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Würzburg
"Wir streiken für jeden Kunden, der uns braucht" – Warum in Würzburg am 14. Juni die Apotheken geschlossen bleiben
Am 14. Juni bleiben in Würzburg die Apotheken geschlossen – aus Protest.  Apotheker Stefan Körner ist einer der streikenden Apotheker und erklärt, was aktuell schiefläuft.
Am Mittwoch, 14. Juni, bleiben auch in Würzburg fast alle Apotheken geschlossen – aus Protest. Eine davon ist die Grombühl-Apotheke von Stefan Körner. Er und seine Mitarbeiterin Sophia La Rosa haben genug von Bürokratie und Lieferengpässen.
Foto: Johannes Kiefer | Am Mittwoch, 14. Juni, bleiben auch in Würzburg fast alle Apotheken geschlossen – aus Protest. Eine davon ist die Grombühl-Apotheke von Stefan Körner.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:00 Uhr

Stefan Körner reicht es! Er ist Inhaber der Grombühl-Apotheke in Würzburg und lässt seine Türen am 14. Juni verschlossen – aus Protest. Wie ihm geht es vielen seiner Kolleginnen und Kollegen. Sie wissen sich nicht anders zu helfen, als in den Streik zu treten. Die Gründe: Zu viel Bürokratie, zu wenig Geld und Lieferengpässe. Doch das ist nur eine oberflächliche Betrachtung.

"Wir sind am Ende. Wir haben in 24 Jahren nie gestreikt, aber es geht einfach nicht mehr", erklärt Körner. Der Vorwurf, es gehe den Apothekern nur darum, mehr Geld zu verdienen, sei nur ein kleiner Teil der Wahrheit. In Wirklichkeit gehe es vor allem um den enormen bürokratischen Aufwand, den er und seine 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich leisten.

Nicht lieferbare Medikamente stellen Apotheken vor Herausforderungen

Eine Übersicht: Eines der größten Probleme sind die aktuellen Lieferengpässe. "Ist ein Medikament nicht lieferbar, müssen wir nach Alternativen suchen." Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbringen derzeit rund 20 Prozent ihrer Arbeitszeit nur damit, Ersatz zu finden. Denn die einzelnen Krankenkassen arbeiten mit unterschiedlichen Herstellern zusammen und akzeptieren nicht jeden Ersatzhersteller. Krankenkassenverträge nennt sich das Ganze, und diese ändern sich ständig.

"Hinzukommt, dass es Medikamente gibt, die nur nach Rücksprache mit dem Arzt ersetzt werden dürfen", so der 60-Jährige. Doch die Praxen seien oft so überlastet, sodass es im Durchschnitt zehn Anrufe brauche, bis man jemanden erreiche. 

Auf Apotheken kommen teils hohe Strafen zu

Körners Team muss ständig auf dem neusten Stand sein. "Passiert dann doch mal ein kleiner Formfehler, werden wir von den Krankenkassen sofort dafür bestraft", erklärt der Apotheker. Dann bekomme er nicht nur kein Geld für seine Arbeit, sondern müsse das Medikament der Krankenkasse sogar bezahlen.

Doch es gehe nicht um Fehler bei der Ausgabe von Medikamenten, sondern um bürokratische Fehler, die nicht immer unbedingt in den Apotheken entstehen. Vergisst ein Arzt beispielsweise die Dosierung auf dem Rezept zu vermerken und Körner übersieht es, gilt dies als Formfehler. Gleiches gilt für Fehler beim Datum oder bei den Stammdaten des Patienten oder der Patientin. "Wir sind die letzte Instanz, die auch die Arbeit aller Vorinstanzen kontrollieren muss und im schlimmsten Fall zur Verantwortung gezogen wird", fasst Körner zusammen.

Apotheken verkaufen nicht nur, sie beraten und klären auf

Rund zehn Prozent seiner Einnahmen habe Körner deshalb im vergangenen Jahr an die Krankenkassen zahlen müssen. "Und das, obwohl ich nur ausbügele, was andere verbockt haben." Zusätzlich befinde er sich immer in Konkurrenz mit den Online-Versandapotheken, die nur einen Bruchteil der Arbeit von Apotheken vor Ort leisten würden.

Diese seien oft erste Anlaufstelle, wenn Arztpraxen geschlossen und Notdienste überfüllt seien. Hinzu käme, dass er und sein Personal bei einigen Menschen zusätzliche Aufklärungsarbeit leisten müssten. Denn viele ältere Leute, die seit Jahren dieselben Medikamente einnehmen, seien überfordert, wenn sie plötzlich andere Tabletten bekämen, weil ihre nicht lieferbar sind.

