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Erlabrunn
"Wir werden sie nie mehr wegbekommen": Gänsekot am Badesee Erlabrunn sorgt für Ärger - Lösungen gibt es bisher nicht
Der Kot zahlreicher Gänse auf der Wiese am Erlabrunner Badesee sorgt aktuell für Ärger. Die Lösung wird schwierig - da sind sich sogar Naturschützer und Jäger einig.
Immer mehr Nilgänse gibt es jedes Jahr am Erlabrunner Badesee. Die Gemeinde hält die Zustände für Badegäste mittlerweile für 'unzumutbar'. (Archivbild)
Foto: Fabian Gebert | Immer mehr Nilgänse gibt es jedes Jahr am Erlabrunner Badesee. Die Gemeinde hält die Zustände für Badegäste mittlerweile für "unzumutbar". (Archivbild)
Daniel Thierauf
 |  aktualisiert: 12.08.2024 02:39 Uhr

Am Erlabrunner Badesee macht es sich derzeit ein tierischer Neubürger bequem. Es handelt sich um die Nilgans. Rund 150 Gänse sollen sich laut Schätzung dort niedergelassen haben. Mit ihren Hinterlassenschaften machen sie den Badegästen das Leben schwer.

Martin Umscheid, Geschäftsführer des Zweckverbandes Erholungs- und Wandergebiete Würzburg, ist zuständig für den Erlabrunner Badesee. Seiner Ansicht nach ist die Situation am Badesee unerträglich. "Es ist alles verkackt", so Umscheid. Dazu gebe es eine Menge Beschwerden. Thomas Benkert, Bürgermeister von Erlabrunn, bestätigt dies und sagt: "Für die Gäste ist es unzumutbar."

Nilgänse in Erlabrunn könnten mit Laser unter Kontrolle gebracht werden

Man habe überlegt, die Nilgänse im kommenden Jahr mit einem Laser in den Griff zu kriegen, sagt Martin Umscheid. Für den Badesee benötige man mindestens zwei Stück. Ein solcher Laser, der die Nilgänse vertreiben soll, koste bis zu 6500 Euro. Fraglich sei jedoch, wie man die Problematik mit der nach Thüngersheim verlaufenden Bahnstrecke löse, ohne dass es zu einer Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit kommt. Diese ist nämlich gegenüber des Erlabrunner Sees zu finden.  

Die gefiederten Zeitgenossen hätten sich in der Region schnell ausgebreitet, sagt Professor Jochen Krauss, Tierökologe an der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. "Als ich 2010 nach Würzburg gezogen bin, hatte ich hier noch keine Nilgänse gesehen und kannte sie nur aus Afrika. Inzwischen sind sie überall am Main und tragen maßgeblich zur Verkotung der Badestellen bei."

Ein Aufreger bei Badegästen des Würzburger Naherholungsgebiets sind die Hinterlassenschaften der Nilgänse. 
Foto: Daniel Peter | Ein Aufreger bei Badegästen des Würzburger Naherholungsgebiets sind die Hinterlassenschaften der Nilgänse. 

Gerade die Anpassungsfähigkeit mache Nilgänse so robust, sie seien gegenüber Vergrämung sehr hartnäckig, sagt Krauss. Noch dazu gebe es keine wissenschaftlichen Belege, ob diese Maßnahmen wirksam sind oder nicht. "Im Naturschutz geht viel über Erfahrung", so Krauss.

Naturschutz Würzburg über Nilgänse: "Werden sie nie mehr wegbekommen"

Steffen Jodl, Regionalreferent des Bund Naturschutz im Bezirk Unterfranken, bestätigt, dass bisherige Vergrämungsmaßnahmen nicht viel Erfolg gezeigt hätten. Dass die Nilgans nach Europa gekommen ist, sei ein menschengemachtes Problem. Hobbyzüchter hätten sie eingeschleppt, durch geflüchtete Gänse habe sich eine Population bei uns aufbauen können. "Wir werden sie nie mehr wegbekommen", so Jodl.

