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Würzburger Bürgerentscheid über Talavera- Parkgebühren: Das sagt der Oberbürgermeister wenige Tage vor der Abstimmung
Am kommenden Sonntag wird in Würzburg über die Talavera-Parkgebühren abgestimmt. OB Schuchardt  erläutert im Interview seine Haltung und überrascht mit einem Vorschlag.
Oberbürgermeister Christian Schuchart erläutert im Interview seine Haltung zum Bürgerentscheid zur  Talavera-Bewirtschaftung
Foto: Thomas Obermeier | Oberbürgermeister Christian Schuchart erläutert im Interview seine Haltung zum Bürgerentscheid zur  Talavera-Bewirtschaftung
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:14 Uhr

Das Stadtrats-Bündnis aus den Fraktionen Grünen, Linke, FDP/Bürgerforum, FWG und ÖDP sowie weiteren Mitgliedern des Stadtrats steht hinter dem Ratsentscheid (Bürgerbegehren 1), der die Bewirtschaftung der Talavera als Teil eines Gesamtkonzeptes zur Reduzierung des Autoverkehrs  durchsetzen will. Die CSU-Fraktion dagegen steht hinter dem Bürgerbegehren "Kostenlos Parken auf der Talavera", der das verhindern will. Wo steht Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und welche Bedeutung hat die Entscheidung für die Stadt?  

Am kommenden Sonntag entscheiden die Würzburgerinnen und Würzbürger, ob auf der Talavera Parktickets für 30 Cent pro halbe Stunde mit ÖPNV-Nutzung eingeführt werden. Finden Sie es gut, dass diese Frage von den Bürgern entschieden wird? 

Christian Schuchardt: Dass es rund 10. 000 Unterschriften gegen die Einführung dieser Parkgebühren gibt, zeigt, dass sie von vielen Bürgern nicht akzeptiert wird. Diese Polarisierung hätte man vermeiden können. 

Wie ist Ihre Haltung dazu?

Schuchardt: Ich bin für eine Bewirtschaftung, aber zu moderateren Konditionen. Deshalb habe ich gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Alexander Kolbow im Januar ja auch vorgeschlagen, auf der Talavera einen Parktarif von drei Euro für zehn Stunden einzuführen.  

Muss angesichts der Klimakrise nicht mehr getan werden, um den Autoverkehr zu verringern?

Schuchardt: Politisch und gesellschaftlich besteht doch Konsens darin, dass die Verkehrswende nötig ist. Es geht nur darum, wie groß oder wie klein die Schritte dahin sind. Auch in Vorzeigestädten wie Paris oder Kopenhagen ist der Umbau zu einer autofreien Innenstadt das Ergebnis eines langjährigen Prozesses, der mit kleinen Schritten begonnen wurde. Wenn diese von einer breiten Mehrheit der Bürger akzeptiert werden, beschleunigt das den Wandlungsprozess. Eine moderate Bewirtschaftung und damit breite Akzeptanz halte ich deshalb für zielführender.

Kürzlich haben Sie auf dem Marktplatz an einem Infostand der Parteien des Ratsentscheids trotzdem für deren Argumente geworben. Ist es nicht schwierig, eine Haltung zu vertreten, die nicht die eigene ist? 

Schuchardt: Das ist überhaupt kein Problem. Meine Aufgabe als Oberbürgermeister ist es, was der Stadtrat mehrheitlich entscheidet umzusetzen und zu vertreten. Also gebe ich in dieser Funktion auch die Empfehlung ab, für den Ratsentscheid zu stimmen. Meine eigene Haltung ist, wie erläutert,  differenzierter.   

Wie bedeutsam ist der Ausgang des Bürgerentscheids für die künftige Verkehrspolitik?

Schuchardt: Die Mobilität in dieser Stadt auszugestalten, ist ein ganz wichtiges politisches Thema und die Bewirtschaftung der Talavera darin ein Baustein von vielen. Wenn sich der Ratsentscheid nicht durchsetzt, wäre das allerdings ein Signal, das die Aktivitäten des Stadtrats und der Verwaltung zur Verkehrswende bremsen könnte. Bei einem Sieg des Ratsentscheids sehe ich die Gefahr, dass man auf die Landbevölkerung, die auf das Auto angewiesen ist, in Zukunft nicht genug Rücksicht nimmt.  

Glauben Sie, dass das Auto in der zukünftigen Mobilität noch eine große Rolle spielt?

Schuchardt: Die Bedeutung wird sich verändern, aber individuelle Mobilität wird auch in Zukunft wichtig sein. Angesichts der Topografie Würzburgs ist zum Beispiel das E-Bike eine Alternative. Fahrerlose Kleinbusse oder Taxen, die über Apps individuell gebucht werden, wären andere. Da wird sich in den nächsten 30 Jahren viel tun.

Welche Auswirkungen hat der Ausgang des Bürgerentscheids für die Politik? Eine Niederlage im Bürgerentscheid würde das Bündnis der Fraktionen von Grünen, Linke, FDP/Bürgerforum, FWG und ÖDP schwächen und die Position der CSU stärken.  

Schuchardt: Es gibt in der Würzburger Kommunalpolitik keine statische Situation mit stabilen Mehrheiten. Stattdessen sind 95 Prozent der Entscheidungen Sachfragen, für die sich Mehrheiten finden. Das gilt auch in der Verkehrspolitik, wo die CSU-Fraktion zum Beispiel auch den Radwegebau oder eine kostenfreie Straba-Zone in der Innenstadt unterstützt.

Die Süddeutsche Zeitung hat neulich gemutmaßt, dass ein Erfolg des Ratsentscheids das Verkehrs-Bündnis zu einer "dauerhaft bunten Mehrheit im Stadtrat" zusammenschweißen könnte. "Dann würde die CSU zwar weiter den Oberbürgermeister (mit CDU-Parteibuch) stellen. Der würde dann aber eher wie ein Stadtfrühstücksdirektor wirken." Was bedeutet der Ausgang des Bürgerentscheids für Sie persönlich?

Schuchardt: Erstmal bin ich als Oberbürgermeister von FDP, Bürgerforum und der CSU nominiert und von 52 Prozent der Bürger im ersten Wahlgang gewählt worden. Und ich glaube wie gesagt nicht, dass es im Stadtrat ein festes Bündnis geben wird, das mit seiner Mehrheit regiert. Unabhängig vom Ausgang des Bürgerentscheids werden wir im Stadtrat stattdessen weiterhin Lösungen für verkehrspolitische und alle andere Fragen im gemeinsamen Austausch finden.

Wie geht der Bürgerentscheid aus?

Schuchardt: Ich weiß nur, dass wir das Beste aus dem Ergebnis machen werden. Aber ich habe einen Vorschlag für den nächsten Bürgerentscheid: Der Stadtrat hat sich kürzlich im Hinblick auf die Erschließung der Festung in Koblenz die Seilbahn zur dortigen Festung Ehrenbreitstein angesehen. Diese Frage könnte man den Bürgern zum Beispiel bei der Landtagswahl im nächsten Jahr mit zur Abstimmung stellen. Denn über Qualität der touristischen Erschließung und Stadtbildverträglichkeit kann man unterschiedlicher Auffassung sein.

 
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  • rudig
    eine befrageung ohne die landkreisbewohner, die ja überwiegend die talavera nutzen, ist für mich von vornherein äußerst fragwürdig
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  • TLW-tu_W
    Ich weiß gar nicht was dieser Vorschlag immer soll. Warum sollten sich die Würzburger von außen hereinschwätzen lassen, wie Sie die Stadt gestalten wollen?
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  • Barbara
    Vielleicht sollten sich die Städter mal überlegen, ob sie alleine in dieser Stadt leben, arbeiten, den Einzelhandel unterstützen ? Es gibt sehr attraktive Städte rund um Würzburg....
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  • klafie
    packt dann, wenn der Entscheid gegen Parkplatzgebühren ausfällt, der OB dann auch seinen Koffer, oder klebt er bis zum Schluß der Wahlperiode fest an seinem Amt??
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Vielen die eigentlich die Ziele der Parteien die eine Parkraumbewirtschaften unterstützen nahestehen werden sicher trotzdem dagegen stimmen weil vielen das Hemd näher als die Hose ist. Kostenlos ist immer gut, so gut wie niemand zahlt freiwillig für eine Leistung wenn die Wahl hat. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.
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  • letsgo101
    Heute kamen ja neue Mitteilungen und Stellungnahmen. Die IHK bestätigt das was der Bürgerentscheid auch bemängelt. Die Reihenfolge des Verkehrskonzeptes wurde nicht eingehalten. Die FDP hat sich inzwischen auch der Meinung angeschlossen das es so mit dem Parkproblem nicht gehen kann. Es ist erstaunlich wie eine Partei, die der Bewirtschaftung der Talavera zugestimmt hat jetzt umschwenkt. Dazu muss noch gesagt werden, ohne die Stimmen der FDP wäre der Vorschlag der Grünen nicht zu einer Mehrheit gelangt !
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Zwanzig Jahre lang gepennt

    und auch schon vorher wurde hier in D eine kontraproduktive Politik betrieben, indem man subventionierte, dass die Leute weit von ihrem Arbeitsplatz wohnen und pendeln (müssen) - und zwar vorzugsweise mit dem eigenen Pkw, da man den ÖPNV maximal als Mobilitäts-Notnagel auffasste und dementsprechend gering budgetierte.

