Es ist die bis dato größte und bedeutendste außeruniversitäre Forschungseinrichtung für die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU): Vor einem Jahr wurde hier das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) gegründet. Seitdem sind bereits sieben neue Forschungsgruppen entstanden, laut Uni wurden rund 1,9 Millionen Euro für neue Projekte bewilligt.
16 Millionen Euro hat der Freistaat als Anschubfinanzierung für das neue Institut beigesteuert. Weitere 30 Millionen Euro sind für einen Neubau zugesagt, der in den nächsten Jahren in direkter Nachbarschaft zum Rudolf-Virchow-Zentrum entsteht. In dem Gebäude auf dem Grombühler Uni-Klinikgelände ist das HIRI übergangsweise während des Aufbaus untergebracht.
Junge Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten zusammen
Wie international das Helmholtz-Institut arbeitet und welches wissenschaftliche Gewicht es hat – das zeigte am Montag eine Feierstunde zum ersten Geburtstag. Uni-Präsident, Kanzler und Dekan, Regierungsvertreter, Landtagsabgeordnete, Unternehmer und Mäzen Baldwin Knauf sowie namhafte Wissenschaftler – sie alle waren dabei und verfolgten gespannt, welche Forschungsbereiche sechs junge Wissenschaftler aus aller Welt vorstellten. Sie wurden vom neuen Institut als Arbeitsgruppenleiter angeworben und sind aus Deutschland, den USA, Frankreich, Irland und der Türkei teilweise mit ihren Familien nach Würzburg gezogen.
Professor Jörg Vogel, geschäftsführender Direktor des HIRI, ist mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden: „Wir konnten exzellente Arbeitsgruppenleiter rekrutieren und haben schon viel Expertise versammelt, um mit dem Institut richtig durchzustarten.“ Jetzt gehe es darum, mit dem neuen Team innovative RNA-basierte Infektionsforschung zu betreiben.
Zügiger Aufbau des neuen Instituts
Weltweit war das HIRI bei seiner Gründung vor einem Jahr das erste Institut, das den Forschungsbereich der Biologie von Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsforschung verbindet. Laut Vogel ist bereits die achte Arbeitsgruppe in Vorbereitung. Außerdem sollen ein RNA-Analysezentrum und ein RNA-Graduiertenprogramm aufgebaut werden.
Infektionsbiologe Vogel, 2017 ausgezeichnet mit dem renommierten Leibniz-Preis, geht wegen fortschreitender Resistenzen von einem Mangel an Antibiotika in den nächsten Jahren aus. Über die sogenannte Mikrobiom-Forschung will das Würzburger Helmholtz-Institut programmierbare Antibiotika auf RNA-Basis entwickeln. Ein Ziel ist, unter einer Vielzahl von Darmbakterien nur eine bestimmte Art ausschalten zu können – ohne weitere Flurschäden.
Helmholtz-Chef: „Potenzial für wissenschaftliche Durchbrüche“
Das HIRI wurde als Tochterinstitut des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums (HZI)– deutschlandweit die größte Einrichtung für Infektionsforschung – gemeinsam mit der Universität gegründet.
In diesem Zusammenhang dankte Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät, der Politik und unterstrich die wichtige Rolle von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) über die Nordbayern-Initiative: „Sie war gleichzeitig Mutter und Hebamme für das Institut.“ In nur einem Jahr ist es auf rund 40 Mitarbeiter angewachsen.
Für den wissenschaftlichen HZI-Geschäftsführer Dirk Heinz hat das Würzburger Institut Leuchtturm-Charakter. Es sei eine „enorme Bereicherung“ für die Infektionsforschung in Deutschland und habe hohes Potenzial für wissenschaftliche Durchbrüche. Das Helmholtz-Zentrum wolle langfristig neuartige Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten entwickeln.
Weltweit führende Rolle auf dem Forschungsgebiet erwartet
Schlüsselelemente dabei sind Heinz zufolge Partnerschaften und gemeinsame Helmholtz-Zentren mit Unis und Universitätskliniken: „Wir sind eine kinderreiche Mutterinstitution.“ Die Würzburger Uni bringe sich als „eine der besten biomedizinischen Einrichtungen im Lande“ mit einer langen und erfolgreichen Tradition in der Infektionsforschung ein. Internationale Gutachter rechnen damit, dass das Helmholtz-Zentrum durch die HIRI-Gründung zu einer weltweit führenden Einrichtung auf dem Forschungsgebiet wird.
Würzburgs Uni-Präsident Alfred Forchel würdigte das Helmholtz-Institut als modellhaft und beispielgebend für eine „ideale Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen“ und in seiner Ausrichtung mit Internationalität und Teamarbeit.
Vogel-Stiftung fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs
Ein besonderes Geschenk zum ersten Geburtstag hatte Gunther Schunk als stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Vogel-Stiftung Dr. Eckernkamp dabei: Er überreichte einen Scheck in Höhe von 75 000 Euro für ein Fellowship-Programm zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlern am Helmholtz-Institut.