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Würzburg
Wofür das Würzburger Müllheizkraftwerk über 20 Millionen Euro ausgibt und was das für die Verbraucher bedeutet
Nach 25 Jahren Betrieb soll die größte Ofenlinie des MHKW modernisiert werden. Dass die Müllverbrennung teurer wird, hat aber andere Gründe.
Die größte der drei Ofenlinien am Würzburg Müllheizkraftwerk soll modernisiert werden.
Foto: Johannes Kiefer | Die größte der drei Ofenlinien am Würzburg Müllheizkraftwerk soll modernisiert werden.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 30.05.2023 02:30 Uhr

Mehr als 20 Millionen Euro will der Zweckverband Abfallwirtschaft in das Würzburger Müllheizkraftwerk investieren. Die größte der drei Ofenlinien soll dabei modernisiert werden. Die genauen Pläne stellte MHKW-Geschäftsleiter Alexander Kutscher in der jüngsten Sitzung des Würzburger Kreistags vor. Dem Zweckverband gehören die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Würzburg und Kitzingen an. Doch was bedeutet die Investition für die Müllgebühren in Stadt und Landkreis Würzburg?

Seit 1984 ist das MHKW in Betrieb, zunächst mit zwei kleineren Ofenlinien. Linie 1 war bereits in den Jahren 2019/20 erneuert worden, weil sich störungsbedingte Stillstandszeiten gehäuft hatten und Müll während dieser Zeit für viel Geld in benachbarte Verbrennungsanlagen ausgelagert werden musste. Die Kosten der Generalsanierung: 34 Millionen Euro. In einem Top-Zustand ist das MHKW damit noch lange nicht. Auch die mit 25 Betriebsjahren jüngste und leistungsstärkste Ofenlinie 3 bereite zunehmend Probleme, so Kutscher.

Welche Probleme die dritte Ofenlinie des MHKW bereitet

Der Kessel verschmutzt rasch, der Müll verbrennt schlecht, weshalb große Mengen Heizöl zugefeuert werden müssen, um die Temperaturen zu erreichen, die für eine größtmögliche Versetzung von Schadstoffen erforderlich sind. Allein 684 Tonnen Heizöl hat das MHKW im vergangenen Jahr für diese sogenannte Stützfeuerung verbrannt. Und das, obwohl die Ofenlinie ihren geplanten Jahresdurchsatz von 120.000 Tonnen regelmäßig verfehlt.

Ein möglichst wirtschaftliches Sanierungskonzept hat der Zweckverband beim schweizerischen Ingenieurbüro für Umwelttechnik I.C.E in Auftrag gegeben. Nach der Prüfung mehrerer Varianten kamen die Ingenieure zu dem Schluss, die Ofenlinie 3 nicht vollständig zu ersetzen, sondern nur die Anlagenteile zu erneuern, die für einen störungsfreien Betrieb und einen zuverlässigen Jahresdurchsatz von 120.000 Tonnen erforderlich sind, so Alexander Kutscher.

Was bei der Modernisierung der Ofenlinie geplant ist

Diese sogenannte Retrofit-Variante beinhaltet beispielsweise den Ersatz des wassergekühlten Rosts durch einen luftgekühlten. Durch die eingeblasene Warmluft entzünde sich der Müll schneller und brenne besser aus, was die Entstehung von Kohlenmonoxid und Stickoxiden minimiere, und damit auch die nachfolgende Rauchgasreinigung entlaste. Neben einer höheren Energieeffizienz spreche die vergleichsweise kurze Umbauzeit von neun Monaten für diese Variante, so der MHKW-Geschäftsleiter in seinen Ausführungen. 

Hinzu kommt, dass die geschätzten Kosten von 20 bis 22 Millionen Euro mehr als die Hälfte unter denen einer Kompletterneuerung liegen. Gemeinsam mit der bereits erneuerten Ofenlinie 1 würde das MHKW damit eine Kapazität von rund 200.000 Tonnen erreichen. Das entspricht in etwa der Müllmenge, die pro Jahr verbrannt wird. Die ebenfalls veraltete Ofenlinie 2 soll dann nur noch zum Einsatz kommen, um Spitzen abzudecken. Die Verbandsversammlung hatte der vorgeschlagenen Sanierung bereits in ihrer jüngsten Sitzung zugestimmt. Nach dem Kreistag in Kitzingen billigte der Kreistag in Würzburg den Vorschlag einstimmig. Das letzte Wort hat nun erneut die Verbandsversammlung.

Welche Auswirkungen auf die Müllgebühren zu erwarten sind

Aber was bedeutet das für die Müllgebühren in Stadt und Landkreis Würzburg? Direkte Auswirkungen auf die Umlage, die die Verbandsmitglieder gemäß ihres Müllaufkommens zahlen, seien nicht zu erwarten, heißt es aus dem Zweckverband, weil die Investition zum größten Teil aus eigens dafür angesparten Rücklagen finanziert wird.

Gleichwohl hat sich die Umlage im laufenden Jahr um rund 30 Prozent erhöht. Umgerechnet entspricht das Verbrennungskosten von 100 Euro statt bisher 76 Euro pro Tonne. Gründe dafür seien unter anderem die stark gestiegenen Kosten für Heizöl und andere Betriebshilfsstoffe sowie für Reparaturen und Instandhaltung.

In den Müllgebühren der privaten Haushalte schlagen sich die erhöhten Verbrennungskosten allerdings nur zu einem geringen Teil nieder. Wie die Stadt Würzburg auf Anfrage mitteilt, seien die Personalkosten mit 23 Prozent und die Fahrzeug- und Treibstoffkosten mit 18 Prozent die größten Kostenblöcke in der Gebührenkalkulation. Die Verbrennung des Rest- und Sperrmülls liegt gleichauf mit der Kompostierung des Biomülls bei rund 14 Prozent.

Die aktuellen Gebühren in Stadt und Landkreis gelten noch bis Ende 2025. Um wieviel die Müllgebühr danach steigt, sei aktuell noch nicht abschätzbar, teilen die Stadtreiniger und das Team Orange des Landkreises gleichlautend mit. "Nach den Turbulenzen der letzten beiden Jahre wage ich da nicht vorherzusagen", sagt Team-Orange-Betriebsleiter Alexander Pfenning. Zu bedenken sei der Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst, von dem besonders die Mitarbeiter der Müllabfuhr profitieren.

 
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