
"Die Jugendkriminalität in Würzburg steigt 2019 moderat an", informierte Steffen Siegel, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Familie, die Stadträte vergangene Woche im Jugendhilfeausschuss. Das Jahr ist zwar noch nicht um, aber es sei abzusehen, dass die Zahl an Straftaten, die von Jugendlichen oder Heranwachsenden verübt wurden, nicht weiter zurück geht, wie es in den vergangenen drei Jahren der Fall war. Seit 2015 war diese Zahl von 1045 auf zuletzt 695 Straftaten im Jahr 2018 gefallen. 2019 wird sie vermutlich auf knapp 1000 steigen.
Die Berichterstattung dieser Redaktion über Jugendkriminalität hat dieses Thema auf die aktuelle Agenda des Jugendhilfeausschusses gebracht. Nachdem im Laufe des Jahres an verschiedenen Stellen der Innenstadt Jugendliche aus Gruppen heraus Raubüberfälle oder Körperverletzungen begangen hatten, recherchierte die Redaktion Hintergründe dieser "Jugendbanden", wie zum Beispiel, dass rund ein Drittel der fast 100 bekannten Tatverdächtigen Flüchtlinge sind. Die ÖDP-Fraktion beantragte daraufhin, dass der Stadtrat über diese Entwicklung informiert wird.
"Momentan ist die Situation ruhig", sagte Steffen Hein, von der Polizeiinspektion Würzburg, den Stadträten im Ausschuss. Dank zweier Ermittlungsgruppen seien die mutmaßlichen Haupttäter der Gruppen festgenommen worden, die Anfang des Jahres beziehungsweise im Sommer Straftaten begangen hatten. Insgesamt sollen aus diesen Gruppen heraus rund 200 Straftaten wie Diebstähle, Körperverletzungen oder Hehlereien begangen worden sein.
Mehr Straftäter vor Gericht
Inzwischen sind bereits eine Reihe dieser Straftaten vor dem Würzburger Amtsgericht verhandelt worden. Richter Jürgen Reiher, der diese Verfahren am Jugendschöffengericht durchführt erklärte im Ausschuss: "Es sind deutlich mehr Verfahren als in den vergangenen Jahren." Gestiegen sei aber nicht nur die Quantität sondern auch die Qualität an Straftaten. Das heißt, dass unter den Delikten, die Reiher verhandelt, häufiger auch schwere Straftaten sind.
Der Sozialpädagoge Siegel betonte, dass die Entwicklung der Jugendkriminalität schon immer Schwankungen unterlegen hat. Grund zur Panik aufgrund der aktuell steigenden Zahlen an jugendlichen Straftätern bestehe nicht. Vielleicht sei die diesjährige Steigerung auch nur ein einmaliger Anstieg. Prinzipiell hätten Jugendliche generell ein höheres Risiko, kriminell zu werden. "In den allermeisten Fällen gibt sich das, wenn sie älter werden."
Jugendhilfe ist Kriminalitätsprävention
Gunther Kunze, Leiter des Fachbereichs Jugend- und Familie erläuterte Konsequenzen auf die Entwicklung der vergangenen Monate. So hätte man die Sozialarbeit an verschiedenen Stellen verstärkt - zum Beispiel von Streetworkern und Jugendschutz. Außerdem würden Jugendamt und Jugendgerichtshilfe konsequent mit Polizei und Justiz zusammenarbeiten, um Kriminalitätsschwerpunkte zu erkennen und gegenzusteuern.
Sozialreferentin Hülya Düber machte die Stadträte im Ausschuss noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam: "Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass Jugendliche überhaupt straffällig werden." Insofern sei Kinder- und Jugendhilfe in Kindergarten, Schule und besonders in den Familien besonders wichtig. "Kinder und Jugendliche zu integrieren ist Prävention - letztendlich Kriminalitätsprävention."