zurück
Würzburg
Wie steht es um Würzburgs Radwege?
Bei den Radfahrern kommt Würzburg nicht gut weg. Doch ist das gerechtfertigt? Das sagen Oberbürgermeister Schuchardt und der städtische Radverkehrsbeauftrage.
Die 'Stadt Rad Tour' führte vom Rathaus über die Alte Mainbrücke zur geplanten Radachse 2 in der Zellerau, im Bild von links: Manfred Dürr, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und SPD-Stadträtin Lore Koerber-Becker.
Foto: Patrick Wötzel | Die "Stadt Rad Tour" führte vom Rathaus über die Alte Mainbrücke zur geplanten Radachse 2 in der Zellerau, im Bild von links: Manfred Dürr, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und SPD-Stadträtin Lore Koerber-Becker.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:42 Uhr

"Erfahre deine Stadt" – mit diesem Slogan wirbt Würzburg dafür, so oft wie möglich vom Pkw auf das Fahrrad umzusteigen. Bei einer "Stadt Rad Tour" konnten sich interessierte Bürger auf Einladung des städtischen Radverkehrsbeauftragen Adrien Cochet-Weinandt selbst ein Bild davon machen, welche Maßnahmen in naher Zukunft umgesetzt werden sollen.

Im Frühjahr 2018 ging es bei der Info-Radtour bis nach Versbach, wo Fahrradfahrer entlang der Versbacher Straße inzwischen vergleichsweise flott voran kommen. In diesem Jahr stand die geplante Radachse Nummer 2 von der Alten Mainbrücke über die Zeller und Frankfurter Straße bis zum Zeller Bock im Mittelpunkt.

Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt war im ersten Teil der "Stadt Rad Tour" am Start: "Wir haben bereits sehr viel für den Radverkehr getan", betonte er. Keine Kommune habe beim Fahrrad-Ranking des ADFC die Note eins oder zwei bekommen, die Notenspanne liege zwischen 3,2 an der Spitze und 4,8 am Ende der Tabelle. Mit der Note 4,3 stehe Würzburg also gar nicht so schlecht da: "Wir sind besser als unser Ruf. Wir werden nie auf Platz eins kommen, aber wir haben in den letzten Jahren bereits 15 Kilometer Radwege gebaut und Angebotsstreifen angelegt", so der OB weiter: "In diesem und im nächsten Jahr kommen weitere sechs Kilometer dazu, soweit alle Fördermittel fließen."

"Wir haben in den letzten Jahren bereits 15 Kilometer Radwege gebaut und Angebotsstreifen angelegt."
Oberbürgermeister Christian Schurchardt

An der noch nicht erfolgten Vergabe der staatlichen Förderung liegt es zum Beispiel, dass die seit mehreren Jahren fertigen Pläne für die Radachse 2 bisher nicht umgesetzt werden konnten. Die Teilnehmer der Radtour erfuhren aus erster Hand, warum die bestehenden Radwege auf beiden Seiten der Frankfurter Straße schon seit Jahren nicht mehr benutzungspflichtig sind: Es sind schmale, holprige Pisten direkt neben parkenden Autos, die eine sichere, bequeme und flotte Fahrt an keiner Stelle zulassen. Künftig wird es in der Frankfurter Straße 1,50 Meter breite Schutzstreifen auf der Straße mit einem Sicherheitsabstand von einem halben Meter zu den parkenden Kraftfahrzeugen geben.

In der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen

Cochet-Weinandt sprach von langwierigen Planungs- und Abstimmungsprozessen, die die Umsetzung geplanter Vorhaben trotz ausreichender Mittel im städtischen Haushalt an einigen Stellen bisher verzögert haben. "Es wurden bereits viele dicke Bretter gebohrt, die in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden", merkte der Radverkehrsbeauftragte an.

Auf dem Fahrradstreifen ging es auch durch die Zellerau.
Foto: Patrick Wötzel | Auf dem Fahrradstreifen ging es auch durch die Zellerau.

