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Winterhausen
Winterhausen: Adventskalender mit wüsten Verkehrsgeschichten
Viele Anwohner im Altort von Winterhausen leiden unter dem Durchgangsverkehr. In einem ungewöhnlichen Adventskalender machen sie ihrem Ärger Luft.
Jeden Tag eine Erlebnisschilderung über Verkehrsprobleme in der Ortsdurchfahrt von Winterhausen bietet der etwas andere Adventskalender in einem Schaufenster in der Hauptstraße.
Foto: Klaus Stäck | Jeden Tag eine Erlebnisschilderung über Verkehrsprobleme in der Ortsdurchfahrt von Winterhausen bietet der etwas andere Adventskalender in einem Schaufenster in der Hauptstraße.
Klaus Stäck
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:07 Uhr

Einen Weihnachtsmarkt gibt es dieses Jahr in Winterhausen nicht, dafür aber einen etwas anderen Adventskalender in einem Schaufenster eines ehemaligen Ladengeschäfts schräg  gegenüber vom Rathaus. Hinter den 24 Türchen verbergen sich keine Süßigkeiten, sondern Geschichten von Sachen, die Winterhäusern sauer aufstoßen: Es sind Erlebnisse und Bilder von Bewohnern mit den Verkehrsproblemen in der Ortsdurchfahrt.

Initiator des Adventskalenders ist der örtliche Arbeitskreis Mobilität, der sich schon seit längerem mit der Problematik beschäftigt. In einer seiner Sitzungen war die Idee zu dem außergewöhnlichen Adventskalender aufgekommen, berichtete Anja Renz gegenüber dieser Redaktion. Vor allem Leute mit Kindern hätten großes Interesse gehabt, die Problematik auf solch plakative Weise öffentlich zu machen.

"Laster gehören auf die B 13 und nicht auf unsere Gehsteige."
Slogan des Arbeitskreises Mobilität

In der Ortsdurchfahrt Hauptstraße/Goßmannsdorfer Straße, die eine Staatsstraße ist, geht es sehr eng zu. Gehsteige sind an vielen Stellen nicht vorhanden oder zu schmal, so dass Fußgänger auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Problematisch sei dies vor allem für Menschen mit Rollator oder Rollstuhl oder für Kinderwagen, sagen die Mitglieder des Arbeitskreises. Unangenehme Begegnungen gebe es mit Personenkraftwagen, vor allem aber mit Lastwagen, die ihrerseits im Begegnungsverkehr auf die wenigen Gehsteige ausweichen.

Die schweren Fahrzeuge würden zudem die Lebensqualität durch Lärm, Abgase und Erschütterungen beeinträchtigen und auch Risse an Gebäuden verursachen. Winterhäuser beklagen, dass trotz der Eröffnung der Mainbrücke Goßmannsdorf noch immer zu viele Lkw den kürzeren Weg durch den engen Altort nehmen, statt über die Bundesstraße 13 auf der anderen Mainseite zu fahren. Und auch der Durchgangsverkehr mit Personenwagen sei nicht weniger geworden, haben die Anwohner beobachtet.

Erlebnisse einer Gartentür

In einem der ersten Kalenderfenster macht sich der Inhaber einer "Wohlfühl-Oase" Luft, dessen Gartentürchen sich zum schmalen Gehsteig an der Goßmannsdorfer Straße öffnet. Vom Konflikt zwischen den Inhabern PS-starker "Blechschachteln" und den "Menschen ohne Knautschzone" schreibt er, wenn der Gartenbesitzer sich erfrecht, unangekündigt aus der Tür zu treten.

Wie Autofahrer zum Zwecke des besseren Vorwärtskommens den Gehsteig kurzerhand zur Fahrbahn umfunktionieren, und wie die arme Gartentür tatsächlich selbst einmal zum Unfallopfer wurde, beschreibt der Anwohner höhst anschaulich. Ein anderer hat beobachtet, dass Lkw-Fahrer in der Ortsdurchfahrt erst recht gern Gas geben, um der unerquicklichen Engstelle schnellstmöglichst zu entrinnen. Da vibriere schon auch mal das Haus.

Sperrung für Lkw ist nach wie vor das Ziel

Eine Sperrung für Lastwagen hatte die Gemeinde in den letzten Jahren wiederholt beim Staatlichen Bauamt beantragt, aber stets eine Absage bekommen. Locker lassen wollen die Winterhäuser aber nicht. Der Arbeitskreis Mobilität, der sich übrigens auch um öffentlichen Nahverkehr und Fahrradverbindungen kümmert, verfolgt weiterhin das Ziel, eine Sperrung für Lastwagen über 3,5 Tonen zulässiges Gesamtgewicht zu erreichen, Anlieger ausgenommen. Denn: "Laster gehören auf die B 13 und nicht auf unsere Gehsteige!", lautet ein Slogan des Arbeitskreises.

Es wurden schon mehrere Aktionen mit diesem Ziel unternommen. Im Februar empfingen Mitglieder des Arbeitskreises den damaligen Landratskandidaten Thomas Eberth mit Transparenten und machten im Gespräch die Anliegen deutlich. Im September war ein großer Mobilitätstag geplant gewesen, der aber wegen Corona ausfallen musste. Immerhin wurden dann die beiden Schaufenster des ehemaligen Ladens genutzt, um längerfristig mit Infos und auch mit Comics auf die Themen Ortsdurchfahrt und Fahrradanbindung hinzuweisen.

Der Arbeitskreis will politische Mandatsträger ansprechen

Der weitere Schritt ist nun der Adventskalender. An Bewohner der Ortsdurchfahrt wurden Bögen verteilt, auf denen sie ihre unliebsamen Erlebnisse aufschreiben konnten. Auch um Fotos und den Eintrag in eine Unterschriftenliste wurden sie gebeten. Die Anzahl der eingereichten Beiträge reichte für 24 Türchen im Kalender. Die künstlerische Umsetzung übernahm Paul-Lorenz Kraus.

Der Arbeitskreis hat bereits eine Perspektive über Advent und Weihnachten hinaus: Um die Sperrung für den Lkw-Verkehr zu erreichen, will er sich im kommenden Jahr an politische Mandatsträger wenden. Denn nur auf dieser Schiene bestehe ein Ansatzpunkt, um vorwärts zu kommen. Die gesammelten Erlebnisberichte sollen die gefährlichen Situationen in der Ortsdurchfahrt verdeutlichen und zusammen mit den Unterschriften die Argumente gegenüber den Politikern untermauern.

 
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