Es ist ein Hilferuf aus einer Kita, der diese Redaktion in dieser Woche erreichte: "Wir geben jeden Tag unser Bestes, um Corona-Maßnahmen, Hygienepläne und Personalmangel unter einen Hut zu bringen", heißt es in der Mail des Kinderhauses St. Albert in der Lindleinsmühle. Dabei gehe es immer um die Bildung und den unbeschwerten Alltag für die Kinder.
"Wir machen dies aus Überzeugung und von ganzem Herzen. Aber wir können nicht mehr", heißt es weiter. "Unsere Belastungsgrenze ist überschritten. Für ein sichereres und unbefangeneres Miteinander brauchen wir schnellstmöglich den Impfschutz!"
Im Telefongespräch mit Patricia Mussoni, einer Erzieherin des Kinderhauses, wird deutlich, wie prekär die Lage gerade für die Kindergärten ist. "Zwar tragen die Erzieherinnen medizinische oder FFP2-Masken, aber die Kleinen sind natürlich ohne Maske unterwegs und können verständlicherweise auch die Abstände nicht einhalten." Zudem werde gewickelt, die Nase geputzt, getröstet, in den Arm genommen. "Das wollen wir den Kindern auch nicht nehmen, es ist wichtig für ihre Entwicklung, um Bindungen und Vertrauen aufzubauen."
Dennoch sei die Sorge groß, dass man sich ansteckt: "Wenn man ehrlich ist, sitzen wir auf einem Pulverfass." Jeden Tag könne es sein, dass das Kinderhaus schließen muss. Der Blick in die Nachbargemeinde Kitzingen zeige, wie hoch die Ansteckungsgefahr der Mutanten ist, so Mussoni. In Kitzingen haben sich in den vergangenen Tagen allein in einem Kindergarten 28 Erzieher und Kinder angesteckt und die Zahlen hochschnellen lassen.
"Viele Eltern denken, dass wir alle schon geimpft sind, das ist aber nicht der Fall", so Mussoni weiter. Sie sei in stetem Austausch mit anderen Kindergärten und kenne persönlich keinen Erzieher in Würzburg, der schon geimpft sei. Ans Gesundheitsministerium und auch an die Stadt habe sie sich schon gewandt. "Da kommt schon Verständnis für unsere Situation auf, aber ich habe nicht den Eindruck, dass etwas vorangeht", sagt sie. Deshalb hat das Kinderhaus einen Aufruf gestartet, dem derzeit viele folgen. "Wir wollen zum Schutz unserer Mitarbeiter auf die Situation aufmerksam machen."
Dass das Thema brandheiß ist, zeigt auch eine am 1. April verbreitete Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Diese verlangt eine Rückkehr zur Corona-Notbetreuung für Kinder in Kitas. Ihre Begründung: Die Infektionsgefahr für das Personal sei zu groß, zumal die Impfungen sich verzögerten, heißt es auf der Internetseite der GEW.
Auch in Veitshöchheim ist die Sorge groß
Auch im Veitshöchheimer Kindergarten Bilhildis ist die Sorge groß: "Ich möchte meine Mitarbeiter und auch ihre Angehörigen schützen. Und das gestaltet sich im Moment schwierig", so die Leiterin Angelika Vey-Rossellit. Zwar versuche man, sich mit Selbsttests über Wasser zu halten, dennoch sei die psychische Belastung des Personals groß, fasst sie zusammen. Leider lasse die Impfung auf sich warten, obwohl "wir ja in die Priorisierungsgruppe zwei aufgenommen wurden". Das könnte sich nun durch die neuesten Impfanpassungen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff noch weiter verschieben, so die Sorge.
Vey-Rossellit würde es sinnvoll finden, wenn es eine Art Reihenimpfung für Erzieher gäbe. Das sieht Erzieherin Annalena Burger aus der Kita Gut Heuchelhof ähnlich: "Wir verstehen nicht, warum bisher nichts passiert ist." Mussoni indes könnte sich vorstellen, dass Kita-Personal mit "am Abend übrig gebliebenen Restdosen geimpft wird".