"Wir erklären ihnen dann alles und das machen wir gern", betont Körner. Doch es sei auch Arbeitszeit und -aufwand, der nicht zusätzlich vergütet werde. Denn was Apotheken mit dem Verkauf der nicht frei verkäuflichen Medikamente verdienen, sei staatlich vorgegeben.

Apotheken sind längst keine Goldgruben mehr

Und diese Vorgaben hätten sich seit elf Jahren nicht erhöht, während die Kosten für Miete, Gas, Strom, Mindestlohn und Sprit deutlich in die Höhe geschossen sind. "Die Zeiten, in denen man mit Apotheken viel Geld verdiente, sind längst vorbei", weiß Körner. Nach 15 Jahren Berufserfahrung verdient ein angestellter Apotheker oder Apothekerin maximal 4.679 Euro. Für eine Leitungsposition sei das nicht viel. Seinen Angestellten zahle Körner nach 15 Jahren Berufserfahrung rund 3.000 Euro – brutto natürlich. Mehr sei aktuell einfach nicht drin. 

Diese Kombination von wenig Lohn und hohem Arbeitsaufwand mache es schwer, gutes Personal zu finden. An eine Nachfolgersuche möchte der 60-Jährige gar nicht erst denken. "Wenn es so weiter geht, wird es viele Apotheken bald nicht mehr geben", macht Körner deutlich. Deshalb treten am 14. Juni viele Apothekerinnen und Apotheker bundesweit in den Streik.

Körner liebt seinen Job, doch die Umstände machen es ihm schwer

Dies sei ein Verzweiflungsschrei Richtung Politik und Krankenkassen, denn eigentlich liege es nicht in der Natur der Branche zu streiken. Doch Körner denkt weiter: "Wir machen das für jeden einzelnen Kunden und jede Kundin, die hier im Laden stehen und uns brauchen." Er liebe seinen Job und kümmere sich gern um Menschen. Auch wenn das für ihn nicht selten eine Wochenarbeitszeit von bis zu 60 Stunden bedeute. "Aber wenn unser Gesundheitsminister sich dann hinstellt und uns sagt, wir sollen jetzt auch noch auf ein Teil unserer Einnahmen verzichten, dann ist eine Linie überschritten."

Ein Protestmarsch zieht am Mittwoch durch die Innenstadt

Um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen, wollen die Apotheker am Mittwoch auch in der Würzburger Innenstadt demonstrieren. Abmarsch ist um 11 Uhr am Hauptbahnhof. Von dort geht der Protestmarsch über die Kaiserstraße, Juliuspromenade, Schönbornstraße bis zum unteren Marktplatz.

Diese Apotheken haben am 14. Juni geöffnet

Trotz des bundesweiten Protesttages bleiben folgende Apotheken mit einer Notversorgung geöffnet:
Karmeliten Apotheke, Marienplatz 1 in Würzburg, Telefonnummer: (0931) 59207
Heuchelhof Apotheke, Place de Caen 5 in Würzburg, Telefonnummer: (0931) 69528
St. Sebastian-Apotheke, Hauptstraße 24 in Eibelstadt, Telefonnummer: (09303) 8448
Quelle: Michael Sax, Delegierter der bayerischen Landesapothekenkammer
 
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, wegen Doppelung löschen wir Ihren Kommentar. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Team von mainpost.de
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  • p.rex@web.de
    Ich frage mich: Streiken da etwa auch Beschäftigte mit, damit ihr/e Chef*in mehr Geld bekommt?
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  • kej0018@aol.com
    Bei allem Verständnis für die Apotheker, die auch ich nicht durch Versandapotheken ersetzt sehen möchte: es geht vielen anderen Branchen genauso - viel zu viel Bürokratieaufwand, kaum Nachwuchs, extremer Wettbewerbsdruck durch Internetanbieter, Probleme mit der Lieferkette - allerdings bei deutlich weniger Verdienstchancen. Wobei auch andere Berufsstände zuverlässig und seriös arbeiten müssen.

