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Würzburg
Gasversorger WVV aus Würzburg informiert: Was passiert, wenn die Notfallstufe ausgerufen wird?
Die Nachrichtenlage ändert sich stündlich, fest steht nur: Es kann knapp werden. Welches Szenario in Würzburg zu erwarten ist.
Heizen in Würzburg: Auch Privatleute sind angehalten, die Heizung sparsam einzustellen.
Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa | Heizen in Würzburg: Auch Privatleute sind angehalten, die Heizung sparsam einzustellen.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

40 000 Briefe hat die WVV in den vergangenen Tagen an ihre Gaskundinnen und -kunden verschickt. Der Inhalt dürfte wohl keinen der Empfänger fröhlich gestimmt haben. Von einer "nie dagewesenen Ausnahmesituation auf dem Energiemarkt" ist da die Rede, es folgen Kostenschätzungen für die Gasjahresrechnung: die für das laufende Jahr, die für das kommende Jahr und dann eine Schätzung, wie viel bares Geld einzusparen ist, wenn man die gute Stube ein Grad weniger heizt. Auf Schätzungen, die bis zu 50 Prozent über der aktuellen Jahresrechnung liegen, kommen manche Kundinnen und Kunden in den Berechnungen der WVV. 

"Wir erleben gerade viel Verunsicherung bei unseren Kunden", eröffnet WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer die Pressekonferenz von WVV, Stadt Würzburg und der Stadtwerke-Tochter Mainfranken Netze GmbH (MFN). Klar sei, dass die WVV an den Erhöhungen zum 1. November wird festhalten müssen – unabhängig davon, welche politischen Maßnahmen bis dahin entschieden sein werden. Stündlich ändere sich die Nachrichtenlage, doch bleibe die Sorge der Bürger, so Schäfer: "Viele fragen sich: Werden wir überhaupt genug Gas haben? Oder werden wir frieren?"

Es muss zwischen geschützten und nicht geschützten Kunden unterschieden werden

Ein kleines bisschen Entwarnung, zumindest für Privathaushalte und Betriebe kleinerer und mittlerer Größenordnung, kann Jürgen Söbbing, Geschäftsführer der MFN – der Netzgesellschaft für Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärme – geben. "Das Gesetz unterscheidet hier zwischen 'geschützten Kunden' und 'nicht geschützten Kunden'. Das ist meiner Meinung nach eine ganz wichtige Definition in dieser Diskussion."

Geschütze Kunden, das sind Haushalte, Betriebe, die weniger als 1500 Megawattstunden Gas im Jahr benötigen, und Gaskunden, die grundlegende soziale Dienste erbringen, etwa Gesundheitsversorger und soziale Einrichtungen und Fernwärmeerzeuger, die eben diese geschützten Kunden versorgen. Alle anderen Gaskunden fallen in die Rubrik der nicht geschützten Kunden, in der Regel große Industriebetriebe mit hohem Verbrauch.

Das passiert, wenn die Notfallstufe ausgerufen wird

Geschützte Kunden werden bei einer Gasmangellage zuletzt abgeregelt. Anders ist es für die nicht geschützten Kunden. Söbbing: "Wenn es zu einer Gasmangellage kommt, die Notfallstufe also ausgerufen wird, sind es zunächst diese nicht geschützten Kunden, die dann ihre Leistungen zurücknehmen müssen."

Im Netz der MFN verbrauchen diese Kunden aktuell 8-10 Prozent der Gasmenge, verteilt auf insgesamt 58 Gasabnehmer. "Sowohl Bundesnetzagentur als auch die MFN haben bereits vor Monaten mit diesen Gaskunden Kontakt aufgenommen, um zu checken, wo bei diesen Kunden Einsparpotential jeweils vorhanden ist", so Söbbing. 

"Das Ausrufen der Notfallstufe wird – nach aktuellem Stand – nicht direkt zu einem Handlungsbedarf für Würzburg führen."
Jürgen Söbbing, Geschäftsführer der Mainfranken Netze GmbH

Kommt die Notfallstufe, kann über eine eigens gebaute Datenbank der Bundesnetzagentur schnell reagiert werden. Konkret könnte das etwa bedeuten, dass auf besagte nicht geschützte Gaskunden Einsparungsverfügungen zukommen. Aber selbst in dem Fall steht die Region noch einigermaßen gut da: "In Deutschland machen die 250 größten Gasabnehmer 30 Prozent der gesamten Gasbedarfs aus. Es gibt also im Fall der Fälle große Einsparmöglichkeiten bei wenigen sehr großen Gaskunden – ohne diese komplett abzuschalten." Kleinere nicht geschützte Kunden wären dann nicht sofort betroffen.  Die MFN zieht daraus folgende Erkenntnis: "Das Ausrufen der Notfallstufe wird – nach aktuellem Stand – nicht direkt zu einem Handlungsbedarf für Würzburg führen", so Söbbing.

