Der Verdächtige Christian B. im weltweit bekannten Fall der vermissten Maddie ist aufgeschreckt: Ermittler suchen an seinem früher häufig besuchten Lieblings-See in Portugal nach Beweisen - aber der Würzburger beteuert in einem Brief aus dem Gefängnis: "Die Welt glaubt, ich habe Maddie ermordet, aber ich war es nicht."
Wurde der Würzburger zum "Sündenbock" gemacht?
Das Bundeskriminalamt (BKA) habe ihn zum "Sündenbock" gemacht, heißt es in einem der handschriftlichen Briefe aus der Justizvollzuganstalt (JVA) an einen englischen Brieffreund, über die am Sonntag zuerst die britische "Daily Mail" berichtete. In einem Brief, der uns vorliegt, heißt es handschriftlich auf Englisch in vielen eng geschriebenen Zeilen an einen Freund: "Du kannst dir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn die ganze Welt glaubt, du seist ein Kindermörder - dabei bist du es gar nicht."
In Oldenburg sitzt der vielfach vorbestrafte Sextäter gerade eine siebenjährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung ab. "Die Ermittler versuchen, ein Monster zu erschaffen", schreibt er. Er sei unschuldig am Verschwinden der dreijährigen Maddie aus einer Ferienanlage in Portugal 2007.
Unter schwierigen Bedingungen groß geworden
Christian B. war im Landkreis Würzburg unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen und bereits als Jugendlicher mehrfach straffällig geworden. Weil er sich 1993 in sexueller Absicht auf Spielplätzen im Landkreis Würzburg Kindern genähert hatte, stand er bereits 1994 vor dem Amtsgericht Würzburg, floh vor Verbüßen seiner Haftstrafe aber nach Portugal.
Eine Frau aus Schweinfurt, mit der er zur Tatzeit liiert war, wurde mehrfach vom BKA vernommen. Ihr Vater gab in Interviews verdächtige Äußerungen von Christian B. zu dem Fall wieder. Die lassen vermuten, dass er mit dem Verschwinden des Kindes zu tun haben könnte.
Suche nach Beweisen an einem Stausee in Portugal
Ein Stausee in Portugal wurde jetzt drei Tage lang durchsucht, um neue Spuren im Vermisstenfall Maddie McCann zu finden. Nach portugiesischen Medienberichten soll während der Durchsuchung ein "relevanter Hinweis" gefunden worden sein.
Cristian B. hatte den See als sein "kleines Paradies" bezeichnet. Was genau und warum am Arade-Stausee in Portugal gesucht wird, wollte Staatsanwalt Hans Christian Wolters in Braunschweig auf Anfrage zunächst nicht erklären. Aber er bestätigte, die aktuelle Suche angestoßen zu haben. Nun werden deren Ergebnisse ausgewertet.
"Derzeit kann ich zu der Suchaktion keine Bewertung abgeben", sagt der Verteidiger des Verdächtigen, Rechtsanwalt Friedrich Fülscher: "Wenn die Verteidigung endlich Akteneinsicht erhält, wird sich rausstellen, ob es sich um eine nachvollziehbare Aktion oder eine sinnlose Verschwendung von Steuergeldern handelte."
Verdächtiger im Fall Maddie: "Es wird nie einen Prozess geben"
In den Briefen des mittlerweile berühmten Häftlings aus Unterfranken geht es über weite Strecken um belanglose Plaudereien über die Form der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im internationalen Vergleich. Ansatzlos leitet der Würzburger in teilweise wüst anmutenden Anspielungen zu dem Moment über, wie er als 17-mal vorbestrafter Krimineller aus seiner eigenen Sicht unter Verdacht geriet, mit dem Tod Maddies zu tun zu haben. "Es wird nie einen Prozess geben", sagt er voraus.
Auf einem Hippie-Festival in Spanien habe er sich zwei Jahre nach Maddies Verschwinden mit zwei Freunden (von denen ihn einer bei einem Drogengeschäft betrogen habe) über eine Rückkehr nach Portugal unterhalten. Der eine habe gesagt, die Polizei dort sei zu sehr aufgeschreckt über das lautlose Verschwinden der kleinen Maddie. "Ja, sie hat keinen Laut von sich gegeben", antwortete der Würzburger damals – eine Bemerkung, die ein damaliger Kumpel dem Ermittler in Braunschwieg eingeflüstert habe.
Und - nach wie vor steht ja noch gar nicht fest, ob die Staatsanwaltschaft Braunschweig überhaupt zuständig ist.
Er war nachweislich am Abend des verschwindens von Maddie in Hotelnähe. Er ist gern in Hotelzimmer eingebrochen. Er hat gegenüber anderen auch andeutungen gemacht, das ers war.