Man müsse lernen, mit ihnen zu leben. Gelegebehandlungen seien nach Ansicht von Jodl eine Idee, um die Population einzudämmen. Dies müsse natürlich nach tierschutzethischen Richtlinien erfolgen. Der Brutort der Nilgans müsse hierfür auch in unmittelbarer Nähe des Badesees liegen. 

Peter Rosshirt, Jagdpächter des Erlabrunner Badesees, sieht die Gelegebehandlung ebenfalls als einen möglichen Ansatzpunkt. Sie sei jedoch sehr aufwändig und man benötige eine Lizenz, um diese durchführen zu dürfen. Aus jagdtechnischer Sicht sei es bei den Nilgänsen zu spät. "Das Thema mit den Nilgänsen ist durch, man hätte sie früher in das Jagdrecht aufnehmen müssen", sagt Rosshirt.

Peta reichte beim letzten Mal Strafanzeige gegen Jagdpächter aus Erlabrunn ein

Dass das Jagen invasiver Arten nicht immer einfach sei, zeigt ein Vorfall aus der Vergangenheit. Als Rosshirt und ein Kollege damals am Erlabrunner Badesee auf Nilgänse geschossen haben, reichte die Tierrechtsorganisation Peta Strafanzeige gegen die beiden ein. Diese sei jedoch im Sande verlaufen, da kein rechtswidriges Handeln der Jäger festgestellt wurde. 

In Erlabrunn gestalte sich der Umgang mit den Tieren ohnehin schwer, sagt Martin Umscheid vom Zweckverband. Das Jagen sei nur in der Früh möglich. Hunde sind auf dem gesamten Gelände verboten, Reißvorfälle vor den Augen der Badegäste wolle man vermeiden. Allgemein sei die Situation als unbefriedigend zu betrachten, da man selbst nicht mehr so recht weiter wisse. 

Hinweis: Ursprünglich war im Beitrag ein Bild von Graugänsen, die ebenfalls am Erlabrunner Badesee leben, eingehängt. Wir haben den Fehler korrigiert und durch ein Archivbild ausgetauscht.

