Wo sonst geplanscht wird, Kinder ihre ersten Schwimmversuche unternehmen und Erwachsene Bahnen ziehen, herrscht nun erstmal Trockenzeit. Seit dem 16. Mai – zwei Wochen früher als ursprünglich geplant – hat das Ochsenfurter Hallenbad wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. So weit, so unspektakulär. Schließlich steht die Freibadsaison bevor. Ein handfestes Problem stellte das vorgezogene Schließungsdatum allerdings für die Leiterinnen der Schwimmabteilung des Turnvereins Ochsenfurt (TVO), Renate Schmalzl und Claudia Becker, dar. Ihre Kritik: Unterstützung vom Landkreis Würzburg, der das Bad unterhält, hätten sie trotzdem nicht bekommen.
Der Grund für die Sanierung seien "kleinere Undichtigkeiten" am Schwallwasserbehälter – einer Art Zwischenspeicher für das Wasser aus dem Schwimmbecken -, heißt es vonseiten des Fachbereichs Kreiseigene Schulen, Liegenschaften, Straßen und Hochbau des Landratsamts. Bis zum 11. September kann das Bad deshalb nicht genutzt werden.
Mitte März informierte das Landratsamt über frühere Schließung
"Wir hatten fest damit gerechnet, dass das Schwimmbad bis zum 31. Mai geöffnet bleibt", sagt Schmalzl. Die gesamte Koordination von Kinder-Schwimmkursen und Präventionstraining für Erwachsene mit insgesamt etwa 100 Teilnehmenden hätten sie an diesem Datum festgemacht, das ihnen das Landratsamt Würzburg im Januar mitgeteilt habe. Aufgrund der Schließung ohnehin keine einfache Aufgabe, betont Schmalzl. "Wir haben alles gemacht, um die Kurse trotzdem auf die Beine zu stellen." Doch umsonst. Mitte März – als die Organisation der Schwimmkurse gerade abgeschlossen gewesen sei und Eltern bereits Anzahlungen getätigt hätten – habe sie die Nachricht erreicht: Das Bad schließe bereits zum 16. Mai.
"Es mussten Anpassungen an der zeitlichen Planung vorgenommen werden, da die Aushärtungs- und Trockenzeiten aus baulicher Sicht nochmals angepasst werden mussten", begründet das Landratsamt die Änderung im Zeitplan.
Für die Leiterinnen der TVO-Schwimmabteilung keine Nebensache. "Damit war unsere ganze Planung hinfällig", sagt Schmalzl. Die Verträge mit den Eltern habe der Verein unter diesen Umständen nicht mehr erfüllen können, mehrere geplante Kursstunden hätten entfallen müssen, so die Abteilungsleiterin.
Organisation der Schwimmkurse wird für den TVO zur Herausforderung
Einziger Ausweg: Eine neue Planung mit Schwimmeinheiten in den Osterferien. Auch das sei nur eine Notlösung gewesen, sagt sie. Denn längst nicht alle angemeldeten Kinder konnten Schmalzl zufolge an den Ausweichterminen am Kurs teilnehmen. Das habe auch bei den Eltern für Unmut gesorgt. Hinzu käme, dass bei jeder Einheit drei der vier Trainerinnen anwesend sein müssen. "Außerdem wurden wir darauf hingewiesen, dass wir uns in den Osterferien selber um die Reinigung kümmern müssten", sagt Schmalzl.
"Wir engagieren uns wirklich gerne, aber wir haben ja auch noch ein Privatleben", sagt Claudia Berger, die ihre Freizeit genau wie Schmalzl seit Jahrzehnten regelmäßig ehrenamtlich in Schwimmhallen verbringt. Schlussendlich hätten sie und die übrigen Trainerinnen sich bereiterklärt, auch sonntags Kurse abzuhalten. Einheiten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen seien unter den schwierigen Umständen ebenfalls nicht vermeidbar gewesen. Teils habe man den Kindern deshalb angemerkt, dass ihnen Pausen zur Erholung und zum Durchgehen von Trockenübungen fehlten, meint Berger. "Einige waren da etwas überfordert."
"Wir wissen, dass das Landratsamt nichts dafür kann", betont sie. "Trotzdem hätten wir uns ein Entgegenkommen gewünscht." Auch die Kommunikation sei aus ihrer Sicht nicht glücklich verlaufen. Dabei biete der Verein mit den Kinder-Schwimmkursen ein wichtiges Angebot. Steffen Krämer, Vorsitzender des TVO, betont die lange Warteliste: "Der Bedarf ist riesig, gerade weil es wegen Corona einen Rückstand gibt."
Landratsamt weist Vorwürfe zurück
Auf die Kritik hin heißt es vonseiten des Landratsamts, das Bad sei "kein Schwimmbad für die Öffentlichkeit oder ein Vereinsschwimmbad, in welches sich die Schulen zum Unterricht einmieten, sondern umgekehrt." Zudem habe die Verwaltung konkrete Alternativtermine vorgeschlagen und die Anliegen des TVO innerhalb kürzester Zeit bearbeitet. "Der Vorwurf der mangelnden Unterstützung kann von unserer Seite aus nicht nachvollzogen werden", heißt es vonseiten des Landratsamts.
Konkret hätten sie sich etwa gewünscht, dass die Reinigung, wie auch während der Schulzeit, durch das Landratsamt organisiert worden wäre oder einen Preisnachlass bei der Miete des Bades, sagen Schmalzl und Berger.
"Grundsätzlich gilt für alle Benutzer des Schwimmbades eine Gebührensatzung", äußert sich dazu die Behörde und verweist auf die Möglichkeit eines direkten Gesprächs zu einem etwaigen Preisnachlass. Die Reinigungskosten trage der Landkreis hingegen nur während des Schulbetriebs. Allerdings "wurde der TVO lediglich gebeten, selbst für die Reinigung zu sorgen", heißt es vonseiten des Landratsamts.
"Am Ende haben wir aber alles gegeben und insgesamt sind die Kurse auch gut gelaufen", sagt Renate Schmalzl. Trotzdem: Für die Zukunft wünsche sie sich in solchen Fällen ein rücksichtsvolleres Miteinander.