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Würzburg
Würzburger SPD nominiert Landtags-Direktkandidat: Wie Alexander Kolbow direkt den Wahlkampf eröffnete
In seiner Rede stichelte der Stadtrats-Fraktionsvorsitzende der Würzburger SPD gegen Ministerpräsident Söder. Auch ein grüner Stadtratskollege bekam was ab.
'Wahlkampf ist kein Sprint, sondern ein Marathon', sagte Würzburgs SPD-Vorsitzende Freya Altenhöner und überreichte den Direktkandidaten für den Bezirkstag Lore Koerber-Becker (links) und Landtag Alexander Kolbow (rechts) ein rotes Paar Laufschuhe.
Foto: Ulises Ruiz | "Wahlkampf ist kein Sprint, sondern ein Marathon", sagte Würzburgs SPD-Vorsitzende Freya Altenhöner und überreichte den Direktkandidaten für den Bezirkstag Lore Koerber-Becker (links) und Landtag Alexander Kolbow ...
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:46 Uhr

Gegenkandidaten oder andere Überraschungen gab es keine: Die Würzburger SPD hat den Stadtrats-Fraktionsvorsitzenden Alexander Kolbow als Direktkandidat für die kommende Landtagswahl nominiert. Bei der Stimmkreiskonferenz sprachen sich 30 anwesende Mitglieder bei einer Enthaltung geschlossen für die Nominierung des 42-Jährigen aus. Die ehemalige Stadträtin Lore Koerber-Becker wurde mit einem ähnlich guten Ergebnis als Kandidatin für den Bezirkstag aufgestellt.

Nach mehr als zehn Jahren an der Spitze der Stadtratsfraktion sei Kolbow "das kommunalpolitische Gesicht der Würzburg-SPD", hatte die Vorsitzende Freya Altenhöner zuvor betont. Kolbow sei es beispielsweise zu verdanken, dass der Stadtrat 2018 beim Neubau von Mietwohnungen eine 30-prozentige Quote für Sozialwohnungen beschlossen habe.

Kolbow kritisiert Politik der CSU

Nachdem seine Nominierung bereits vor der Abstimmung beschlossene Sache war, konnte Kolbow in seiner Rede gleich voll in den Landtagswahlkampf einsteigen. Scharfe Kritik an der Politik der CSU seit 2015 während der Flüchtlings-, der Corona- und auch während der aktuellen Energiekrise standen im Mittelpunkt. Er könne nicht akzeptieren, dass die Bayerische Staatsregierung "Law-and-Order-Politik auf dem Rücken von Flüchtlingen macht", betonte der 42-Jährige.

Die Pandemie habe Ministerpräsident Markus Söder vor allem dazu genutzt, sich als möglicher Kanzlerkandidat der Union zu profilieren. Die von Bund und Ländern gemeinsam beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht setze der Freistaat allenfalls halbherzig um, außerdem seien Landtagsabgeordnete und CSU-nahe Lobbyisten durch Maskendeals mit Provisionen in Millionenhöhe aufgefallen: "Absolut unmoralisch und nicht legitim."

Auch gegen Patrick Friedl erlaubt Kolbow sich einen Seitenhieb

Nicht nur deshalb gehöre die CSU abgewählt: Eine der Ursachen der aktuellen Energiekrise liegt für Kolbow darin, dass die bayerische Staatsregierung den Umstieg auf erneuerbare Energien jahrelang verschlafen habe. Auch zusätzliche Entlastungen für Bürgerinnen und Bürger seien in Bayern, anders als in SPD-regierten Bundesländern wie Niedersachsen, nicht geplant.

Neben ausführlichem CSU-Bashing gab es einen Seitenhieb auf den grünen Konkurrenten Patrick Friedl, der 2018 das Würzburger Landtags-Direktmandat gewonnen hat: "Umweltpolitik ist zwar eines der wichtigsten Themen der Zukunft. Aber das alleine reicht nicht, um unsere Stadt im Landtag zu vertreten", sagte Kolbow.

"Es war nie Gesetz, dass die CSU das Direktmandat in Würzburg holt."
Alexander Kolbow, Direktkandidat der SPD bei der Landtagswahl im Stimmkreis Würzburg

Er will als Direktkandidat in den Landtag einziehen: "Es war nie Gesetz, dass die CSU das Direktmandat in Würzburg holt, und es ist auch nicht selbstverständlich, dass es wieder an die Grünen geht." Als politische "Herzensthemen" bezeichnete Kolbow den Einsatz für Stadt und Region Würzburg, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, die Einführung von Bildungsurlaub und die verstärkte Beteiligung junger Menschen an der Politik. Deshalb will er sich für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre einsetzen.

