Anett Hanelt ist seit 24 Jahren im Einzelhandel. Ganz klein hat sie angefangen, damals mit Indianer-Schmuck, und für ihr Geschäft den Namen Wanka Tonka gewählt. Heute ist er in Bamberg ein Begriff, in Schweinfurt wird er es erst noch werden müssen. Doch Hanelt ist zuversichtlich, denn ganz in den Sternen steht nicht, ob ihr Laden mit Mode, Accessoires und Deko hier ankommt. Hanelt hat es ausprobiert, 2018 für einige Monate einen so genannten Pop-up-Store – einen Laden auf Zeit – eröffnet und gesehen, dass es den Schweinfurtern offenbar gefällt, was sie anbietet.
Auch deshalb fiel die Wahl auf Schweinfurt, das übrigens nicht die einzige Stadt war, in der die Geschäftsfrau mit Pop-up-Stores ihre Fühler für die erste Filiale von Wanka Tonka ausgestreckt hat. Auch Nürnberg, Erlangen oder Coburg hat sie ausgetestet. In Schweinfurt sieht sie das größte Potenzial. Und hat hier auch die passenden Vermieter gefunden. Was nicht leicht war, wie Hanelt erzählt. Daniela und Manfred Heck haben sich auf das Experiment eingelassen. Und sind, ebenso wie ihre Mieterin, froh darüber. Denn was in die Ladenräume in der Rückertstraße 22 einziehen wird, war Hecks nicht egal.
Anfragen gab es etliche, erzählt Manfred Heck, aber gefallen haben sie ihm und seiner Frau nicht. Sie wollten Qualität, etwas Besonderes für die Rückertstraße, in der Senior Richard Heck damals, als noch alles in Schutt und Asche lag, der erste war, der wieder aufbaute, wie er sagt. Die Rückertstraße liegt ihnen am Herzen, der Wunsch der Bamberger Geschäftsfrau weckte Interesse. Ein Mietvertrag auf Zeit, warum nicht. Am Ende haben Hecks es nicht bereut, Neues gewagt zu haben. Hanelt entschied sich für Schweinfurt, der Umbau des Ladens begann. Hecks haben einiges investiert. Auch das gehöre dazu, um die Qualität zu halten, zahle sich zwar nicht kurz-, aber langfristig aus.
In einige Leerstände muss erst einmal investiert werden
Davon möchte Citymanager Thomas Herrmann auch andere Vermieter überzeugen. Man sei im Gespräch, sagt er, arbeite daran, Immobilienbesitzer und potenzielle Ladenbetreiber zusammenzubringen. Wobei das Modell Pop-up-Store eine große Rolle spielen könnte, sagt der Citymanager. Doch auch dafür müssten manche Besitzer investieren, selbst wenn die Läden auf Zeit nicht allzu große Ansprüche stellten. Doch in einigen Leerständen, sagt Herrmann, gibt es nicht einmal Heizung. Wer einen Laden sucht, läuft an dem ein oder anderen Leerstand lieber vorbei. Deshalb suche er das Gespräch mit Immobilienbesitzern. Man sei auf einem guten Weg, sagt Hermann.
Als Eigentümer, meint auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé, müsse man die Sache selbst in die Hand nehmen, müsse investieren, auch bereit sein, über den Mietpreis zu verhandeln. Man könne nicht alle über einen Kamm scheren, betont Remelé, doch bei einigen herrsche leider die Vogel-Strauß-Mentalität vor: Ladeninhaber springt ab, der Laden wird geschlossen und bleibt leer. Abwarten. "Die Stadt kann nur vermitteln", sagt Remelé. Allein lösen kann sie das Leerstands-Problem nicht.
Auch Werner Christoffel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" ist überzeugt: Investitionen sind nötig. Geschäfte mit individuellem Konzept wie Hanelts Conceptstore würden Schweinfurt gut tun. So etwas sei nicht austauschbar, eben nicht Einheitsbrei. Doch gerade die Kleinen seien darauf angewiesen, sich eben nicht gleich mit einem langfristigen Mietvertrag festlegen zu müssen, betont Geschäftsinhaberin Hanelt.
15 bis 18 Euro pro Quadratmeter zahlt man in Schweinfurt als Ladenmiete
Und die Mietpreise? Mit 15 bis 18 Euro pro Quadratmeter je nach Lage und Zustand liegt man laut Citymanager Herrmann auf einem normalen Niveau, vergleicht man Schweinfurt mit anderen Städten gleicher Größe. Sogar am unteren Ende.
Dass Schweinfurts Innenstadt durchaus Potenzial hat, auch wenn es mit seiner Größe manch namhafte Kette nicht anziehen kann, wie der OB sagt, zeigt die Rückertstraße. Genau die Straße, die als erstes tot gesagt worden sei, als die Stadtgalerie eröffnete, habe inzwischen sehr gewonnen. Auch die Spitalstraße wird wieder aufleben, davon ist Remelé überzeugt. Wenn alle es in die Hand nehmen.