Bleistiftröcke, Röhrenjeans, Schulterpolster – die Modewelt ist wandelbar, ihre Trends schnelllebig. Doch so schnell sich Modetrends ändern, so schnell wachsen auch die Kleiderstapel in vielen deutschen Kleiderschränken. 60 Kleidungsstücke kauft jede und jeder Deutsche laut Greenpeace pro Jahr. Der Großteil davon lande allerdings bereits nach drei Jahren in der Tonne, so der Verbraucherservice Bayern. Viele Stücke würden nicht einmal eine Saison lang getragen.
Dass das auch anders geht, wollen die Dettelbacher Britta Doppelfeld und Matthias Jobst mit ihrem neu gegründeten Würzburger Mode-Start-Up "Wote" zeigen. Wote – das steht für Water, Ocean, Trees und Earth (Wasser, Ozean, Bäume, Erde). Bereits im Namen zeigt sich, worauf es den beiden ankommt. "Wir haben in unserem Namen Wote, die für uns schützenswerten Elemente vereint", so Britta Doppelfeld.
Langlebige Kleidung aus nachhaltigen Materialien ist das Ziel von Wote
Besonders wichtig war es dem Gründerpaar deshalb, für ihre Produkte überwiegend organische, zertifizierte und recycelte Materialien zu verwenden. Und das in allen Schritten von Produktion bis Verkauf. So wird die in kleinen Manufakturen in Portugal und Italien für Wote hergestellte Kleidung bereits in recycelten Kartons und Säcken aus Stoffresten, die bei der Produktion übriggeblieben sind, angeliefert.
Damit unterscheide man sich von den meisten Mode-Unternehmen, die jedes Produkt in Plastikbeutel, sogenannte Polybags, einpacken, meint Matthias Jobst. Diese sollen die Kleidung beim Transport unter anderem vor Feuchtigkeit und Schmutz schützen. Doch Plastik passt nicht in das Konzept von Wote. "Wir wollen es einfach anders machen, weil wir sehen, dass es funktioniert", sagt Jobst, "wir brauchen nicht unbedingt Polybags für jedes einzelne Teil".
Bei den Materialien hört das Streben nach Nachhaltigkeit aber nicht auf. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts des Start-Ups sei die Verwendung besonders zeitloser und daher langlebiger Designs. "Mode oder Fashion ist für mich fast schon ein negatives Wort", sagt Jobst, "den alles, was in Mode ist, ist irgendwann nicht mehr in Mode und wird dann weggeschmissen".
Das Würzburger Start-Up setzt auch auf Second-Hand-Mode
Die Idee des Labels: Durch zeitlose Designs Lieblingsteile entwerfen, die lange aktuell bleiben, und damit öfter und länger getragen werden als Kleidungsstücke, die extremen Trends folgen.
Damit wollen Britta Doppelfeld und Matthias Jobst dem Konzept der "Fast Fashion" (schnellen Mode) entgegentreten. Gemeint ist damit ein Geschäftsmodell der Modeindustrie, wobei in immer neuen Kollektionen schnell große Mengen an Kleidung produziert und zu niedrigen Preisen verkauft werden.
Bei ihren früheren Arbeitgebern in der Modebranche seien sie lange selbst Teil dieses Systems gewesen. Nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter, habe sich ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit jedoch verändert. "Wir haben einfach gesehen, dass das was wir getan haben, so gar nicht mehr richtig ist", sagt Jobst.
Mit Wote wollen sie deshalb neue, alternative Wege gehen. "Wir wollen nicht die 5000ste Brand sein, die nochmal relativ viele Klamotten mit auf den Berg wirft", sagt Jobst. Stattdessen möchten sie ihre Kundinnen und Kunden für bewussten Konsum und die Wertschätzung der Produkte begeistern.
"Ein Produkt läuft durch so viele Menschenhände, da kann es nicht sein, dass es am Ende drei Euro kostet", sagt Britta Doppelfeld. "Wir wollen sagen: kauft weniger aber dafür kauft bewusster", so Jobst, "und das, was ihr kauft, soll so langlebig und von der geschmacklichen Ausrichtung so sein, dass man es gerne über Jahre trägt".
Besonderes Augenmerk lege man bei Wote deshalb auch auf Second-Hand-Mode. In ihrer Rubrik "Second Life" (zweites Leben) verkauft das Unternehmen gebrauchte Kleidung, die mit der Hilfe der Würzburger Schneiderei "Der Fingerhut" durch kleine Änderungen und liebevolle Details eine zweite Chance erhalten soll.
Einen eigenen Laden könne das Gründerpaar aktuell noch nicht stemmen. "Wir sind klein", sagt Britta Doppelfeld, "wir wollen nicht direkt in so eine vermessene, großdenkende Welt". Verkauft wird die Mode des Start-Ups deshalb zunächst ausschließlich über den Online-Shop.
Bewusster, nachhaltiger einkaufen, Produkte wertschätzen und weniger wegwerfen, das möchten Britta Doppelfeld und Matthias Jobst ihren Kundinnen und Kunden nahebringen. "Uns kommt es auf die Inhalte und die Philosphie an, die wir mit unseren Klamotten verkaufen", meint Jobst. Wenn jede und jeder nur zehn Prozent davon umsetze, sei schon viel erreicht, so der Gründer.