Alexander Kolbow will sich für die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre einsetzen.
Foto: Ulises Ruiz | Alexander Kolbow will sich für die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre einsetzen.

Koerber-Becker als Kandidatin für den Bezirkstag gewählt

Auch für die Menschen aus Rottendorf und Gerbrunn, die bei der Landtagswahl im Wahlkreis Würzburg abstimmen, will Kolbow immer ansprechbar sein. Nach seiner Rede wurde er von mehreren Fürsprecherinnen und Fürsprechern in den höchsten Tönen gelobt. Leise Kritik kam lediglich von Dorothee Klinksiek: Die Vorsitzende des Arbeitskreises Sozialdemokratischer Frauen vermisste in der Bewerbungsrede frauenpolitische Themen.

Lore Koerber-Becker war zusammen mit Kolbow von 2014 bis 2020 Teil der SPD-Stadtratsfraktion und bildet mit ihm das Spitzenduo für den Landtags- und Bezirkstagswahlkampf. Die 45-Jährige steht als Vorsitzende des VCD Mainfranken in erster Linie für die Themen Verkehrswende und Klimaschutz und erhielt 29 von 32 Stimmen. Als Nachfolgerin der langjährigen SPD-Bezirksrätin Marion Schäfer-Blake will sie aber auch "Verantwortung übernehmen für die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen".

 
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Kommentare
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  • Mainheini
    VCD war einmal die Abkürzung für Verkehrsclub Deutschland. Jetzt ist es nur noch ein Lobby- Fahrradclub, der anderen Verkehrsteilnehmerbn das Leben (Fahren) schwer macht. Schade für Frau Körber-Becker, die konnte anderes.
    Kolbow will nun auch Berufspolitiker werden und sein lebenslanges Auskommen sichern. Was hat er denn mal gelernt oder gearbeitet, das ihn prädestiniert, uns regieren wollen? Aber sein Kühnert macht es ja vor, wie es geht. Armes Deutschland, man sieht weit und breit keine Politiker mehr, die das Volk repräsentieren, sondern nur ihren eigenen Geldbeutel, den sie mit unserem geld füllen.
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  • Laeufer61
    Herr Kolbow vertraut wohl...

    ...der alten Weisheit 'Steter Tropfen höhlt den Stein' 😉
    Oder warum glaubt er sonst das Rezepte die schon in vergangenen Zeiten nicht geholfen haben ("Scharfe Kritik an der Politik der CSU seit 2015..."), jetzt besser wirken sollen?
    Man darf gespannt sein...
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  • Eos123456
    Seit die SPD sich von der "Arbeiterschutzmacht" zur Handlangerin der Konzerne und zur Lohndrücker- und Rentenkürzerpartei entwickelt hat, ist es mit den Wählerstimmen, der Beliebtheit und dem "Volksparteistatus" auch nicht mehr so weit her.

    Da werden viele Blütenträume wohl ein nicht ganz so günstiges Ende nehmen und die "politische Teilhabe" mancher Menschen wird weniger grandios ausfallen als erhofft.
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  • lanalando
    Mit 16 wählen? Voll daneben und unverantwortlich wenn man die jungen fragt wer macht was in Berlin oder welches Amt kommt nix . Desinteressiert und dumm. Zu den Kandidaten. Nix geleistet und trotzdem über solche Hintertüren nach oben das sind leider nicht mehr Politiker wie sie vor 60Jahren mit Leistung solche Ämter angetreten haben.
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  • festoessel@gmail.com
    Es scheint ziemlich langweilig zu sein, als Fraktionsvorsitzender im Würzburger Stadtrat arbeiten zu müssen. Auf dem Weg zum Berufspolitiker ist das Ringen um das Direktmandat nun eine logische Schlussfolgerung. Der Rückhalt in der eigenen Partei scheint mit hundert Prozent Zustimmung von dreißig anwesenden GenossInnen dagegen eher peinlich. Es zeigt, in welch tiefem Keller der Landespolitik sich die alte Tante SPD in Würzburg seit langem befindet. Die Grünen werden von dieser Volte gerne profitieren, besonders bei den jungen Familien und den wirklich grünen alten und jungen GenossInnen.
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