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Würzburg
In der Akutgeriatrie der Uniklinik soll das Therapiebad stillgelegt werden: Was das für Betroffene bedeutet
Viele ältere Menschen sind auf Therapiebäder angewiesen. Nun soll im Januar in der neu eingerichteten Akutgeriatrie in Würzburg das Bewegungsbecken schließen.
Für viele ältere Menschen war das Bewegungsbad der AWO in Würzburg ein unverzichtbarer Teil ihres Alltags. Es lindert Schmerzen und erleichtert Bewegungen. 
Foto: Daniel Peter | Für viele ältere Menschen war das Bewegungsbad der AWO in Würzburg ein unverzichtbarer Teil ihres Alltags. Es lindert Schmerzen und erleichtert Bewegungen. 
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Nargis Silva
 |  aktualisiert: 07.01.2025 02:35 Uhr

Das Bewegungsbad, bisher ein wesentlicher Bestandteil des Therapieangebots in der geriatrischen Rehabilitationsklinik der Arbeiterwohlfahrt (AWO), wird laut dem Universitätsklinikum (UKW) künftig nicht mehr betrieben. Im Herbst hatte das UKW das Gebäude der Rehabilitationsklinik übernommen, um eine neue "Fachabteilung für Akutgeriatrie und geriatrische Frührehabilitation" aufzubauen. Für Betroffene, die aus gesundheitlichen Gründen das Bad regelmäßig nutzen, falle damit eine der letzten Möglichkeiten für Therapiebäder in Würzburg weg, sagt Christina Schneider. 

Schneider ist Mitglied der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Würzburg. Die DLGR habe sich bereits an die Uniklinik und den Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (SPD) gewandt, erklärte sie. Die Mitglieder forderten in ihrem Schreiben eine Lösung für den Erhalt des Therapiebeckens in der neuen Akutgeriatrie des UKW.

Wie Halbleib der Reaktion mitteilte, habe er daraufhin die Uniklinik kontaktiert. In dem Schreiben an die Klinikleitung appellierte er, die soziale und therapeutische Bedeutung des Bads zu berücksichtigen: "Neben den Klinikpatienten profitieren auch externe Nutzergruppen wie die DLRG und an Rheuma erkrankte Menschen von diesem Angebot." Er forderte, alternative Finanzierungs- und Nutzungskonzepte zu prüfen, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. 

Nach 30 Jahren Betrieb wäre Sanierung des Schwimmbades erforderlich 

Die Kostennutzenrechnung sei bereits erfolgt, sagt Stefan Dreising, Leiter der Pressestelle des UKW. Mit der Übernahme werde sich der Bedarf an einem Bewegungsbad signifikant verringern. Er erklärt, dass die Nutzung eines Bewegungsbads bei akutgeriatrischen Patienten medizinisch kaum relevant sei. "Solche Angebote gehören typischerweise in den Bereich der Rehabilitationseinrichtungen, nicht aber in eine Akutklinik."

Außerdem würden weitere wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle spielen: "Ein Bewegungsbad mit einer Wassertemperatur über 30 Grad Celsius ist extrem energieintensiv." Die Kosten dafür seien durch das Fallpauschalensystem nicht gedeckt, und die Energiekosten seien in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Darüber hinaus wären nach fast 30 Jahren Betrieb umfangreiche Sanierungen erforderlich, um das Bad weiter betreiben zu können. "Auch die stundenweise Vermietung an Dritte, wie sie bisher durch die AWO erfolgte, könnte diese Kosten nicht ansatzweise decken", so Dreising weiter.

Betroffene melden sich zu Wort: Angebot an Bewegungsbädern in Würzburg schrumpft 

Die geplante Schließung sorgt bei vielen Mitgliedern der DLRG für Ratlosigkeit, sagt Erika Hemrich aus dem Würzburger Umland. Es gebe in der Stadt kaum noch Schwimmbäder, die ein geeignetes Becken für Therapiebäder hätten und vermieteten. Dabei seien diese für viele ältere und bewegungseingeschränkte Menschen eine wichtige Einrichtung. Sie berichtet, dass sie und andere Mitglieder das Bad bislang regelmäßig für Wassergymnastik und therapeutische Übungen genutzt hätten, insbesondere nach Operationen. 

