Stefan Körner reicht es! Er ist Inhaber der Grombühl-Apotheke in Würzburg und lässt seine Türen am 14. Juni verschlossen – aus Protest. Wie ihm geht es vielen seiner Kolleginnen und Kollegen. Sie wissen sich nicht anders zu helfen, als in den Streik zu treten. Die Gründe: Zu viel Bürokratie, zu wenig Geld und Lieferengpässe. Doch das ist nur eine oberflächliche Betrachtung.
"Wir sind am Ende. Wir haben in 24 Jahren nie gestreikt, aber es geht einfach nicht mehr", erklärt Körner. Der Vorwurf, es gehe den Apothekern nur darum, mehr Geld zu verdienen, sei nur ein kleiner Teil der Wahrheit. In Wirklichkeit gehe es vor allem um den enormen bürokratischen Aufwand, den er und seine 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich leisten.
Nicht lieferbare Medikamente stellen Apotheken vor Herausforderungen
Eine Übersicht: Eines der größten Probleme sind die aktuellen Lieferengpässe. "Ist ein Medikament nicht lieferbar, müssen wir nach Alternativen suchen." Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbringen derzeit rund 20 Prozent ihrer Arbeitszeit nur damit, Ersatz zu finden. Denn die einzelnen Krankenkassen arbeiten mit unterschiedlichen Herstellern zusammen und akzeptieren nicht jeden Ersatzhersteller. Krankenkassenverträge nennt sich das Ganze, und diese ändern sich ständig.
"Hinzukommt, dass es Medikamente gibt, die nur nach Rücksprache mit dem Arzt ersetzt werden dürfen", so der 60-Jährige. Doch die Praxen seien oft so überlastet, sodass es im Durchschnitt zehn Anrufe brauche, bis man jemanden erreiche.
Auf Apotheken kommen teils hohe Strafen zu
Körners Team muss ständig auf dem neusten Stand sein. "Passiert dann doch mal ein kleiner Formfehler, werden wir von den Krankenkassen sofort dafür bestraft", erklärt der Apotheker. Dann bekomme er nicht nur kein Geld für seine Arbeit, sondern müsse das Medikament der Krankenkasse sogar bezahlen.
Doch es gehe nicht um Fehler bei der Ausgabe von Medikamenten, sondern um bürokratische Fehler, die nicht immer unbedingt in den Apotheken entstehen. Vergisst ein Arzt beispielsweise die Dosierung auf dem Rezept zu vermerken und Körner übersieht es, gilt dies als Formfehler. Gleiches gilt für Fehler beim Datum oder bei den Stammdaten des Patienten oder der Patientin. "Wir sind die letzte Instanz, die auch die Arbeit aller Vorinstanzen kontrollieren muss und im schlimmsten Fall zur Verantwortung gezogen wird", fasst Körner zusammen.
Apotheken verkaufen nicht nur, sie beraten und klären auf
Rund zehn Prozent seiner Einnahmen habe Körner deshalb im vergangenen Jahr an die Krankenkassen zahlen müssen. "Und das, obwohl ich nur ausbügele, was andere verbockt haben." Zusätzlich befinde er sich immer in Konkurrenz mit den Online-Versandapotheken, die nur einen Bruchteil der Arbeit von Apotheken vor Ort leisten würden.
Diese seien oft erste Anlaufstelle, wenn Arztpraxen geschlossen und Notdienste überfüllt seien. Hinzu käme, dass er und sein Personal bei einigen Menschen zusätzliche Aufklärungsarbeit leisten müssten. Denn viele ältere Leute, die seit Jahren dieselben Medikamente einnehmen, seien überfordert, wenn sie plötzlich andere Tabletten bekämen, weil ihre nicht lieferbar sind.
"Wir erklären ihnen dann alles und das machen wir gern", betont Körner. Doch es sei auch Arbeitszeit und -aufwand, der nicht zusätzlich vergütet werde. Denn was Apotheken mit dem Verkauf der nicht frei verkäuflichen Medikamente verdienen, sei staatlich vorgegeben.