Unterstützung kommt auch von der AWO-Unterfranken für ihre hiesigen Einrichtungen. "Es kann nicht sein, dass die meisten unserer Kollegen immer noch nicht geimpft sind! Im Gegensatz zu den Lehrkräften können wir weder Abstände einhalten noch arbeiten wir mit halben Gruppen. Seit mehr als zwölf Monaten halten die Kollegen ohne zu meckern durch. Jetzt reicht es langsam", sagt Cornelia Staab, Bereichsleitung Kinder, Jugend und Familie. Sie vertrete auch Einrichtungen aus anderen Landkreisen, da würden Erzieher noch gar nicht berücksichtigt. Hinzu kämen Jugendhilfe-Einrichtungen und die Sozialarbeit in Familien und in Heimen, die trotz positiver Fälle nicht auf der Agenda stünden.
Impfverwaltung sieht derzeit keine Möglichkeit für schnelleres Vorgehen
Auch aus dem Landkreis Kitzingen haben sich mehrere Kitas bei der Redaktion gemeldet und ihre Solidarität mit dem Aufruf der Würzburger Kita zum Ausdruck gebracht. Auf Nachfrage bei der Stadt Würzburg heißt es, dass natürlich Verständnis für die Sorge der Kita-Angestellten da sei. "Sie leisten einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft", so Thomas Kühner, einer der beiden Leiter des Impfzentrums für Stadt und Landkreis Würzburg. Allerdings sei es ja schon so, dass Lehrer und Erzieher der Priorisierungsgruppe zwei angehörten. "Sie müssen sich genauso wie alle anderen Personengruppen zentral über das bayernweite System registrieren lassen."
Über die Impfsoftware erfolge dann die Priorisierung, innerhalb der Gruppe auch nochmal zu Kriterien wie beispielsweise Alter oder Vorerkrankungen. Abweichungen von der bayernweiten Priorisierung, beispielsweise ein schnelleres Impfen der Erzieher durch Reihenimpfungen, seien derzeit nicht vorgesehen, sagt Kühner. "Da ist der Handlungsspielraum leider gering." Auch was die Impf-Restposten des Tages angeht, gestalte es sich schwierig: "Die Priorisierung muss ja trotzdem eingehalten werden, und da sind bei uns erstmal Feuerwehren und Hilfsorganisationen an der Reihe."
Kühner schließt allerdings nicht aus, dass, "sollte es größere Cluster in Kitas geben", das Thema auf kommunalpolitischer Ebene nochmal auf den Tisch kommt. Abgesehen davon hätten die Impfungen der Priorisierungsgruppe zwei begonnen, "so dass es absehbar ist, dass auch die Erzieher in der nächsten Zeit an der Reihe sind". Auf einen genauen Zeitraum festlegen könne er sich dabei aber nicht.
Liebe MP lassen Sie sich nicht mit den in Ihrem Bericht "hinhaltetaktischen" Schönreden zufriedengeben, bleiben Sie dran die Verantwortlichen öffentlich aufmerksam zu machen, es geht hier um wichtige Arbeit, um unsere Kinder und darum,unsere Pandemie zu bekämpfen!
Wer hat denn täglich Kontakt mit anderen? Feuerwehr etwa 🤔
Ich kann diese „Logik“ leider nicht nachvollziehen.
Meine berufliche Situation wird z.B. nirgendwo angesprochen und hat keine Lobby; das Ansteckungsrisiko in meiner ganz persönlichen Situation halte ich dennoch für sehr hoch.
Trotzdem bleibt nur abwarten und hoffen!
Erwartungen habe ich an die Politik eh keine mehr, sie hat bereits vollumfänglich versagt und stellt es immer wieder neu unter Beweis.
Brandbekämpfung macht ja nur einen Bruchteil der Tätigkeiten unserer Feuerwehren aus!
