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Würzburg
Würzburgs Kulturreferent zur Intendanz: Welchen Führungsstil wollen Sie für das Mainfranken Theater, Herr Stegmayer?
Wie wird die Nachfolge von Intendant Markus Trabusch gefunden? Der neue Würzburger Kulturreferent Benedikt Stegmayer erklärt, wie das Verfahren läuft und was Stand ist.
'Wir haben jetzt nicht die Stelle eines Bauingenieurs ausgeschrieben': Würzburgs neuer Kulturreferent Benedikt Stegmayer spricht im Interview über die Intendanten-Nachfolge am Mainfranken Theater Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | "Wir haben jetzt nicht die Stelle eines Bauingenieurs ausgeschrieben": Würzburgs neuer Kulturreferent Benedikt Stegmayer spricht im Interview über die Intendanten-Nachfolge am Mainfranken Theater Würzburg.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 16.12.2024 02:29 Uhr

Ende Oktober ist die Bewerbungsfrist für die neue Intendanz am Würzburger Mainfranken Theater abgelaufen. Intendant Markus Trabusch, seit 2016 im Amt, hatte nach massiver Kritik an seinem Führungsstil im April verkündet, auf eine weitere Amtszeit zu verzichten. Der 62-Jährige wird das Haus nach Ablauf der Saison 2025/26 verlassen.

In der Ausschreibung für seine Nachfolge fordert die Stadt Würzburg unter anderem "eine vorbildlich ausgeprägte Teamorientierung" und dass "eine motivierende Führungskultur der Mitbestimmung und Mitverantwortung strukturell entwickelt und wertschätzend gelebt wird". Im Interview erklärt Benedikt Stegmayer, der neue Würzburger Kulturreferent, wie das Verfahren nun weitergeht, wer sich beworben hat und wie er sich das Profil des künftigen Staatstheaters vorstellt. 

Herr Stegmayer, wie viele Bewerbungen sind eingegangen, und wer hat sich beworben?

Benedikt Stegmayer: Wir hatten rund 70 Bewerbungen auf die Position. Es ist ein sehr heterogenes Feld mit profilierten Personen aus der Theaterwelt. Es sind auch Teams dabei und ich könnte spontan gar nicht sagen, ob es mehr Männer oder Frauen sind. Wir hatten ein sehr hohes Niveau, und ich bin sehr gespannt, wie sich das verdichten wird, wenn wir die Bewerbungen im Detail sichten.

Kam von Bayreuth nach Würzburg: Der neue Kulturreferent der Stadt, Benedikt Stegmayer (43), im Gespräch über die künftige Leitung des Mainfranken Theaters Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Kam von Bayreuth nach Würzburg: Der neue Kulturreferent der Stadt, Benedikt Stegmayer (43), im Gespräch über die künftige Leitung des Mainfranken Theaters Würzburg.
Wie geht es nun weiter?

Stegmayer: Wir schauen uns die Unterlagen an und laden dann zu einer ersten Gesprächsrunde mit strukturierten Interviews ein, in denen alle dieselben Fragen gestellt bekommen. Es wird ein Führungskräfte-Assessment geben, also ein Verfahren, das helfen soll, die Personen oder Teams einzuschätzen. Wir wollen ja nicht nur eine Führungspersönlichkeit, oder Führungspersönlichkeiten, die künstlerisch sehr gute Arbeit machen. Sondern wir wollen davon ausgehen können, dass sie mit den Angestellten im Theater einen positiven und professionellen Umgang finden werden, der insgesamt eine effiziente Arbeit ermöglicht.

Wie ist die Findungskommission zusammengesetzt?

Stegmayer: Die Kommission setzt sich aus Mitgliedern des Stadtrats, der Personalvertretung und externen Experten zusammen.

Welche Art Intendanz wünschen Sie sich denn? Regie führend oder nicht?

Stegmayer: Wir haben es offengelassen, ob wir eine Regie führende Intendanz wollen, oder eine, die das Theater leitet, sich selbst aber künstlerisch zurückhält. Für beides gibt es spannende Möglichkeiten. Wir werden es davon abhängig machen, bei wem wir die besten Chancen für das Theater sehen.

"Ich möchte mich von der besten Bewerbung überzeugen lassen und nicht von einer fixen Idee, die ich vorher hatte."
Benedikt Stegmayer, Kulturreferent der Stadt Würzburg 
Wie wäre denn Ihre persönliche Vorliebe? Es gibt ja das Argument, eine Intendanz an einem Haus im Umbau- und Aufbauprozess wäre Arbeit genug.

Stegmayer: Ich habe natürlich eine persönliche Vorliebe, aber die tut nichts zur Sache, weil es nicht um mich geht. Das von Ihnen zitierte Argument hat durchaus seine Berechtigung. Aber es gibt auch Beispiele von Intendanzen, die auch noch sehr gute künstlerische Arbeit machen. Ich bin auf jeden Fall offen und möchte mich von der besten Bewerbung überzeugen lassen und nicht von einer fixen Idee, die ich zu Anfang des Prozesses hatte.

In der Ausschreibung heißt es auch, dass am Profil für das künftige Staatstheater gearbeitet werden soll. Wo würden Sie Würzburg in der bundesweiten Theaterlandschaft gerne positionieren?

