Die Tulpen kommen gerade rechtzeitig. „Am Wochenende wird es hier richtig bunt“, sagt Claudia Knoll, Geschäftsführerin der Landesgartenschau in Würzburg. Das dort bis zur letzten Minute noch gewerkelt wurde, sehen die Besucher am Eröffnungstag nicht mehr. Die Baustellen sind verschwunden und hier und dort blüht auch schon etwas, zwar noch verhalten, aber vielversprechend.
- Lesen Sie noch einmal in unserem Liveblog: So lief der Eröffnungstag ab.
Am Donnerstag wurde das 28 Hektar große Ausstellungsgelände am Hubland von Ministerpräsidenten Markus Söder und Umweltminister Marcel Huber (beide CSU) offiziell eröffnet. Die Stadt Würzburg richtet das Großereignis aus und hofft auf über eine Million Besucher bis zum 7. Oktober.
Ein neuer, blühender Stadtteil
„In Würzburg ist ein ganz neuer Stadtteil mit einem beeindruckenden Landschaftspark entstanden“, sagt der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). In sechs Jahren Planungs- und Ausführungszeit hat sich das graue ehemalige US-Militärgelände in einen attraktiven Bürgerpark verwandelt. „Das erscheint mit fast wie ein Wunder“, so Schuchardt.
Die Landesgartenschau wird das Gesicht Würzburgs verändern, ist sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sicher. Natur in der Stadt zu etablieren, sei Ziel und Zweck der Gartenschauen. „Wir wollen die Natur schützen, aber auch nutzen.“ Das sei in dem neuen Stadtteil Hubland wunderbar gelungen: „Hier treffen Wissenschaft und Wohnen aufeinander, das macht die Stadt so besonders.“
Mit den Besuchern in die Zukunft schauen
Die Landesgartenschau steht unter dem Motto „Wo die Ideen wachsen“. Sie will gemeinsam mit ihren Besuchern in die Zukunft schauen. Was blüht uns morgen? Welche Bäume werden den immer trockeneren Sommern und feuchteren Wintern gewachsen sein? Wie sieht digitales Gärtnern in einer Gesellschaft mit knapper werdender Freizeit aus? Was können Städter tun, um mit nur wenigen Handgriffen mehr Grün ins Grau zu bringen? Rund 200 Aussteller geben erste Antworten auf diese Fragen, stellen ihre Gartenvisionen vor und liefern Anregungen.
Zudem ist ein großes Veranstaltungsprogramm mit wechselnden Ausstellungen und Themenwelten, Konzerten, Kino in Liegestühlen, Oldtimertreffen und Poetry Slam geplant. Insgesamt stehen 3000 Veranstaltungen bis Oktober auf dem Programm. Auch die christlichen Kirchen sind in einem gemeinsamen Haus „Trinitatis – Ort der Stille“ auf der Gartenschau vertreten. Gottesdienste, Mediationen und Vorträge werden in dem pyramidenförmigen glitzernden Gebäude angeboten.
Die meisten Anlagen sind von Dauer
Die Stadt alleine hätte diese Neugestaltung eines Stadtteils finanziell nicht stemmen können, so Schuchardt. Fördermittel in Höhe von insgesamt 9,5 Millionen Euro von Bund, dem Freistaat Bayern der Europäischen Union machten dies möglich. Gut 18 Millionen Euro wurden insgesamt für die Anlage des Parks, der Gärten und mehrerer Erholungs- und Spielplätze ausgegeben. Das meiste, was für die Gartenschau angelegt wurde, ist von Dauer. „Davon werden später die Bewohner des neuen Stadtteils profitieren“, sagt OB Christian Schuchardt.
Ein Ort der Erinnerung
Die Eröffnungsfeier moderierte Eberhard Schellenberger, Leiter des BR-Studio Würzburg, mit Rüdiger Lang vom NDR. Lang hatte als Student jahrelang im Studio des amerikanischen Militärsenders AfN auf Englisch Hits ankündigt. Das damalige Sendestudio ist in der Geschichtsausstellung nachgebaut, die der Würzburger Lokalhistoriker und ehemalige Main-Post-Redakteur Roland Flade für die Gartenschau erarbeitet hat. Sichtlich gerührt davon zeigte sich Jennifer Gavito, US-Generalkonsulin in München. „Es ist wunderbar, dass es auch für uns einen Ort der Erinnerung gibt“, sagt Gavito.
Am ersten Tag strömten bereits 1500 Menschen auf das Gelände. Am Wochenende werden laut Claudia Knoll voraussichtlich 7000 Besucher erwartet. Für die nächsten 178 Tage wünscht sich die LGS-Geschäftsführerin „tagsüber Sonne, nachts etwas Regen und ganz entspannte Besucher“. Und natürlich, dass alle gepflanzten Tulpen schnell aufgehen.