    Also zwar gerechtfertigte Beschwerden, aber auf hohem Niveau. OK, ApotherkerInnen haben eine längere Ausbildungszeit hinter sich und müssen sowohl hohe Verantwortung tragen wie auch Nachtdienste leisten, aber immer noch recht gut bezahlt

    Aber ein größeres Problem unseres nicht gerade preiswerten Gesundheitssystems sind die Kassen, die Geld schneller verbraten als man Einspruch erheben kann, oft genug nicht zum Wohle der Versichterten sondern ihrer Vorstände und der Errichtung neuer Glaspaläste.
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  • HTH2
    Den Vorwurf mit der Bürokratie kann ich nachvollziehen. Ansonsten Jammern auf hohem Niveau! Wenig Einkommen? Vielleicht bei den Angestellten. Den Inhabern geht es immer noch gut. Apotheken waren Jahrzehnte lang verwöhnt. Jetz müssen sich dem rauhem Wind des Wettbewerbs stellen wie jeder Bäcker, Metzger, etc. Sind wir mal ehrlich: wieviel Beratung findet in der Apotheke statt? Kann der Apotheker tausende Medikamente bis ins Detail kennen? Wohl kaum. Wieviel Zeit kann er sich nehmen selbst bei gutem Willen? Wenig. Am besten man informiert sich selbst.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Am besten man informiert sich selbst."

    Wahrscheinlich bei Google?
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  • r.kerber@web.de
    Ein verschreibungspflichitges Medikament, für das ich in D 5 € Rezeptgebühr bezahlen muss, habe ich kürzlich im Ausland auf Privatrezept für 2,89 € kaufen können. Irgendwie fühle ich mich da schon nicht so ganz wohl mit unseren Aprotheken.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Dafür müssen sie nicht ins Ausland. Das können sie für den Preis auch in einer Online Apotheke kaufen.
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  • anfranbri
    Die Rezeptgebühren stecken sich die Wasserköpfe der GKV in die Tasche !!! Und nicht der Apotheker !!!
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  • anfranbri
    @ak24de
    Auf ein Privatrezept zahlen Sie in D auch keine Rezeptgebühr!
    Die Rezeptgebühr stecken sich die Wasserköpfe der GKV in die Tasche ...
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  • d.temming@gmx.de
    Das hat für mich die gleiche Glaubwürdigkeit wie Lufthansa-Piloten, die mehr Geld wollen. Ich kenne keinen Apotheker, der nicht mindestens in gutem Wohlstand lebt.
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  • anfranbri
    Warum sind Sie dann kein DLH Pilot oder Apotheker geworden, wenn's denen so gut geht?
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  • d.temming@gmx.de
    Habe ich gesagt, dass es mir schlecht geht?
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  • Siller10412210
    Jammern über den Mindestlohn. Wenn ich das schon höre.
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  • June
    Wenn man im Ausland unterwegs ist, merkt man schnell, wie man in den Apotheken in Deutschland abgezockt wird. Medikamente die schon lange auf dem Markt sind, werden mit Tricks künstlich teuer gehalten. Kriegen die den Hals nicht voll? Finde die Aktion eine absolute Frechheit. Sollen lieber mal gegen die Pharmaindustrie protestieren. Von mir aus können die Apotheken alle zumachen. Dann gibts das Zeug im Supermarkt, wie in anderen Ländern auch.
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  • anfranbri
    Dann beziehen Sie doch ihre Medikamente weiterhin aus China ... billiger Dreck!
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  • margarete-leleithner-fife@web.de
    Ein Grossteil unserer offiziellen Medikamente wird doch in China und in Indien hergestellt.
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  • klaus-der-feuerwehrmann@t-online.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • thomashemmerich@web.de
    Ich unterstütze den Streik der Apotheken und deren Mitarbeiter.
    Ich kenne eine Apothekerin persönlich und weiß, durch viele Gespräche mit ihr, dass es seit Jahren immer schlimmer wird und die ganze Arbeit bald nicht mehr zu stemmen ist.

    Unser gesamtes Gesundheitssystem geht so langsam zu Grunde. Aufhalten kann man das nicht mehr, wie auch. Der Staat hat bald kein Geld mehr für seine Bürger und deren Gesundheit, da die Gelder lieber für andere Dinge zweckentfremdet werden.

    Es gab mal ein Buch, dass hies: "Deutschland schafft sich ab". Ich hielt das damals für einen Schmarrn, inzwischen sehe ich genau das aber auf uns zukommen.
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  • dieter@hirth.net
    Die Apotheken könnten mal was für ihre eigene Glaubwürdigkeit tun, indem sie darauf verzichten, schamlos die wirkungslose Homöopathie zu verkaufen.
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  • karmid08051006
    Warum sollen sich die Wasserköpfe bei den GKK anders verhalten, als die Politiker mit ihren "Überhangsmandaten"? Von all den überbezahlten Wasserköpfen läßt sich keiner die Butter vom Brot nehmen ...
    Und wie wäre es, wenn die GKK sich auf ihre ureigenste Aufgabe besinnen würden und nicht jeden Mode-Trallala bezahlte?

    Übrigens: Der Beitragssatz für AN in A: 7,65% / Für AN in D: 14,6 %
    Davon lassen es sich die Wasserköpfe gut gehen!
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