Beim Bemühen, das Risiko zu minimieren, handle man "mit Augenmaß, nicht überzogen". So wurde gestern noch der Arkaden-Durchgang für Fußgänger gesperrt. Zudem werde das Gebäude ab sofort täglich zweimal kontrolliert.
Anfang der Woche wurden die Verantwortlichen von der Hiobsbotschaft überrascht. Untersuchungen der Landesgewerbeanstalt und eines Statik-Büros offenbarten die erheblichen Mängel an der Betonkontruktion. Umwelteinflüsse im Verbund mit einem Beton minderer Qualität gelten als Ursache. Obwohl das eingerüstete Gebäude nach einem herabgestürzten Fassadenteil seit August saniert wird, hat es laut Baumgart "keinerlei Anzeichen" für die massiven Statik-Probleme gegeben.
Experten im Haus
Garanten, sichtbare Schäden rechtzeitig zu entdecken, saßen mit den städtischen Hoch- und Tiefbau-Experten schließlich im Haus. Regelmäßige Kontrollen wie bei Beton-Brücken gebe es nicht. Die bröckelnde Fassade war aber Anlass für tiefgreifende Untersuchungen.
Am Montag soll das Mobiliar ausgeräumt werden. Dann müsse das Gebäude "nur" noch sich selbst tragen. Die minimalen Erschütterungen durch die vorbeifahrende Straßenbahn seien kein Gefahrenpotenzial. Möglicherweise werden im Inneren Stützen angebracht. Eine Chance, Würzburgs ältestes Hochhaus mit vertretbarem Aufwand zu retten, sieht Baumgart indes nicht. Man habe bereits Abbruch-Unternehmen kontaktiert wie das Landesamt für Denkmalpflege. Das 29 Meter hohe, siebenstöckige Haus steht unter Denkmalschutz.
Zeit an einen Neubau zu denken, hat im Rathaus im Augenblick niemand. Das Krisenmanagement um Baumgart, Stadtkämmerer Dr. Uwe Schreiber, Winfried Häusler (Steuerungs- und Servicebereich), Jens Kulicke (Hochbauamt) und OB-Referent Robert Scheller hat alle Hände voll zu tun, um bis Montag neue Räume für die evakuierten und bis Mittwoch vom Dienst befreiten Angestellten anzumieten sowie auch für die Boutique "Jeanelle" im Ergeschoss. Besitzerin Hildegard Gruß informierte ihre Kundschaft mit einem Hinweisschild über die sofortige Schließung "wegen Einsturzgefahr."