Eine regelrechte Borkenkäfer-Invasion macht derzeit den Wäldern zu schaffen, so auch in der Rhön und im Spessart. Laut Pressestelle der Uni Würzburg waren die Käfer im vergangenen Jahr allein in Mitteleuropa für gut 40 Millionen Kubikmeter Schadholz verantwortlich.
Wieso sich die Käfer zuerst explosiv vermehren, bis ihre Zahl nach wenigen Jahren wieder zurückgeht, ist weitgehend unbekannt. Wissenschaftler fordern deshalb verstärkte Forschung. Auch wegen des Klimawandels sei dies dringend erforderlich.
Woher kommen die Populationsschwankungen?
„Wir versuchen mit vielen aufwändigen Maßnahmen, unsere Wälder vor Borkenkäfern zu schützen. Doch was die starken Populationsschwankungen bei den Borkenkäfern auslöst, darüber wissen wir sehr wenig“, sagt Peter Biedermann, Erstautor einer Studie, die im Forschungsmagazin "Trends in Ecology and Evolution" veröffentlicht wurde.
Biedermann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Julius-Maximilians-Universität (JMU). Gemeinsam mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie Jena sowie vom Nationalpark Bayerischer Wald fordert er: „Es ist dringend notwendig, dass wir diese wissenschaftliche Basis schaffen, damit Forstwirtschaft und Politik künftig effizienter auf Ausbrüche von Borkenkäfern reagieren können.“
Borkenkäfer sich selbst überlassen?
Die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen könnten als Blaupause für die Bekämpfung anderer schädlicher Waldinsekten dienen. Die wichtigste zu klärende Frage für Biedermann: Ob es im Management von Natur- oder sogar Wirtschaftswäldern praxistauglich ist, bei Massenvermehrungen von Insekten einfach gar nicht einzugreifen. Im Nationalpark Bayerischer Wald hätten die Wissenschaftler beobachtet, dass Borkenkäferpopulationen auch ohne Bekämpfung nach einigen Jahren zusammengebrochen sind.
Ein vertieftes Wissen vor allem über den Fichtenborkenkäfer sei auch angesichts des Klimawandels nötig: „Die zu erwartende Verstärkung von Klimaextremen wird die heimischen Wirtschaftswälder weiter schwächen. Wir werden uns auf wachsende Probleme mit dem Fichtenborkenkäfer einstellen müssen“, so Jörg Müller, Professor am Lehrstuhl für Zoologie III der JMU und stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald.
Trockenheit schwächt Bäume in ihrer Abwehrkraft
Zunehmend trockene und heiße Sommer bedeuten vor allem für Fichten Stress. Ihre ursprüngliche Heimat hat die Baumart in den Bergen; in niederen Lagen kommen Fichten natürlicherweise nicht vor. Erst der Mensch hat sie aus wirtschaftlichen Gründen im großen Stil dort angepflanzt. Fichten sind wenig widerstandsfähig gegen Hitze und Dürre. Anhaltende Wasserknappheit schwächt ihre Abwehr gegen den Borkenkäfer.