Personalmangel im öffentlichen Gesundheitsdienst ist für viele Städte und Landkreise fast schon chronisch. Mehr Ärzte für die Gesundheitsämter ist eine lang gehegte Forderung. Der Deutsche Ärztetag wies bereits 2014 auf die schlechte Personalausstattung in den Gesundheitsämtern hin. Als Regierungspräsident Eugen Ehmann im Juni 2019 das Würzburger Landratsamt besuchte, kam das fehlende staatliche Personal in der Kreisbehörde auch zur Sprache.
Getan hat sich aber wenig. Im Gegenteil: Das Landratsamt ist zwischenzeitlich selbst tätig geworden und hat beispielsweise einen Umweltingenieur eingestellt, was eigentlich eine staatliche Aufgabe ist. Im amtsärztlichen Bereich waren vor der Corona-Pandemie von acht Planstellen im Gesundheitsamt zwei nicht besetzt, teilt die Pressestelle des Landratsamtes auf Nachfrage mit. Insgesamt hatte das Gesundheitsamt 46 Mitarbeiter, davon arbeiten knapp 35 in Vollzeit. "Wir sind unterbesetzt", hieß es aus dem Gesundheitsamt damals.
Kurzerhand sei nach Beginn der Krise der dringende Personalbedarf erst einmal aus der Kreiskasse gedeckt worden, so die Pressestelle des Landratsamtes. Ärzte und Medizinstudenten wurden eingestellt, die später einen Staatsvertrag erhielten. Dazu kamen Ärzte von der Bundesagentur für Arbeit und vom Zentrum Bayern für Familie und Soziales. Auch Verwaltungspersonal anderer Behörden, beispielsweise vom Staatlichen Bauamt, wurde ans Gesundheitsamt ausgeliehen. Ebenso waren Beamtenanwärter im Einsatz.
Die Regierung von Unterfranken reagiert nun auf den Personalmangel und will das Würzburger Gesundheitsamt verstärken. Zunächst befristet, wohl aber dauerhaft, sollen insgesamt 24 Stellen neu geschaffen werden. Eingestellt werden sollen sechs Ärzte, sechs Fachkräfte der Sozialmedizin, fünf Hygienekontrolleuere, vier Verwaltungskräfte und anderes Personal. Auch die Ermittlungsteams werden verstärkt. Hier sind 15 Stellen für insgesamt drei Gruppen vorgesehen. Die Stellen seien zunächst für neun Monate befristet. Sollte es hier mehr Bedarf geben, könnten dem Landratsamt weitere zwölf Teams, also 60 Personen, kurzfristig aus anderen Behörden zur Verfügung gestellt werden.
Das Landratsamt platzt aus allen Nähten
So weit so gut. Nur, wo sollen die neuen Mitarbeiter untergebracht werden? Im Würzburger Landratsamt ist für das zusätzliche Personal kein Platz. Bereits jetzt fehlen Büroräume für etwa 40 Arbeitsplätze. Mitarbeiter müssen teilweise in zu kleinen Zimmern zu zweit, manchmal sogar zu dritt arbeiten.
Im Kreisausschuss wurde deswegen über Bürocontainer nachgedacht. "Im Moment gibt es kurzfristig keine anderen Lösungsvorschläge", so Landrat Thomas Eberth (CSU). Wer für die zusätzlichen Kosten aufkommt, ist im Moment noch unklar. Für die Organisation der Arbeitsplätze ist aber erst einmal das Landratsamt zuständig. 900 Quadratmeter Bürofläche müssen zusätzlich geschaffen werden. Umsetzen ließe sich das zur Zeit nur durch Container. "Ohne diese Lösung wüsste ich nicht, wo ich die Mitarbeiter unterbringen kann", so Eberth. Die Miet-Kosten werden von der Verwaltung auf 200 000 bis 300 000 Euro jährlich geschätzt.
Dass in den Kreistagsgremien alle zwei bis drei Jahre über Raumnöte diskutiert werde, nahm SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Wolfshörndl zum Anlass, ein Gesamtkonzept für das Landratsamt zu fordern, unter anderem mit Home-Office-Arbeitsplätzen und flexiblen Schreibtischen. "Wir haben uns noch nie getraut einen großen Wurf zu machen", stimmte Landrat Eberth zu. Und er sieht auch das Problem, jetzt sechs Ärzte einzustellen. "Woher soll ich die bekommen?" Auch Björn Jungbauer (CSU) möchte diesen "großen Wurf" fürs Landratsamt, vor allem auch im Hinblick auf die fehlenden Parkplätze. CSU-Fraktionsvorsitzender Jungbauer regte aber auch an, die Container nicht zu mieten, sondern über einen Kauf nachzudenken.