Wird es überhaupt zur Notfallstufe kommen?

Aber wird es soweit überhaupt kommen? "Aus technischer Sicht gibt es aktuell hier in Würzburg keinen Engpass. Wir bekommen das Gas, das wir benötigen. Aber: Wir kommen gerade auch erst aus dem Sommer", so Söbbing. "Bleibt die Frage, ob wir so durch den Winter kommen."

Mögliche Szenarien gäbe es viele. Damit es zu keinem Engpass kommt, müssten gewisse Rahmenbedingungen stimmen, so habe es die Bundesnetzagentur berechnet: "Wir brauchen etwa einen normal kalten Winter und keine Extremkälte. Wir brauchen eine bundesweite Speicherbefüllung von 95 Prozent zum 1. November. Aktuell sieht es danach aus, dass das klappen sollte.  Aber auch die geschützten Kunden müssen einsparen, auf europäischer Ebene werden 15 Prozent angestrebt. Und wenn das alles passt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass geschützte Kunden kein Gas bekommen werden, aus unserer Sicht sehr gering." 

 
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  • r. s.
    ich möchte selbst außer Gassparen der Brenner iss schon Optimiert,es soll ein Balkonkraftwerk angebracht werden was die Stadt Schweinfurt und E-werk Erlauben aber aber meine Wohnungsverwaltung versteckt sich hinter Uraltvorschriften und möchte eine Eigentümer Zusamenkunft im Nächsten Jahr abwarten ich hab keine Worte mehr
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  • J. H.
    Gaskunden können doch jetzt aufatmen. Der Gaspreisdeckel, den die Union und vor allem unser Landesvater so vehement gefordert hat, ist durch, also braucht man jetzt nicht mehr zu sparen. Der Sparanreiz ist ja jetzt weg. Man kann es sich wieder leisten, die Gasheizung voll auf zu drehen. Blöd nur für den, der keine Gasheizung hat. Der kann sich aber vielleicht mal beim Nachbarn mit der Gasheizung aufwärmen.

    Wen juckt es da schon, dass dann vielleicht im Februar überhaupt kein Gas mehr lieferbar ist? Seit wann denken wir langfristig?
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  • P. W.
    18 Grad tun's auch, wie ich im Homeoffice seit zwei Wochen feststelle.
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  • P. S.
    Echt? Mit drei Pullovern an? Oder wie laufen Sie in der Wohnung rum?
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  • M. F.
    Ich war mal in Bad Windsheim im Freilichtmuseum. Die Leute haben früher unter den bloßen Dachschindeln geschlafen. Ohne Heizung oder Isolation. So etwas zu sehen erdet einen und hilft zu begreifen, welchen Luxus wir gewohnt sind. Auch 18 Grad sind noch mehr, als die Leute damals hatten. Klar musste man da nicht so viel sitzen, aber mit einer Decke lässt es sich im HO schon aushalten. Ein Tee ist auch schnell gemacht.
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  • U. A.
    Schneller als der Tee gemacht ist ist der gute alte Cognac eingeschenkt.
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  • S. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • M. F.
    Ich bin erstaunt, wie schnell sich mein Körper an kuschelige 19 Grad Raumtemperatur gewöhnt hat. Im Gegenteil, überall wo es nun wärmer ist fange ich gleich an zu schwitzen. Meine Erkenntnis aus diesem Winter wird wohl sein, dass der Mensch recht anpassungsfähig ist. Ich hoffe, ich schaffe meine 20 Prozent Energieeinsparung. Bei mir jedenfalls wurde der Ehrgeiz geweckt.
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  • M. K.
    Neuerdings dusche ich fast kalt. Auch ne Herausvorderung . Der Wasserverbrauch sinkt dadurch auch auf ca 2-3 liter, länger tue ich mir das auch nicht an, gerade das nötigste grinsen Ist auch sportlich, aber dient mehr der Umwelt, wie es Gas spart, denn ich nutze Pellets.
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