An einigen Stellen müssen Kompromisse gemacht werden – zum Beispiel in der engen Zeller Straße, in der aus Sicht des Radverkehrs eine Einbahn-Regelung für den Autoverkehr sinnvoll wäre. Wegen der befürchteten Verlagerung des Verkehrs auf andere Straßen ist dieser Wunsch bisher nicht umsetzbar. Mehr als die im Wechsel auf beiden Straßenseiten angelegten Schutzstreifen "können wir nach der Abwägung aller Belange hier für den Radverkehr nicht rausholen", so Cochet-Weinandt.

Auf dem Viehmarkt-Parkplatz informierte der Radverkehrsbeauftragte über die geplante Verlängerung des Fuß- und Radwegs von der Leonhard-Frank-Promenade direkt am Mainufer bis zum Sportplatz der Bereitschaftspolizei. Danach ging es weiter über die Friedensbrücke und den bereits gut genutzten Schutzstreifen am Congress Centrum in Gegenrichtung der Einbahnstraße Oberer Mainkai, gefolgt vom gut ausgebauten Geh- und Radweg unter der Brücke hindurch am Heizkraftwerk vorbei zum Kulturspeicher.

Fahrrad-Parkhaus als Lösung?

Letzte Stationen der Tour waren der Röntgen- und Hauger Ring, wo die Radachse 3 seit längerer Zeit auf den Lückenschluss bis zum Berliner Ring wartet, und schließlich die Rad-Abstellanlagen am Hauptbahnhof. Dort gibt es rund 600 offizielle Stellplätze für Fahrräder und E-Bikes, der Bedarf ist nach den Erhebungen im städtischen Radverkehrskonzept etwa doppelt so hoch. Dazu kommt, dass nach Schätzungen fast ein Drittel der bestehenden Plätze von herrenlosen Schrotträdern belegt ist. Die einzige mögliche Lösung für dieses Problem wären laut Cochet-Weinandt kostenpflichtige Abstellanlagen mit Zugangskontrolle, zum Beispiel in einem Fahrrad-Parkhaus.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Patrick Wötzel
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Auto
Bereitschaftspolizei
Berliner Ring
Bürger
Christian Schuchardt
Fahrräder
Radverkehr
Radwege
Staatliche Unterstützung und Förderung
Verkehr
Öffentlichkeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • wolfgangfichna
    Würzburg bleibt einfach "Dritte Welt" im Bezug auf Fahrradverkehr
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Wenn der OB von Angebotsstreifen spricht, meint er dann die gestrichelt aufgemalten Streifen, die von Fahrradfahrern, aber auch Autofahrern genutzt werden dürfen? Häufig auch zum Parken? Kontrolliert wird ja eh nicht.
    Der OB braucht dringend Weiterbildung in Sachen moderner, zukunftsweisender Verkehrsinfrastruktur in Städten. Geben wir ihm die Chance. Wählen wir ihn ab. Dann hat er ausreichend Zeit seine Defizite aufzuarbeiten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Unzweifelhaft ist die Fahrradverkehrsinfrastruktur in keiner deutschen Stadt wirklich gut. Dass aber der OB meint: "Wir haben bereits sehr viel für den Radverkehr getan". Keine Kommune habe beim Fahrrad-Ranking des ADFC die Note eins oder zwei bekommen, die Notenspanne liege zwischen 3,2 an der Spitze und 4,8 am Ende der Tabelle. Mit der Note 4,3 stehe Würzburg also gar nicht so schlecht da: "Wir sind besser als unser Ruf. Wir werden nie auf Platz eins kommen, aber wir haben in den letzten Jahren bereits 15 Kilometer Radwege gebaut und Angebotsstreifen angelegt".
    Zeigt sehr deutlich, dass er keinen Bock hat, wirklich was für eine funktionierende Fahrradverkehrsinfrastruktur zu tun.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kej0018@aol.com
    So so, 15 km Radwege mehr...

    Mich würde interessieren, wieviel davon aus aufgemalten Strichen besteht, vielleicht kann man das mal nachrecherchieren.

