
Er ist so klein wie ein Schuhkarton, zwölf Kilogramm schwer und umkreist die Erde seit März 2024: der an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) entwickelte Satellit "Sonate-2". Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sucht er nach Anomalien auf der Erde und fotografiert sie. Der Uni-Kleinsatellit entscheidet selbst, ob ein Motiv spannend ist.
Sichtbare Rauchschwaden an der amerikanischen Westküste
Aktuell hat er ein besonders beeindruckendes Bild der Erde aufgenommen: Es zeigt die anhaltenden Waldbrände im Großraum der US-Stadt Los Angeles. Deutlich sichtbare Rauchschwaden treiben westwärts über den Pazifischen Ozean und verdeutlichen den Ernst der Situation. Das Bild stammt vom 9. Januar und wurde nun von der Universität veröffentlicht.
Der Uni-Satellit umläuft die Erde 15 Mal am Tag. Eine Datenübertragung ist nur für einen kurzen Zeitraum beim Überflug über das am Würzburger Hubland-Campus eingerichtete Kontrollzentrum möglich. Entwickelt und gebaut wurde der Satellit von einem Team um Prof. Hakan Kayal, Leiter der JMU-Professur für Raumfahrttechnik.
Der Kleinsatellit ist laut Uni-Pressestelle weltweit einzigartig, weil auf ihm eine KI trainiert wird, die bei künftigen Weltraummissionen autonom Abweichungen und Auffälligkeiten im All und auf der Erde entdecken und fotografieren soll. Weitere Anwendungen seien die Suche nach Wasser oder Leben auf anderen Himmelskörpern. Mindestens ein Jahr lang soll "Sonate- 2" Daten aus dem Orbit sammeln und senden. Nach 15 bis 20 Jahren verglüht der Satellit in der Atmosphäre.
Die Forschung an Kleinsatelliten ist an der Uni Würzburg und am Zentrum für Telematik (ZfT) weit fortgeschritten. So will der Freistaat mit einer eigenen Erdbeobachtungsmission namens "CuBy" demnächst Geodaten aus dem All holen – für Vermessungsbehörden, Land- und Forstwirtschaft oder Katastrophenschutz. Die dafür nötigen Mini-Satelliten kommen aus Würzburg. An diesem Dienstag schickt die TU Berlin ihren Kleinsatelliten "InnoCube" ins All – er wurde unter maßgeblicher Beteiligung der Uni Würzburg entwickelt. Der Start ist live im Internet zu verfolgen.