Nachdem die Uniklinik die Rehaklinik für Geriatrie der AWO im Herbst übernommen hat, wird sie ab Januar in der neuen Akutgeriatrie das Schwimmbad stilllegen. Derzeit gibt es kaum Alternativen dazu in Würzburg. 
Foto: Daniel Peter | Nachdem die Uniklinik die Rehaklinik für Geriatrie der AWO im Herbst übernommen hat, wird sie ab Januar in der neuen Akutgeriatrie das Schwimmbad stilllegen. Derzeit gibt es kaum Alternativen dazu in Würzburg. 

"Das warme Wasser erleichtert Bewegungen und lindert Schmerzen – für viele ist das Bad ein unverzichtbarer Teil ihres Alltags", sagt Hemrich. Die langjährige Nutzerin des Therapiebads könne ihr Bein aufgrund von Knieproblemen nur bedingt bewegen: "Nach dem Training kann ich mein Knie wieder besser ausstrecken und anziehen." Ohne das Bad verschlechtere sich ihre Beweglichkeit zunehmend. 

Nach Schließung des AWO-Schwimmbeckens: Es gibt nur wenige Alternativen in Würzburg  

Die Schließung des Bewegungsbades sei beschlossen, sagt Dreising. Zwar verstehe man das Anliegen einzelner Gruppen aus der Würzburger Bevölkerung, das Bad weiterhin zu betreiben. Dennoch habe "eine intensive Analyse von medizinischen, betriebswirtschaftlichen und sozialrechtlichen Aspekten ergeben, dass der Betrieb des Bewegungsbades nicht fortgeführt werden kann". Für viele Betroffene gehe es jedoch um mehr als reine Wirtschaftlichkeit, betont Hemrich: Das Bewegungsbad sei für sie wichtig, weil es nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem sozialen Miteinander und der seelischen Unterstützung diene.

Nach der Schließung des Schwimmbeckens in der Akutgeriatrie wird es in Würzburg nur wenige Alternativen geben. Eine davon ist das Nautiland in Würzburg. Jedoch, sagt Hemrich, sei das Schwimmbecken dort nur zu den normalen Öffnungszeiten zugänglich: "Ich war schon ein paarmal dort, aber da sind auch viele Kinder im Becken. Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit ist das leider schwierig, dort Übungen zu machen." Eine weitere Option könnte das Adami-Bad darstellen. Stephanie Sefrin, Leiterin des Schwimmvereins Würzburg 05, erklärt, dass dort bereits Rehasport angeboten wird. Das Lehrschwimmbecken mit 32,5 Grad warmem Wasser könne bei freien Kapazitäten auch von Vereinen stundenweise gemietet werden. Bisher habe jedoch kein Verein eine Anfrage gestellt.

 
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  • Erich Spiegel
    Keine gute Nachricht. Aber wegen der aktuellen strukturellen Wirtschaftskrise, die vermutlich noch Jahre dauern wird wie ich befürchte,werden wir uns noch an mehr Einschnitte bei den Sozialausgaben gewöhnen müssen. Das Geld ist nicht mehr da. Geld drucken geht nicht ewig gut wie Erfahrungen aus der Weimarer Republik und aus Ländern in Südamerika wie Kuba oder Argentinien zeigen.
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  • Dirk Schwitt
    prinzipiell haben Sie (leider) recht. jedoch kommen die wirtschaftlichen Folfen erst noch. Wir gestern zu lesen war, habe es 2024 eine Rekordbeschäftigung in Deutschland. Nicht Arbeitlosenquote sonder Anzahl Erwerbstätige. Weiterhin wurde jetzt 4 Jahre intensiv Ausgabenpolitik betrieben bei anhaltend hohen Steuereinnahmen. Dad dreht sich erst jetzt…
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