Gegen harmlose Jugendliche, die sich nur zum Feiern treffen, hat der Polizist Günther May, Leiter der Ermittlungsgruppe der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, nichts. Seine Ermittlungsgruppe bei der Würzburger Polizei soll die Spreu vom Weizen trennen: Sie haben junge Intensiv-Täter zwischen 13 und 19 Jahren im Visier. Solche, die als Schläger, Einbrecher oder Erpresser mal einzeln, mal grüppchenweise auftreten - und die an Jugendtreffpunkten Bewunderung ernten und Komplizen rekrutieren.
Treffpunkt hat sich verlagert
Drei losen Gruppierungen mit etwa 50 Mitgliedern legten Polizei und Staatsanwaltschaft im Frühjahr etwa 70 Delikte zur Last, darunter Messerstechereien und Straßenraub. Nun haben May und seine Truppe in einer neuen, vierten Gruppierung von etwa 40 Jugendlichen sechs Haftbefehle vollstreckt.
Durch den Fahndungsdruck in den vergangenen Monaten habe sich der Treffpunkt der Jugendgruppen innerhalb Würzburgs verlagert: „Nachdem sich die Situation im Bereich Mainkai/Alter Hafen im Frühjahr beruhigt hatte, haben sich andere Jugendliche am Hahnenhof, am Hauptbahnhof oder im Freibad regelmäßig getroffen“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Unterfranken. Seit Juni sei es „auch zu Straftaten gekommen“, sagt Polizeisprecher Steffen Hein. Teilweise sei es um Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Drogendelikte einzelner Personen gegangen – aber auch um gemeinsame Taten.
Polizei: "Wir wollen nicht, dass sich kriminelle Strukturen verfestigen"
„Wir wollen nicht, dass sich kriminelle Strukturen bilden und festigen“, erklärt Polizeisprecher Michael Zimmer zur Strategie. Wie respektlos die jungen Täter auftreten, habe sich gezeigt, als Würzburger Polizisten am 23. Juli einen 18-Jährigen im Dallenbergbad festnehmen wollten. Er soll versucht zu haben, einen Linienbus aufzubrechen. Beim Einsatz im Bad stellte sich der Polizei plötzlich eine ganze Gruppe in den Weg und versuchte, den Festgenommenen zu befreien. Erst ein größerer Polizeieinsatz beendete den Tumult.
Massiv kriminell: Einbruch, Prügelei, Erpressung
Im Zuge der Ermittlungsarbeit der vergangenen Wochen seien auch ein 14-Jähriger und ein 16-Jähriger verhaftet worden, die in ein Haus eingebrochen sein sollen, so die Polizei. Am 19. Juli wurden ein 16-Jähriger und ein 19-Jähriger festgenommen. Eine Woche zuvor sollen sie bei einer Auseinandersetzung in Ochsenfurt so brutal zugeschlagen haben, dass für das Opfer Lebensgefahr bestand. Auch eine Schlägerei am Treffpunkt der Jugendlichen am Hahnenhof, bei der ein 18-Jähriger verletzt worden war, habe man aufklären können: Man ermittelte elf Tatverdächtige mit deutscher, türkischer, ukrainischer und syrischer Staatsangehörigkeit.
Hilfe vom Jugendamt nötig
Die Entstehung regelrechter Bandenstrukturen zu verhindern, ist das erklärte Ziel. Aber Günther May betont: „Die Polizei allein kann das nicht leisten.“ Jugendamt, Schulen und Eltern seien gefragt, damit Jugendliche, die sich im Umfeld der Kriminellen bewegen, nicht auch in den Sog mit hineingezogen würden. „Wir wollen nicht, dass sich das festsetzt“, sagt May.
Viele der kriminell gewordenen Jugendlichen kämen aus schwierigen familiären Verhältnissen, hätten keinen Schulabschluss und keine Arbeit, aber viel Zeit. Manche seien schon in der Schule oder beim Jugendamt aufgefallen und betreut worden. "Wir stehen am Ende der Entwicklung" sagt der Polizist.
Wichtig sei, dass die Ermittlungen schnell erfolgreich sind. „Es macht Eindruck, wenn einer merkt: Die kennen mich, denen komme ich nicht mehr aus“, sagt May. Wichtig seien konzertierte Aktionen wie Projekte zur Gewaltprävention an Schulen und in den Stadtteilen. „Da ziehen wir mit der Stadt Würzburg, an einem Strang, um die Sicherheit in der Würzburger Innenstadt auf einem hohen Niveau zu halten.“
Würzburg ist kein Brennpunkt
Entgegen mancher Gerüchte sei Würzburg kein Brennpunkt steigender Jugendkriminalität – im Gegenteil, betont die Polizei und belegt das mit den Zahlen: 2018 ereigneten sich in der Stadt 695 Straftaten im Bereich Jugendkriminalität, 2017 waren es 722, im Jahr davor 736 und 2015 sogar 1043. Das Polizeipräsidium Unterfranken verglich die Statistik mit der in anderen bayerischen Mittel- und Großstädten: „Da zeigt sich, dass Würzburg im Bereich der hier relevanten Deliktfelder wie Straßen- und Gewaltkriminalität keine Auffälligkeiten aufweist“, so Sprecher Michael Zimmer.
Auch hier wären die Vornamen der "deutschen Tatverdächtigen" interessant zu wissen, wahrscheinlich nicht viele Manfred oder Dieter darunter.
Das ist ihr Argument?
Scheuen Sie sich nicht, endlich mal die Realität in diesem Land zu sehen. Schluss mit Beschönigen und Vertuschen.
Also rund 2 statt 3 Tagen am Tag.
„Keine Auffälligkeit...“
Also alles gut.