    Wichtig wäre es auch, in den Parkhäusern und Tiefgaragen sichere Stellplätze für Räder und E-Bikes zu schaffen, wer sein Fahrzeug auf der Strasse abstellen muß riskiert leider Diebstahl und Vandalismusschäden in beachtlicher Höhe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Welche Radwege?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Markustan
    Für das Bild auf der Alten Mainbrücke mussten bestimmt Sicherheitsposten den Weg für die "Hohen Radler" freihalten zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Wenn ich schon sehe, Radfahren mit Mantel, einfach zum Schießen 🤣
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    „In der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen“ wie auch. Bei dem Flickenteppich? Dem Fahrradfahrer fällt tatsächlich nicht auf, wenn weniger als 1% der Wege jetzt vielleicht etwas besser sind. Den Stadtplanern sei empfohlen, nicht ihre Zeit mit einem überflüssigen und noch mehr Autoverkehr anziehenden Greinbergknoten zu verplempern, sondern endlich eine Radverkehrsinfrastruktur zu planen und umzusetzen, die auch den Namen verdient.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Kopenhagen und Amsterdam zeigen, dass Radverkehr funktioniert, wenn die richtigen Anreize geboten werden. Der Anteil der Radler am Verkehr beträgt dort 29 beziehungsweise 32 Prozent. Bei uns viel weniger. Deshalb fordern Bürger seit Jahren mehr Investitionen in die Fahrradinfrastruktur. Die Würzburger Stadtspitze reagiert so zögerlich wie Scheuer bei der Aufklärung des Diesel-Skandals. Verkehrspolitik und Städteplanung richten sich nach wie vor an den Bedürfnissen der Autofahrern.
    Damit muss jetzt Schluss sein. Auto verbrauchen 10 mal so viel Platz wie der Fahrradverkehr. Ja, wer mehr Fahrradverkehr will, muss das bei begrenzten Raum auch auf Kosten des Autos tun.
    Wann wird das endlich auch im Rathaus begriffen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Sei Münster/Westf. noch hinzuzufügen.

    Dort gibt es sogar mehr Fahrräder wie Einwohner und die Infrastruktur für Radfahrer ist hervorragend.

    Sie müssen aber eines bedenken:

    Alle 3 Städte sind flach und haben keine hügelige Topographie wie Würzburg, was hier mit Sicherheit viele davon abhalten wird, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, egal wieviel Radwege es hier gibt.

    Ach ja: nicht jeder kann sich ein E-Bike leisten ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Genau so isses!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rolandroesch@web.de
    Sollte man sich nicht erst mal um Fussgänger kümmern ?am unteren Markt kann man sich die Füsse Brechen weil die viele Pflastersteine bis zu 5 cm Tief ausgebrochen sind und keinen kümmerts von der Stadt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lausdeandl@yahoo.de
    Denkt überhaupt noch jemand auch an Fußgänger?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doedi.wue
    Ironie oder ähnliche Stilmittel erhöhen die Gefahr eines Missverständnisses. Bitte formulieren Sie Ihren Kommentar um, um Missverständnisse zu vermeiden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • holle4es
    Wo sehen Sie große Defizite in der Fußgängerinfrastruktur? Nahezu an jeder Straße gibt es einen Fußweg, allerdings ist lange nicht jede Straße mit dem Rad sicher zu befahren (ob mit oder ohne begleitenden Radweg). Dass es Stellen gibt, wo es für Fußgänger gefährlich oder zumindest unbequem ist, bestreite ich nicht, aber wenn man mal wirklich versucht in Würzburg mit dem Rad von jedem beliebigen Punkt A nach B zu kommen, wird man sehr bald feststellen, dass das nicht so einfach bzw. gefahrlos möglich ist, weil oftmals offensichtlich nie jemand bei der Planung daran gedacht hat, dass es neben dem natürlichen zu Fuß gehen und dem motorisierten Verkehr noch eine dritte Kategorie gibt. Zum Artikel möchte ich in Richtung Stadt sagen, dass das Anlegen von Radwegen und das Aufmalen von "Schutz"streifen nur ein kleiner Teil einer guten Radinfrasstruktur. Rücksicht und Respekt für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer, daran haperts hier in Wü halt gewaltig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Die geplanten Schutzstreifen in der Frankfurterstrasse ist genau die Art Von aufgemalter Fahrradverkehrsinfrastruktur, die so gut wie nichts bringen.
    Bessere Lösung Parkstreifen für Autos weg und einen vernünftigen Fahrradweg bauen.
    Es kann nicht sein, dass Blechkisten die 95% der Zeit stehen, auch noch den Fahrradverkehr auf Schutzstreifen verdrängen, der BTW so gut wie keinen Schutz bieten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten