
Es ist inzwischen ein vertrautes Bild für die Würzburgerinnen und Würzburger, das eingerüstete frühere Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9, über dem hoch in den Himmel noch ein Baukran ragt. Und dieses Ensemble wird der Stadt noch einige Zeit erhalten bleiben. Denn wie berichtet hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) in München zwei Nachbarklagen stattgegeben und den im Herbst 2019 aufgestellten Bebauungsplan aus formalen Gründen für unwirksam erklärt.
Bereits 2005 musste das Haus nach einer statischen Untersuchung wegen akuter Einsturzgefahr von heute auf morgen geräumt werden. Bei Testbohrungen mit Kernbohrern sei der Kern buchstäblich herausgerieselt wie Sand, berichteten Beobachter. Dabei wies das 1929/30 erbaute Haus doch eine für damalige Zeiten bedeutsame Neuerung auf: Die Zwischendecken waren nicht aus Holz sondern aus Beton. Das führte auch dazu, dass das Haus den Feuersturm des 16. März 1945 besser überstand als viele andere in der Stadt.

Im Lauf der Zeit zogen immer mehr städtische Ämter in das Haus ein
Bereits 1948 konnte es wieder bezogen werden, den heutigen braunen Anstrich erhielt das Gebäude im Jahr 1951. Wohl wegen der Nähe zum Rathaus, es ist nur einen Steinwurf entfernt, zogen im Laufe der Zeit immer mehr städtische Fachbereiche in das Haus ein, so dass es den Namen Ämterhochhaus erhielt.
Zwischen den Jahren 2000 und 2004 investierte die Stadt rund eine halbe Million Euro in verbesserten Brandschutz, Hinweise auf statische Mängel gab es dabei nicht. 2004 dann löste sich ein Stück Beton aus dem Kranzgesims des seit 1974 unter Denkmalschutz stehenden Hauses und fiel auf die Straße. Das Haus wurde umgehend gegen weitere herabfallende Teile eingerüstet und eine Fassadensanierung vom Stadtrat beschlossen.

Untersuchungen offenbarten im Jahr 2005 gravierende statische Mängel
Im April 2005 dann der Schock: Untersuchungen der Landesgewerbeanstalt und eines Statik-Büros offenbarten die erheblichen Mängel an der Betonkonstruktion. Umwelteinflüsse im Verbund mit einem Beton minderer Qualität gelten als Ursache, hieß es damals. Für 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bau-, Vermessungs- und Schulamts war der 7. April 2005 der letzte Arbeitstag im Ämterhochhaus. Wegen "irreparabler Schäden an der Tragkonstruktion" entschloss man sich im Rathaus zur kurzfristigen Räumung.
Schon im November desselben Jahres präsentierte die Stadt einen Investor, der das Haus abreißen und neu erbauen wollte. Daraus wurde nichts, es folgte eine Reihe von Besitzerwechseln mit ebenso vielen wechselnden Plänen.

Seit der Räumung des Hauses sind inzwischen 17 Jahre vergangen
Diese Räumung ist nun 17 Jahre her. Müssen die Nachbarn befürchten, dass ihnen das erste Hochhaus der Stadt buchstäblich auf den Kopf fällt? "Nein", sagt Frank Barlian. Er ist der Geschäftsführer der Bona Wohnungsgesellschaft mit Sitz in der Schweinfurter Straße. Die Gesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter der ArbaNova Familienstiftung mit Sitz in der Kantstraße. Die ist seit 2016 die Eigentümerin des Hauses in der Augustinerstraße 9 und des mittlerweile abgerissenen Nachbarhauses mit der Nummer 11.
Die Abstützungen im Hausinneren werden regelmäßig kontrolliert
"Wir haben vor einigen Jahren für eine Viertelmillion Euro das gesamte Haus vom Keller bis zum 9. Stock komplett abgesprießt, also stützen lassen", erklärt Barlian. Das sei bereits seit 2005 gefordert worden, aber weder die Stadt noch die nachfolgenden Eigentümer hätten dies veranlasst. "Wir hatten verschiedene Statiker im Haus gehabt. Einer hat uns bei der Begehung gebeten, uns besser im Raum zu verteilen, er habe kein gutes Gefühl", erzählt er. Die Abstützungen würden deshalb regelmäßig kontrolliert, "Wenn da kein Flugzeug drauf fällt, dürfte nichts passieren."

