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Würzburg: Was Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer am Dallenberg bauen will
Verschiedene Planungsvarianten hat Bauherr Thorsten Fischer der Stadtbildkommission vorgelegt. Es gab Lob, aber auch Kritik für das umstrittene Wohnungsbauprojekt.
Eine der Planungsvarianten der Wohnanlage auf einem ehemaligen Klostergelände am Dallenberg in Würzburg: vier Häuser (Bildmitte), die jeweils zweieinhalb bis dreieinhalb Geschosse hoch sind. 
Foto: Fotomontage Architekturbüro Ruhl+ Albert | Eine der Planungsvarianten der Wohnanlage auf einem ehemaligen Klostergelände am Dallenberg in Würzburg: vier Häuser (Bildmitte), die jeweils zweieinhalb bis dreieinhalb Geschosse hoch sind. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:26 Uhr

Welche Häuser passen in das Würzburger Nobel-Wohngebiet Dallenberg und wer darf wie groß bauen? Das sind die Gretchfragen, denen sich der Stadtrat bei einem Wohnungsbauprojekt auf einem ehemaligen Klostergelände am Dallenberg stellen muss. Bauherr ist Thorsten Fischer, Chef von Flyeralarm und des Aufsichtsrats der Würzburger Kickers. 

Fischer hat 2018 das 4400 Quadratmeter große, ehemalige Klostergelände im mittleren Dallenbergweg gekauft, um dort Mehrfamilienhäuser mit Tiefgaragen zu errichten. Kürzlich hat Fischers Architekt Volker Ruhl (Architekturbüro Ruhl + Albert in Würzburg) das Projekt in der Kommission für Stadtbild und Architektur (KOSA) vorgestellt. Es gab Lob – aber auch Kritik.

Gezeigt wurden dem Gremium aus externen Baufachleuten, Stadträten, Stadtheimatpfleger Hans Steidle, Baureferent Benjamin Schneider und Oberbürgermeister Christian Schuchardt kein fertiger Entwurf, sondern verschiedene Varianten. 2000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche will der Bauherr auf dem Areal bauen. Verteilt werden könnte diese Baumasse jeweils auf drei große, vier mittelgroße oder fünf kleinere Gebäude.

Die geplante Höhe der Häuser: zwei oder drei Geschosse, jeweils plus einem zurückgesetztem Staffelgeschoss. Architekt Ruhl platziert in seinen Plänen die Neubauten in verschiedenen Anordnungen um die zwei bestehenden Häuser auf dem Grundstück. Die "Uhlsche Sommervilla" und das "Garten- oder Schiestl-Häuschen" stehen unter Denkmalschutz und müssen erhalten werden

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Der Mehrzahl der Architekten in der Kommission gefiel die Variante mit den drei Häusern am besten – allerdings wünschten sich alle mehr Differenzierung: Die Gebäude sollten nicht nach "Schema F" (Ulrich Zeiger, Hamburg) gebaut, sondern unterschiedlich gestaltet und angeordnet werden. Doris Grabner aus Freising fand die geplanten Proportionen vor allem in Nachbarschaft zu den bestehenden historischen Häusern "problematisch". Einen anderen Vorteil von lediglich drei Gebäuden nannte der Künstler Ovis Wende aus München: So gehe weniger Grün verloren. Norbert Diezinger aus Eichstätt kritisierte die geplanten Zufahrten wegen der großen Versiegelungsfläche und der hohen Stützmauern.    

Die Geschossflächenzahl am Dallenberg ist deutlich kleiner 

Zur Frage, ob die vom Bauherrn gewünschte Baumasse von 2000 Quadratmeter in das Gebiet passt, bezogen die Gestaltungs- und Stadtentwicklungsfachleute in der KOSA keine Stellung. Da nach dem bisherigen Bebauungsplan nur etwa die Hälfte dieser Baumasse möglich ist, beantragt Bauherr Fischer für die Wohnanlage einen neuen Bebauungsplan – einen sogenannten Vorhaben- und Erschließungsplan mit der Geschossflächenzahl 0,5 .

Damit wäre auf diesem Grundstück eine fast doppelt so dichte Bebauung wie am übrigen Dallenberg möglich, wo die Geschossflächenzahl 0,3 gilt. Die Geschossflächenzahl ist das Maß der baulichen Nutzung. Sie gibt an, wie viel Quadratmeter Geschossfläche – ohne Keller und Dach – pro Quadratmeter Grundstück gebaut werden dürfen. 

OB Schuchardt: Größe ist die Kernfrage des Projekts

Die Entscheidung für eine Geschossflächenzahl, "die irgendwo zwischen 0,3 und 0,5 liegt", nannte OB Schuchardt "die Kernfrage des Projekts, die politisch entschieden werden muss". Es sei Aufgabe des Stadtrats, eine "zukunftsfähige" Lösung für den Dallenberg zu finden. Getroffen wird diese Entscheidung von den Stadträten im Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität, wenn der Bauherr konkrete Pläne vorgelegt hat.        

In der KOSA-Sitzung äußerte sich Stadträtin Karin Miethaner-Vent  kritisch. "Das ist kein kreativer Umgang mit dem wertvollen Baumbestand und den denkmalgeschützten Gebäuden auf dem Grundstück", sagte die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Statt die großen Bäume auf dem Grundstück wertzuschätzen, würde der Bauherr leichtfertig deren Entfernung planen. Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, kritisierte "Höhe und Massivität" der Gebäuderiegel in der Variante mit drei Häusern auf dem Grundstück.  

Mit welcher Variante will der Bauherr jetzt weitermachen und wann werden die Pläne im Rathaus zur Genehmigung eingereicht? Diese Anfrage der Redaktion beantwortet Fischer nicht. Die Anwohner lehnen alle in der KOSA gezeigten Varianten ab. "Aus unserer Sicht handelt es sich weiterhin um eine völlig unverhältnismäßige Baumaßnahme, die das Gebiet am südlichen Dallenberg in seinem Grundcharakter für immer negativ verändert," erklärt Sprecher Thomas Miller. 

 
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Kommentare
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  • jpn
    Auf der Fotomontage fehlen die im Text erwähnten "Zufahrten", "große Versiegelungsflächen" und "hohen Stützmauern". Da wirkt die ganze Planung natürlich viel grüner. Ein Schelm wer Böses dabei denkt...
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  • Doedi.wue
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  • matthiasr
    Schon schlimmeres gesehen...
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  • peterlesbub
    Wahrscheinlich eine einfache Rechnung für die Bauentscheidung der Stadt: Wieviel Gewerbesteuer zahlen die Nachbarn und wieviel Flyeralarm. Sagt so sicher keiner, aber so wird es sein.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    "Einen anderen Vorteil von lediglich drei Gebäuden nannte der Künstler Ovis Wende aus München: So gehe weniger Grün verloren."

    Narrative und populistische Schlagworte!

    Man kann über vier schematisch gleiche Häuser streiten. Aber es ist in jedem Fall sinnvolle Stadtverdichtung, unweit Straba & Autobahnauffahrt.

    Die Geschossflächenzahl im Baurecht ist gut gemeint. Sie kann aber im Einzelfall in einem Bebauungsplan sinnvolle Bebauung bzw. Stadtverdichtung verhindern und somit das Einsparen von Flächen und von Versiegelungen und sie ist damit etwas aus der Zeit gefallen.

    In Frankreich (auch in der Schweiz) und in den Mittelmeerländern baut man i.d.R. dichter und höher als bei uns. Die Stadtkultur des RR wirkt dort sichtlich bis heute nach - als unsere Vorfahren noch mit der Keule unterm Baum saßen. Die Deutschen sind stadtgeschichtliche Landeier und Emporkömmlinge, schwankend zwischen Provinzialität & Größenwahn: "Wir können alles außer Bauen"
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  • Albatros
    In dieser Gegend wohnen die Ärmsten der Armen, da sind die Bemühungen vor dem Verwaltungsgericht vorprogrammiert. Man muss sich nur die Armenhäuser im Umfeld der angedachten Bebauung anschauen, zweifellos alles Hartz IV-Empfänger. Diese Anwohner glauben einen einen moralischen Bestandschutz zu besitzen, im Klartext, das wird eine Klage nach der anderen nach sich ziehen.
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  • Doedi.wue
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  • betz.sprecher@t-online.de
    .... wenn ich mir das Bild genau anschaue, sehe ich schon mindestnes 5 Bausünden rundherum - diese weissen Kästen passen mindestens genauso wenig ins Gefüge ..... !
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  • robert.erhard@gmx.de
    Hier wird eine Neid-Diskussion und kleinbürgerlicher Provinzkrieg entfacht!
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  • Albatros
    Das ist keine Neid-Diskussion, sondern das ist das Selbstverständnis einer elitären Schicht, welche, wie schon im Beispiel "Kickers-Stadion" meinen, einen Bestandsschutz zu besitzen.
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  • Lemmy
    und wo ist jetzt bei dieser Bebauung das Problem. Das sieht doch alles sehr harmonisch aus.
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  • mmd
    Um Welten besser als die Simcity-artige Bebauung am Hubland / Landesgartenschaugelände.
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