Seit 1. Mai gibt es in Garitz nicht mehr zwei Apotheken , sondern nur noch eine und die unter neuer Führung. Jonathan Schneider, bisher Inhaber der Marbach-Apotheke, hat die St. Nepomuk-Apotheke übernommen. Er führt die St. Nepomuk-Apotheke weiter, die Marbach-Apotheke hat er geschlossen. „Der Hauptgrund für die Schließung ist der Personalmangel“, erklärt der 32-Jährige. Damit hatten beide Apotheken zuletzt zu kämpfen gehabt.
Gerade in der Marbach-Apotheke sei die Lage so angespannt gewesen, dass Schneider kurzfristig an Samstagen oder nachmittags den Betrieb einstellen musste, weil Fachpersonal gefehlt hat. Um eine Apotheke zu öffnen, muss laut Gesetz mindestens ein Apotheker anwesend sein.
Außerdem braucht es ausreichend pharmazeutisch-technische Assistenten (PTAs), denn nur entsprechend qualifiziertes Personal darf rezeptpflichtige Medikamente an Patienten herausgeben. Die Personaldecke war zuletzt so dünn, dass Urlaube oder Krankheitsfälle kaum zu kompensieren waren.
Nachfolger für St. Nepomuk-Apotheke gesucht
„Heike Graetz hat für die St. Nepomuk-Apotheke einen Nachfolger gesucht. Da war es für uns die Lösung, dass wir gesagt haben, wir werfen beide Teams zusammen“, erklärt Schneider.
Er hat die Marbach-Apotheke 2017 fast direkt im Anschluss an sein Studium übernommen. Jetzt geht er mit seinem Team in die St. Nepomuk-Apotheke und übernimmt auch die dortigen Mitarbeiter. Die bisherige St. Nepomuk-Inhaberin Graetz arbeitet dort ebenfalls als angestellte Apothekerin weiter. „Durch die Fusion retten wir die Arbeitsplätze und die Arzneimittelversorgung in Garitz“, sagt er. Die Marbach-Apotheke zu schließen, sei alternativlos gewesen.
Mehr Schließungen
Dass Apotheken schließen, ist bundesweit ein Problem. „Wir stellen seit zehn bis zwölf Jahren einen deutlichen Rückgang der Zahlen fest“, sagt Thomas Metz, Pressesprecher beim Bayerischen Apothekerverband ( BAV ). In Unterfranken ist die Zahl der Apotheken in den vergangenen zehn Jahren um 10,6 Prozent gesunken, von 348 im März 2013 auf aktuell 311. Bayernweit gibt es so wenige Apotheken wie seit 40 Jahren nicht. „Hauptgrund für eine Schließung ist der Fachkräftemangel “, bestätigt auch er.
Nicht genug Personal, um den Betrieb zu gewährleisten, oder Inhaber vor der Rente finden keinen Nachfolger – die Konsequenz: Apotheken schließen. Dass aktuell die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen und weniger Menschen im Arbeitsmarkt nachrücken, verschärfe das Problem.
Kein Hausarzt, keine Apotheke
Ein weiterer Grund ist der Hausärztemangel. Schließt eine Praxis in einem kleinen Ort, fällt über kurz oder lang die Apotheke weg, weil ihr die Kunden fehlen. „Arzneimittel pflichtige Medikamente machen 80 Prozent des Umsatzes einer Apotheke aus. Fehlt das, hält das keine Apotheke aus“, erklärt Metz.
Sowohl der BAV-Pressesprecher, als auch Apotheker Jonathan Schneider, wünschen sich mehr Unterstützung von der Bundespolitik. Die Vergütung für rezeptpflichtige Medikamente ist gesetzlich geregelt. „Die Vergütung wurde seit 10 Jahren nicht mehr angepasst“, kritisiert Metz. Gleichzeitig sind Personalkosten um bis zu 40 Prozent gestiegen, die Betriebskosten haben sich erhöht genauso wie die Lebenshaltungskosten der Apotheker. „Das muss dringend angehoben werden“, fordert er.
Um den Beruf grundsätzlich attraktiver zu machen, brauche es aber auch einen deutlichen Bürokratieabbau, „damit sich der Apotheker wieder auf das konzentrieren kann, was er gelernt hat.“
Garitz: Was ändert sich für die Kunden?
In Garitz hofft Schneider, nun gut bestehen zu können. „Durch die Fusion sind wir gut aufgestellt. Ich hoffe, dass es zukunftsfähig wird“, sagt er. Zwar haben Kunden der Marbach-Apotheke jetzt einen etwas längeren Weg, das könne mit dem Lieferdienst aber aufgefangen werden. Das Lieferangebot wolle er ausbauen. Auch sind Online- und Telefonbestellungen möglich. Zudem könne er inzwischen die Öffnungszeiten erweitern. Unter der Woche entfällt die Mittagspause, samstags ist länger geöffnet.
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