Stegmayer: Wir müssen einerseits realistisch sein: Wir werden nicht die Mittel zur Verfügung haben wie die ganz großen Häuser. Aber wir dürfen nicht unambitioniert sein. Ich glaube schon, dass Würzburg das Potenzial hat, als eines der Häuser bundesweit und darüber hinaus wahrgenommen zu werden, wo spannende Theaterkunst passiert. Das muss nicht immer das revolutionäre Theater sein, aber ich will, dass wir uns den Ruf erarbeiten, dass hier erstklassige Arbeit geleistet wird, dass wir gute Regieteams entdecken und natürlich immer wieder das eine oder andere Experiment wagen. Ziel ist, dass Würzburg in der Theaterlandschaft mehr sichtbar ist, als man das erwarten würde. Wer sich in Deutschland für Theater interessiert, soll Würzburg im besten Sinne im Blick haben.

Nun werden wir wohl noch fünf Jahre lang Baustelle haben. Wie sehr fließt das in die Findung ein?

Stegmayer: Wir haben jetzt nicht die Stelle eines Bauingenieurs ausgeschrieben. Wäre ja auch denkbar. Es schadet nicht, wenn eine Intendanz sich bei diesen Themen einbringen kann, allerdings ist das nicht der entscheidende Faktor. Was ich auf keinen Fall möchte, ist, dass jemand kommt, der die Planungen komplett auf null zu stellen versucht.

"Ich will, dass wir uns den Ruf erarbeiten, dass hier in Würzburg erstklassige Arbeit geleistet wird."
Benedikt Stegmayer
Die Ausschreibung verlangt eine deutliche Öffnung des Theaters in die Stadtgesellschaft hinein. Derzeit sind die Kooperationen eher überschaubar. Wie sollte so eine Öffnung aussehen?

Stegmayer: Da muss ich mit der Antwort vorsichtig sein, weil sich die Vorstellungen der künftigen künstlerischen Leitung notwendigerweise und hoffentlich von meinen unterscheiden werden.  Aber ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass Theater immer wieder im öffentlichen Raum sichtbar ist, dass man sich ungewöhnliche Orte erspielt und so Räume der Stadt projektweise vereinnahmt. Es gibt viele Möglichkeiten, aber die muss die künftige Leitung hier vor Ort entwickeln. Und dabei ist eine gewisse Offenheit wichtig.

Neue Intendanz gesucht: Das Mainfranken Theater Würzburg braucht spätestens zu Beginn der Saison 2026/27 eine neue Leitung.
Foto: Mathias Wiedemann | Neue Intendanz gesucht: Das Mainfranken Theater Würzburg braucht spätestens zu Beginn der Saison 2026/27 eine neue Leitung.
Warum sagen Sie, dass sich die Vorstellungen notwendigerweise unterscheiden werden?

Stegmayer: Jeder Mensch hat unterschiedliche Blickwinkel. Ich hoffe, dass, wer auch immer kommt, hier Ideen präsentiert, die ich nicht schon selbst im Blick habe. Denn sonst bräuchte es keine Intendanz. Ich will da nicht zu sehr steuernd eingreifen.

Wer auch immer 2026/27 anfängt, braucht einen Vorlauf. Der Spielplan kann nicht erst mit Amtsantritt entworfen werden. Wie wird das geregelt?

Stegmayer: Wir hoffen, dass die neue Intendanz im kommenden Frühjahr feststeht und ab dann auch schon einen Spielplan für die Saison 26/27 erarbeiten kann. Wir haben dann eineinviertel Jahre Vorlauf, das wird sehr sportlich, ist aber zu schaffen. Es ist bei Intendanzwechseln üblich, dass die scheidende Intendanz noch ihren Spielplan abarbeitet, und die neue schon die Weichenstellungen für den nächsten machen kann.

 
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  • Frank Stößel
    Das Interview mit Herrn Stegmayer zum gewünschten Führungsstil am Mainfrankentheater offenbart, ohne das direkt zu sagen, wie froh man ist, den Intendanten los zu werden. Die Querelen bis heute lassen einen ganz anderen Schluss zu: Intendant Markus Trabusch hatte von Anfang an keine Chance. Spätestens seit 2019 ließ man Missgunst, Intrige und Illoyalität seiner Gegnerschaft freien Lauf. Was Markus Trabusch für die Stadt mit dem Umbau des Theaters bei hervorragendem Spielbetrieb in Provisorien geleistet hat, verdient eher die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, als einen derart würdelosen Rausschmiss, verlangt auch von Gewerkschaften aufgrund fragwürdiger Interpretationen der Umfragen zu Trabuschs Wertschätzung seiner MitarbeiteInnen und zu seinem Führungsstil. Ich schäme mich für die miserable Theaterpolitik meiner Vaterstadt. Herr Trabusch, ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft post herbipolensem privat wie beruflich alles Gute. Bleiben Sie gesund und cave civitatem consilio.
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  • Klaus B. Fiederling
    hätte er seinen Mund gegenüber den Zurufen des behinderten Menschen gehalten und sich nicht geäußert hätte er noch bis zu seiner Rente sein Amt fortführen können. Aber Herr Trabusch hat mit 62 Jahren bestimmt gut ausgesorgt.
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