Apotheken sind längst keine Goldgruben mehr
Und diese Vorgaben hätten sich seit elf Jahren nicht erhöht, während die Kosten für Miete, Gas, Strom, Mindestlohn und Sprit deutlich in die Höhe geschossen sind. "Die Zeiten, in denen man mit Apotheken viel Geld verdiente, sind längst vorbei", weiß Körner. Nach 15 Jahren Berufserfahrung verdient ein angestellter Apotheker oder Apothekerin maximal 4.679 Euro. Für eine Leitungsposition sei das nicht viel. Seinen Angestellten zahle Körner nach 15 Jahren Berufserfahrung rund 3.000 Euro – brutto natürlich. Mehr sei aktuell einfach nicht drin.
Diese Kombination von wenig Lohn und hohem Arbeitsaufwand mache es schwer, gutes Personal zu finden. An eine Nachfolgersuche möchte der 60-Jährige gar nicht erst denken. "Wenn es so weiter geht, wird es viele Apotheken bald nicht mehr geben", macht Körner deutlich. Deshalb treten am 14. Juni viele Apothekerinnen und Apotheker bundesweit in den Streik.
Körner liebt seinen Job, doch die Umstände machen es ihm schwer
Dies sei ein Verzweiflungsschrei Richtung Politik und Krankenkassen, denn eigentlich liege es nicht in der Natur der Branche zu streiken. Doch Körner denkt weiter: "Wir machen das für jeden einzelnen Kunden und jede Kundin, die hier im Laden stehen und uns brauchen." Er liebe seinen Job und kümmere sich gern um Menschen. Auch wenn das für ihn nicht selten eine Wochenarbeitszeit von bis zu 60 Stunden bedeute. "Aber wenn unser Gesundheitsminister sich dann hinstellt und uns sagt, wir sollen jetzt auch noch auf ein Teil unserer Einnahmen verzichten, dann ist eine Linie überschritten."
Ein Protestmarsch zieht am Mittwoch durch die Innenstadt
Um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen, wollen die Apotheker am Mittwoch auch in der Würzburger Innenstadt demonstrieren. Abmarsch ist um 11 Uhr am Hauptbahnhof. Von dort geht der Protestmarsch über die Kaiserstraße, Juliuspromenade, Schönbornstraße bis zum unteren Marktplatz.
Also zwar gerechtfertigte Beschwerden, aber auf hohem Niveau. OK, ApotherkerInnen haben eine längere Ausbildungszeit hinter sich und müssen sowohl hohe Verantwortung tragen wie auch Nachtdienste leisten, aber immer noch recht gut bezahlt
Aber ein größeres Problem unseres nicht gerade preiswerten Gesundheitssystems sind die Kassen, die Geld schneller verbraten als man Einspruch erheben kann, oft genug nicht zum Wohle der Versichterten sondern ihrer Vorstände und der Errichtung neuer Glaspaläste.
Wahrscheinlich bei Google?
Auf ein Privatrezept zahlen Sie in D auch keine Rezeptgebühr!
Die Rezeptgebühr stecken sich die Wasserköpfe der GKV in die Tasche ...
Ich kenne eine Apothekerin persönlich und weiß, durch viele Gespräche mit ihr, dass es seit Jahren immer schlimmer wird und die ganze Arbeit bald nicht mehr zu stemmen ist.
Unser gesamtes Gesundheitssystem geht so langsam zu Grunde. Aufhalten kann man das nicht mehr, wie auch. Der Staat hat bald kein Geld mehr für seine Bürger und deren Gesundheit, da die Gelder lieber für andere Dinge zweckentfremdet werden.
Es gab mal ein Buch, dass hies: "Deutschland schafft sich ab". Ich hielt das damals für einen Schmarrn, inzwischen sehe ich genau das aber auf uns zukommen.
Und wie wäre es, wenn die GKK sich auf ihre ureigenste Aufgabe besinnen würden und nicht jeden Mode-Trallala bezahlte?
Übrigens: Der Beitragssatz für AN in A: 7,65% / Für AN in D: 14,6 %
Davon lassen es sich die Wasserköpfe gut gehen!