    Mit einem Mal kriegt jetzt auch noch der letzte Hardcore-Politiker mit, dass wir das auf Dauer unmöglich durchhalten können, und das Pendel schlägt um ins andere Extrem. Leidtragende sind hauptsächlich - wieder mal - die Leute, deren Budget eh schon auf Kante genäht ist. Fair geht anders (nochmal zur Verklarisierung, mich als täglichen ÖPNV-Nutzer trifft das direkt überhaupt nicht, aber vielleicht sollten sich auch andere Leute mal Gedanken darüber machen, wie lieb und teuer ihnen - z. B. - klinische und geriatrische Pflege auf ihre alten Tage noch werden könnten...).
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    „…die Landbevölkerung, die auf das Auto angewiesen ist…“ Ja wieso ist die Landbevölkerung denn auf das Auto angewiesen? Ganz einfach: Weil die CSU es seit Jahrzehnten verschlafen hat, den ÖPNV auszubauen und für sichere Radwege zu sorgen. Was ist denn mit den Menschen, die gar kein Auto fahren wollen oder können (ältere Menschen, Schüler:innen) oder es sich schlicht nicht leisten können?
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  • Barbara
    ....ich würde eher sagen, dass der komplette Stadtrat, egal in welcher Aufstellung, geschlafen hat
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  • steve67
    Weitere Themenvorschläge: Wieviele Baustellen gibt es in WÜ und warum bestehen die so lange? Wiviele Baufirmen aus der Region profitieren davon? Wer bezahlt eigentlich die Werbung für das Ratsbegehren? Alle Bürger oder nur die Fraktionen, die das Begehren anstrengen? Wer haftet für die aus dem Ruder gelaufenen Baukosten des Theaters? Wie ist die Finanzsituation der Stadt überhaupt? Was macht in diesem Zusammenhang die WVV? Kommt die Straba -Linie 6 oder nicht? Gäbe es Alternativen? etc.pp.
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  • Barbara
    wie lange ist die Linie 6 schon geplant ??? Nach der Fertigstellung des ZIM (das ZOM wurde kurz vorher fertig gestellt) hat man bemerkt dass dieses Klinikum nur eine Zufahrt für Notfallfahrzeuge hat.....wie lange wurde das Klinikum geplant 10 Jahre ???
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  • rolfstein
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • freihold
    Mindestens da hat OB Christian Schuchardt Recht, es gibt keine bessere, umweltfreundliche und kostengünstigere Anbindung des Festunhsareals als eine stationäre, kreuzungsfreie Kabinenselbahn als von der Talavera. Verängerbar entlang des Röntgenrings bis zum Hauptbahnhof. Zudem eine echte Touristenattraktion der gesamten Region, welche das organisch gewachsene Stadtbild nicht beeinträchtigt. Von der Talavera aus bei 100 Meter Höhenunterschied von früh bis abends hinauf und hinunter zur Festung. Zudem keine Beeinträchtigung von Anwohnerinteressen. Schließlich investiert der Freistaat Bayern bis 2032 stolze 230 Millionen Euro in Festungssanierung und Erweiterung des Museums für Franken. Alles Highlights der Zukunft. In den Städten Berlin (wo man eine Erweiterung der Standortselbahn denkt) und Koblenz zu besichtigen.
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  • rosenkavalier
    Ja, der Bürgerentscheid macht Sinn. Und die Regelung vom Vorschlag 1,die Parkgebühr mit freier ÖPNV-Fahrt zu verbinden, geht in die richtige Richtung. Und die Parkgebühr für einen Tag sollten nicht günstiger wie ein mittleres ÖPNV-Ticket aus dem Umland sein.
    Viel wichtiger ist aber, daß die ÖPNV-Verbindungen aus dem Umland auf den Prüfstand gehören. Ziel sollte sein, dass es aus dem gesamten Einzugsgebiet zumutbare Verkehr gibt. Da sind noch viele Investitionen nötig! Hieran müssen Stadt und Landkreis eng zusammenarbeiten!
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  • letsgo101
    In Würzburg könnte man viel einfacher zu annehmbaren Entschlüssen im Stadtrat kommen. Doch verhindert das die "Parteibrillen", denn hier geht es nur darum der anderen Partei eins auszuwischen. Ich verfolge seit längerem die Stadtratsitzungen und mußte dabei feststellen das gute Vorschläge (egal von was für einer Partei) diesem Parteidenken zum Opfer fallen. So werden wir keine annehmbare und nachvollziehbare Entscheidungen haben. Ich befürchte auch das die Würzburger nicht mehr alles über sich ergehen lassen. Es wird mehr Bürgerentscheide geben, wenn ich so an die Planungen Veitshöchheimerstrasse oder wie der OB sagt evtl. Festungsseilbahn denke. Die Seilbahn passt nicht ins schöne Stadtbild, genauso wenig die geplante Fahrradbrücke nähe Löwenbrücke. Ich würde mir wünschen das die Stadträte sich einmal mehr Gedanken für Vorteile aber auch Nachteile ihrer Entscheidungen. So kann es auf keinen Fall weitergehen, man macht sich unglaubwürdig bis lächerlich !
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Der Schuchardt ist eigendlich ein links-grüner, der irgendwann mal über ein CSU Parteibuch gestolpert ist.
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  • letsgo101
    Falsch, CDU-Partei
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  • al-holler@t-online.de
    und das ist das Traurige an der Geschichte: Die CSU Würzburg findet scheints in ihren Reihen keine(n) mehr, der/die OB kann und vor allem will und muß sich auf diesen" Notnagel" stützen....
    Also ich würde das noch der einen oder andere Person zutrauen wollen; muß ja nich unbedingt Fau Jörg sein......
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  • kej0018@aol.com
    @mainmainsch

    Ist für Sie eigentlich alles, was nicht AfD heisst, links -grün???
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  • jutta.noether@web.de
    Und? Ich finde das gut!
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