Die Stadt bereitet sich auf die Zeit nach dem Lockdown vor: Um Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister in der Innenstadt dabei zu helfen, Kunden und Gäste so schnell wie möglich zurückzugewinnen, hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig ein umfangreiches erstes Maßnahmenpaket beschlossen.
Es geht dabei unter anderem darum, den Unternehmen und städtischen Partnern wie Einzelhandelsverband und Stadtmarketing-Verein "ein kräftiges Signal zu senden, dass die Stadt zu ihnen steht", betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Der Einzelhandel braucht schnell wieder Kunden
Wenn Einschränkungen wie Terminvergabe oder "Click and Collect" vorbei sind und die Unternehmen keine staatlichen Hilfen mehr bekommen, "braucht der Einzelhandel schnell Kunden, die Umsatz bringen. Erst dann tut der Einkauf im Internet weh", betonte Klaus Walther, Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft und Standortmarketing: "Die Kunden haben sich ein Jahr lang an neue Dinge gewöhnt, die nicht alle schlecht waren. Das muss der Einzelhandel kompensieren, indem er besser ist."
Die vom Fachbereich vorgeschlagenen und vom Stadtrat verabschiedeten Maßnahmen sind kurz-, mittel- und langfristig angelegt. Zu den Sofortmaßnahmen nach dem Lockdown gehören die Einführung einer Smartphone-App zur Kontaktnachverfolgung und Imagekampagnen für den Einzelhandel und für die neu eingeführte ÖPNV-App "Fairtiq", mit der alle Bus- und Straßenbahnfahrten in der Großwabe Würzburg kontaktlos mit dem Smartphone bezahlt werden können.
Gutscheine sollen Hotelgäste anlocken
Außerdem nimmt die Stadt knapp 10 000 Euro in die Hand, um den Ende November gestarteten Lieferservice "Wülivery" mindestens bis Jahresende weiter zu fördern – eine Lieferung der beim stationären Einzelhandel gekauften Waren mit dem Fahrradkurier bis an die eigene Haustür kostet damit weiterhin nur 1,50 Euro.
Gäste von Gaststätten und Restaurants können nach dem Lockdown-Ende Stempel oder Belege verschiedener gastronomischer Betriebe sammeln und damit an einer Verlosung teilnehmen. Hotelgäste sollen durch von der Stadt finanzierte Gutscheine für Weinproben oder andere Angebote zu Übernachtungen in die Stadt gelockt werden.
Zu den mittel- und langfristig angelegten Maßnahmen gehört eine kulinarische Messe in Zusammenarbeit mit dem Hotel- und Gaststättenverband – an unterschiedlichen Standorten in der Innenstadt sollen Würzburgs Gastronomen nicht nur die Möglichkeit erhalten, ihre kulinarischen Angebote zu präsentieren, sondern dadurch auch das Einkaufserlebnis in der Innenstadt attraktiver machen.
Digitale Marktplätze für Einzelhändler
Leerstände in der Innenstadt sollen kurzfristig durch Pop-Up-Händler, Pop-Up-Gastronomie oder Pop-Up-Kultur genutzt werden können. Außerdem will die Stadt Einzelhändler beim Aufbau von E-Commerce-Angeboten unterstützen und auf der Mainfrankenmesse im September das Thema "Zukunft der Innenstadt und des Einzelhandels" in einem Ideenlabor präsentieren.
Als wichtigste langfristige Maßnahme ist der Aufbau einer lokalen Verkaufsplattform im Internet geplant, die nach aktuellen Schätzungen rund 30 000 Euro im Jahr kosten soll. Bereits seit Anfang des Jahres laufen dazu Gespräche mit Ebay Deutschland, das unter dem Titel "eBay City" digitale Marktplätze für lokale Einzelhändler anbietet.