"Kran und Gerüst haben wir zum Glück gekauft und nicht gemietet. Wir wollen beides ja nach dem Abbau des Gebäudes auch wieder für den Neuaufbau verwenden", so Barlian weiter. "Die finanziellen Belastungen halten sich daher derzeit sehr in Grenzen", sagt Barlian.

Bis gebaut werden kann, wird noch einige Zeit vergehen
Bis gebaut werden kann, wird nach der Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes in München noch einige Zeit vergehen. Denn damit ist wohl auch die im Frühjahr 2020 erteilte Baugenehmigung für Abriss und Neubau des Hauses vom Tisch. "Aber ich bin guter Dinge, dass wir das doch noch hinbekommen, es ist nur eine Frage der Zeit und die haben wir", versichert Barlian.

Beim Würzburger Verwaltungsgericht liegen zwei weitere Klagen der Nachbarn
Die wird er auch brauchen: Denn beim Würzburger Verwaltungsgericht ruhten zwei weitere Klagen gegen die im Frühjahr 2020 erteilte Baugenehmigung. Man wollte in der Burkarder Straße erst die Entscheidung aus München abwarten. Dazu heißt es nun aus der Pressestelle, dass die zuständige Kammer nun zeitnah prüfen werde, ob die ausgesetzten Verfahren fortzuführen seien. Hierzu werde sie die Gründe der Entscheidung des BayVGH prüfen. Diese lägen ihr gegenwärtig noch nicht vor.
Die Kosten der beiden Verfahren am BayVGH, laut Gerichtssprecher Andreas Spiegel zusammen 2760 Euro, die der Stadt aufgebrummt wurden, muss die Stadtkasse bezahlen, informiert Christian Weiß von der Pressestelle der Stadt auf Anfrage.

Hallo, irgendwer hat offenbar vorher geschlafen oder eben falsch entschieden.
Das kostet Geld, nicht ein Urteil.
Es muss doch nach so langer Zeit möglich sein, mit den vermutlich streitbaren Nachbarn
eine verträgliche Lösung zu finden, damit endlich der Schandfleck durch einen Neubau
ersetzt wird - es ist Wahnsinn fast 20 Jahre -.
Glücklicherweise!
Denn der bisher geplante Hochhaus-Neubau würde das in den letzten Jahrzehnten strapazierte Würzburger Stadtbild weiter verschandeln. Das ist ein interessantes Haus aus der Frühzeit der Hochhäuser, das mit Recht unter Denkmalschutz steht. Sind noch die jugendstilähnlichen Fenster im Treppenhaus?
Wenn heutige Architekten unfähig sind etwas Modernes dort zu planen sollte man das Hochhaus originalgtreu wieder aufbauen, mit damaligen Materialien (natürlich in guter Qualität) und nicht mit Wärmedämmung & Industrieware heutiger Zeit, mit der Gebäude bereits nach 10 Jahren versifft aussehen und nach 15 Jahren sich außen Algen und innen Schimmel bilden - und selbst bei Vermeidung mittels aufwendiger, teurer Raumlüftung mit hohem Stromverbrauch sehen Fassaden mit industriellen Materialien wie aus Plastik aus und verschandeln immer mehr unsere Ortsbilder!
Ach ja, liebe Mainpost komme nochmals mit meiner Bitte zu euch: löscht doch endlich mal die alten Beiträge wo schon länger als eine Woche immer noch im MP Portal stehen, interessiert doch niemand mehr!! Danke
Ist das nicht die eigentliche Eigentümerin der Ruine?