Vergangene Woche erreichte diese Redaktion der Hilferuf einer Kita. Der beinhaltete die große Sorge vor Corona-Ansteckungen, "vor allem, weil in Würzburg noch fast keine Erzieher geimpft sind". Es werde jeden Tag das Beste gegeben, um Corona-Maßnahmen, Hygienepläne und Personalmangel unter einen Hut zu bringen, hieß es in der Mail des Kinderhauses St. Albert in der Lindleinsmühle.
Aber: Inzwischen sei die Belastungsgrenze überschritten. "Für ein sichereres und unbefangeneres Miteinander brauchen wir schnellstmöglich den Impfschutz!", so die Mail von Erzieherin Patricia Mussoni weiter. Viele Kindergärten aus Stadt und Landkreis Würzburg schlossen sich dem Aufruf an.
Reaktionen nach der Berichterstattung der Redaktion
Auch nach Erscheinen des Artikels haben sich weitere Erzieher und Kitas bei der Redaktion gemeldet, um ihre Solidarität auszudrücken. So beispielsweise Anna Bär, Erzieherin in einer Würzburger Kita. Auch sie sorgt sich, dass eine Mehrheit des Kita-Personals noch nicht geimpft ist, tagtäglich aber nahen Kontakt zu vielen Kindern habe. Der Veitshöchheimer Kindergarten "Menschenskinder" bemängelt zudem fehlende Kommunikation - "wir wissen gar nicht, warum in anderen Städten das Personal schon geimpft ist, und es bei uns nicht voran geht".
Eine Impfung, so die Kita-Leitung Katja Horn, wäre im übertragenen Sinne auch eine Wertschätzung dessen, was Erzieher – gerade in Coronazeiten – für die Gesellschaft leisten. Schließlich würde durch die Betreuung der Kinder vielen Eltern auch ein relativ normaler Arbeitsalltag ermöglicht. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass auch Erzieher, die älter oder vorerkrankt sind, "sich trotz der Ansteckungsgefahr leidenschaftlich für die Kinder einsetzen".
Übergeordnetes Ziel: Schwere und tödliche Verläufe vermeiden
Auf Nachfrage der Redaktion im Bayerischen Gesundheitsministerium zur - auch für Erzieher geltenden - Registrierung über das bayerische Impfportal heißt es: "Eine Erzieherin oder ein Erzieher haben unabhängig ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen Anspruch auf Schutzimpfungen mit hoher Priorität (zweite Priorisierungsgruppe) gemäß der Coronaimpfverordnung." Dieser Anspruch besteht seit dem 24. Februar 2021.
Im Einzelnen erfolge die Priorisierung zunächst anhand des Alters, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Um nicht-altersbezogene Indikationen, wie beispielsweise berufliche Sparten, gerecht einpriorisieren zu können, erhielten Personen, die in diese Gruppen fielen, ein virtuelles Alter "sowie einen durch die EDV ermittelten statistischen Korrekturfaktor und werden somit gleichmäßig innerhalb der jeweiligen Prioritätsgruppen verteilt".
Dennoch, so stellt die Ministeriums-Sprecherin klar: "Die Coronavirus-Impfverordnung trifft keine Aussage über die Wichtigkeit einer Bevölkerungs- oder Berufsgruppe. Die Priorisierungstatbestände basieren auf den medizinisch fundierten Empfehlungen der STIKO (Anmerk.d.Red: Ständige Impfkommission) und folgen dem übergeordneten Ziel, schwere oder tödliche Verläufe nach einer Infektion zu verhindern."
Bayernweit, so die Information aus dem Ministerium, würden bereits Personen der zweiten Priorisierungsgruppe geimpft und erhielten entsprechend Termine für ihre Schutzimpfungen. Bezüglich der Verimpfung eventueller Restdosen heißt es, dass von der Impf-Reihenfolge nur abgewichen werden könne, "wenn dies für eine effiziente Organisation der Schutzimpfungen oder eine zeitnahe Verwendung vorhandener Impfstoffe notwendig ist, insbesondere um einen Verwurf von Impfstoffen zu vermeiden".
Impfungen der Gruppe zwei am Laufen
Wie Thomas Kühner, der als Vertreter der Stadt gemeinsam mit Michael Dröse die Impfzentren für Würzburg Stadt und Landkreis leitet, erklärt hatte, würden in Würzburg Restdosen derzeit an Feuerwehren und Mitglieder von Hilfsorganisationen verimpft. Auch dabei habe man die Impfpriorisierung im Blick.
Es sei aber bereits mit den Impfungen der Priorisierungsgruppe zwei begonnen worden, sagte er. "Nach und nach werden auch Erzieher und Erzieherinnen an der Reihe sein." Warum die Stadt Würzburg später als andere bayerische Städte mit Impfungen der zweiten Gruppe beginnen konnte, begründete Kühner mit der hohen Anzahl von Mitarbeitern in der Medizin und in Pflegeeinrichtungen, die der höchsten Priorität angehören und deshalb bevorzugt ein Impfangebot erhalten haben. Im Vergleich zu anderen bayerischen Städten mit ähnlich vielen Einwohnern sei die Anzahl in Würzburg - auch durch Einrichtungen wie Uniklinik und Klinikum Mitte - überdurchschnittlich hoch.
Fürs Kita-Personal scheint es ein Licht am Ende des Tunnels zu geben. So erreichte die Redaktion die Nachricht von Erzieherin Mussoni, dass die ersten Kolleginnen ins Impfzentrum eingeladen wurden. "Darüber freuen wir uns sehr. Es geht in eine gute Richtung", sagte sie und hofft, dass auch sie bald an der Reihe sein wird. Aus dem Kindergarten "Unsere Liebe Frau" im Frauenland hieß es indes, dass auch der Weg über den Hausarzt eine Möglichkeit sein könne, sich in der Priorisierungsgruppe zwei impfen zu lassen.
Es tut sich was! Auch meine KitaKolleginnen haben in dieser Woche ihre ersten Termine
bekommen. Es muss halt immer erst an die Öffentlichkeit gegangen werden, man muss sich beschweren - laut werden, erst dann geht es meistens vorwärts!