haben. Aber während eines Krieges Gelder in ein nachgewiesener Maßen von einer korrupter Elite geprägtes Land zu transferieren ist schon mehr als naiv. Oder gibt es Kontrollen und Belege wo z.B. diese Million aus Würzburg im Ende angekommen ist.
    Zitat Main Post vom 08.04.2022:
    „Weitere 500.000 Euro hat der Stadtrat für den humanitären Fonds der Hauptstadt Kiew (200.000 Euro), die neue Partnerstadt Lwiw/Lemberg (200.000 Euro) und die Stadt Luzk (100.000 Euro), mit der eine Städtefreundschaft begründet wird, bereitgestellt“
    Sehr gewagt für eine Stadt, deren Etat schon längst überzogen sein dürfte und wo an allen Ecken mangels Geld Investitionsstau herrscht. Helfen kann man nur, wenn man sich das erlauben kann, ansonsten gerät man selbst in Not, das gilt übrigens für das ganze Land. Ist halt meine Meinung. Schönes Wochenende.
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  • Roland Rösch
    Haushaltslose Zeit unter OBine Beckmann gehört her.
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  • Peter Lelowski
    Nachhaltiges Investieren kostet Geld: Straßenbahn, mehr Natur in der Stadt, Schulsanierung, ausreichend Personal im Rathaus. Das wird sich auszahlen.
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  • Karl-Heinz Schulz
    Es wird kommen wie im vergangenen Haushalt. Alle Parteien haben bei den Haushaltsberatungen zu mehr Sparsamkeit aufgerufen. Aber irgendwie verstehen die Parteien das Wort " Sparsamkeit " nicht, denn am Ende der Beratungen waren die Ausgaben deutlich höher. Aber man hat sich ja Kostenträchtige Baumaßnahmen auferlegt die den Haushalt immer mehr belasten. So wird das nichts mit Sparen ! Und noch eines, es ist genug Geld vorhanden doch die Verteilung klappt nicht so richtig !
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  • Dominik Temming
    Ja, wir haben ein Ausgabenproblem. Wenn sich die Stadt solche sinnlosen Späße gönnt wie "Taktverdichtung", die die Kasse mit 1,5 Mio Euro pro Jahr belastet, dann zeigt das sehr deutlich, dass die Stadt nicht mit Geld umgehen kann. Geld, dass auf unserem Rücken erwirtschaftet wurde. Aber gut, wenigstens warten die Leute 2 Minuten weniger auf eine Straßenbahn...
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  • Guenther Rinke
    Nicht die Stadt, die gewählten Stadträte mit ihrer Mehrheit! Haben dies die Bürger so gewollt?
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  • Sebastian Hansen
    Ein besserer ÖPNV ist keineswegs sinnlos. Bei einem schlechteren Takt sind viele Bahnen überfüllt, weil schlicht die Kapazität fehlt. Und wenn man am Wochenende lange Abstände zwischen den Bahnen hat - das zu verbessern war ja auch ein wichtiger Aspekt der Taktverdichtung - dann schreckt das diejenigen ab, die überlegen, auf den ÖPNV umzusteigen. Und dass mehr Menschen den ÖPNV nutzen sollen ist ja ein Ziel, auf das sich alle geeignet haben. Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmal daran erinnern, dass gerade die Konservativen 2022 gefordert haben, "zuerst den ÖPNV auszubauen". Das wurde umgesetzt, zum Vorteil der Menschen in Würzburg.
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