Bei Rettungseinsätzen beispielsweise, wenn irgendwo erste Hilfe zu leisten ist, ist oft die örtliche Feuerwehr schneller am Ort des Geschehens wie der Rettungswagen!
Da sind dann Wiederbelebungsversuche, Mund-zu-Mund-Beatmung und Ähnliches zu leisten, wo es beim allerbesten Willen schlicht unmöglich ist, mit Maske zu arbeiten oder andere Hygiene-Regeln einzuhalten. So jemand hat für mich absolute Priorität bei der Impfung, verglichen mit jemandem, der sich und andere durch das Tragen von Masken (FFP2) schützen kann!
An vielen Impforten wurden wartende Erzieherinnen und ähnlich Tätige auch Lehrkräfte einfach wieder nach Hause geschickt. "Abwarten und Teetrinken!". Wäre da es nicht angebracht, Kinder und Schüler zu Hause zu lassen? Auf die Schnelle Osterferien auch für Kindergärten? Was heißt Notbetreuung, wenn Kinder von den Eltern weiterhin "wie gewohnt" in die Kindergärten geschickt werden? Abschlussfrage: "Kann es beim Impfen Gerechtigkeit geben?" - "Niemals!" Eine gute Nachricht: "Die höchste Risikogruppe ist ,auch in Unterfranken, inzwischen geimpft."
Unsere Landrat hält es nicht mal für nötig auf eine Nachfrage zu antworten!
Politisches Versagen und mangelnde Wertschätzung macht verdrossen und enttäuscht.
Auch wir Tagesmütter und unsere Familien brauchen (Impf-)Schutz.
In anderen Regionen (BaWü) werden sogar Ehepartner mitgeimpft bei Tagesmüttern ....
Lehrpersonal in den Schulen - muss sofort geimpft werden
Und wer schreit noch alles nach einer Impfung im Moment - jeder meint, dass er sofort geimpft werden muss
Nur - der Impfstoff fällt nicht vom Himmel!
Jede/rr meint, er/sie muss sofort dran kommen, weil er/sie so absolut unbedingt notwendig ist - jeder schaut auf sich und auf niemand sonst!
Kein Wunder, dass hier die Unzufriedenheit wächst!
vor nicht wichtig !
Anders kann ich es leider nicht mehr sagen! Hauptsache wir schleppen uns durch und halten die Betreuung der Kinder und somit die Entlastung der Eltern aufrecht!
Weder die Stadt, noch die Politik kann will und wird an unserer Situation was ändern!
Es ist eine bodenlose Rücksichtslosigkeit Erzieherpersonal Tag für Tag in eine solche Gefahr zu bringen.
Grossen Respekt auch vor den Lehrer/innen, jedoch diese haben durch die Schulferien eine Verschnaufspause.
Anscheinend erfahren die Kleinen heutzutage zu Hause keine Bildung?
In unserer Region sind Kitas zum Teil ganz geschlossen, auch ohne Notbetreuung, da müssen die Eltern auch organisieren!
.....Die Stadt Würzburg hat grosses Verständnis für die Situation der Erzieher/innen...
Lasst doch mal in den Osterferien die Kitas zu und den Erzieher/innen auch eine Verschnaufspause. Wenn ich mir vorstelle 5x/Woche 8 Std mit den Kleinsten die keinen Abstand halten können, keine Masken!!
Erkennt man grad die Gefahr der Mutation nicht?
Mir geht es genauso wie meinen Kolleginnen aus dem Artikel.
Kitas sollen um jeden Preis offen gehalten werden, dann aber bitteschön auch mit einem wie versprochenen "zeitnahen" Impfangebot für Erzieher. Man muss auch nicht erst warten bis Cluster entstehen, dann kann es für den ein oder anderen zu spät sein.
Andere Landkreise und Städte machen Sammeltermine für pädagogisches Personal an den Impfzentren hier ist das anscheinend nicht möglich. Das alles ist für uns eine zermürbende Situation und wir hoffen sehr das es endlich voran geht.