 
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  • Hermann Spitznagel
    Vor einigen Wochen zählte ich direkt neben dem um diese Zeit noch geschlossenen Kreuzwertheimer Biergarten knapp 70 Gänse .
    Selbst als ich auf sie zuging, störte sie das nicht , sie machten es sich auch auf dem geteerten Radweg bequem. Einige Touristen fotografierten sie aus 1,2 Meter Entfernung
    Als ich vom Rad eine mit dem Fuß wegschubste, stellte ich fest, dass diese ein ordentliches Gewicht hatte.
    Müsste allso auch für die Küche geeignet sein.
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  • Barbara Fersch
    ist hier eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass man kaum noch unsere einheimischen Enten sieht??? Sie werden regelrecht von diesen Gänsen vertrieben ! Wo sind die sogenannten Tierschützer ???
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  • Johannes Metzger
    Die scheissen doch auch alles voll. Oder?
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  • Frank Stößel
    Heute Abend um 19.00 Uhr keine Wildgänse - weder Nil-, Grau- noch Weißwangennonnengänse am Erlabrunner Badesee zu sehen. Vergrämt abgezogen, aber wohin, und kommen sie die Tage wieder?
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  • Herbert Stapff
    Stehen Gänse nicht auf der Speisekarte von Luchs, Fuchs und Wolf?
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  • Frank Stößel
    Gegen Geflügel aus der Haltung von Hausgänsen hat man ab Sankt Martin, zu Weihnachten und zum Neujahr kaum etwas. Wo ist der mutige Koch, der zu diesen Festtagen Gänsebraten aus Kolonien der frei lebenden Nilgänse mit Klößen und Blaukraut anbietet? Nur die Verkostung dieses gefiederten Wildes könnte die eigentlich unverständliche Verzehrbarriere gegenüber Nilgänsen beseitigen. Wenn Haarwild & Federwild eine eigentlich teure aber schmackhafte Delikatesse ist, warum sollte das icht auch die waidgerecht erlegte und fachmännisch zubereitete Nilgans sein. Probieren geht über Studieren, auch in diesem bislang für viele noch ein wenig "unappetitlichen" Fall. Guten Appetit!
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  • Peter Koch
    Die Nilgänse sollten schon nach Art der Alten Ägypter zubereitet werden damit sie sich wohlfühlt. Wenn ich an so ein Vieh rankäme täte ich es zerlegen und mit Zwiebeln und Knoblauch schmoren bis es endlich weich wird und am Ende Linsen mitgaren.
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  • Herbert Stapff
    Wenn die Gans gebraten auf dem Tisch steht, wer erkennt dann noch den Unterschied der Gänsearten?
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  • Frank Stößel
    Das Landesamt für Landwirtschaft empfiehlt u.a. die Beizjagd zur Vergrämung von Wildgänsen. Diese Maßnahme könnte man in den brutfreien Zeiten der Nilgänse bald nach der Sommerpause und im darauf folgenden Jahr vor der Brutzeit einsetzen. Es sind übrigens nicht nur Nilgänse, sondern auch Graugänse und Weißwangennonnengänse am Erlabrunner See anzutreffen. Den Jagdpächter des Sees mit den naturschutz- und jagdrechtlich möglichen Vergrämungsmethoden alleine zu lassen, geht auch nicht. Wer künftig einen Wildgänsefreien Erlabrunner Badesee haben möchte, sollte sich an einem Teil der Pflegekosten beteiligen oder dem öffentlichen Baden muss aus hygienischen Gründen ein Moratorium auferlegt werden. Alternative: Bezuschussung der Eintrittsgelder für den Besuch der Freibäder, damit die Wildgänse am See vergrämt und bejagt werden können, ohne Menschen zu gefährden. Das könnte bedeuten, die Badesaison 2025 und 2026 dort auszusetzen. Wo werden sich die übrigen Nilgänse niederlassen?
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  • Anton Müller
    Und dann gibts noch die Helden, die wegen ein paar Selfies freudig ihre Brotzeit auspacken und die Gänse auch noch anlocken.

    Dieses Jahr isses am Erlabrunner See aber eh etwas anders als sonst. Oder ist die nervige Rottenwarnanlage der Bahn mittlerweile abgebaut? Mir ist natürlich klar, warum die notwendig ist...nervt aber trotzdem, wenn man als Badegast dort ist.
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  • Dietmar Eberth
    Jäger Hubert Aiwanger holen. Er hat auch schon das Wolfsproblem gelöst.
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  • Hermann Spitznagel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Klaus Fiederling
    sicher - irgendwo müssen die tierchen ja hin, aber bitte nicht dort wo sie menschen stören! es gibt viellerlei möglichkeiten diese gänse zu verjagen. schreckschusswaffe loslassen, da hauen die gleich ab. und das alle paar stunden. aber bitte nicht während der badezeit! das stört ja.
    ob aber die fluggänse so gut schmecken sei zu bezweifeln, eine hausgans ist da schon was angenehmereres.
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  • Hans Jürgen Pawlicki
    Sobald der erste Sternekoch im TV Rezepte liefert, wird sich die Situation ändern. Man kann die nämlich durchaus schmackhaft zubereiten.
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  • Jürgen Huller
    Vielleicht könnte man ein paar Nilkrokodile ansiedeln, die sich des Problems annehmen...
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  • Hermann Spitznagel
    Im Erlabrunner Badesee.....?
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  • Michael Appel
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • bernhard schwab
    Guten Tag, vielen Dank für den Hinweis, auf dem Foto sind keine Nilgänse zu sehen. Wir leiten das an die Redaktion weiter.
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  • Helga Scherendorn
    Man könnte etwas Schrot verteilen, das funktioniert eigentlich ganz gut. Hier gilt dann: viel hilft viel.
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  • Christine Joachim
    ....genau, richtig erkannt, liebe! Scherendorn....Gänse "fressen" neben Grünfutter auch Getreide (Korn und SCHROT)....hier gilt dann: viel hilft viel.....
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