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WÜRZBURG
Getestet: Was taugt die neue Radverbindung nach Versbach?
Im Zweirichtungsverkehr an der Versbacher Straße entlang: Der Radverkehrsbeauftragte Adrien Cochet-Weinandt (links) und interessierte Bürger bei der Befahrung der Radachse 3/3a.
Foto: Patrick Wötzel | Im Zweirichtungsverkehr an der Versbacher Straße entlang: Der Radverkehrsbeauftragte Adrien Cochet-Weinandt (links) und interessierte Bürger bei der Befahrung der Radachse 3/3a.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 10.05.2018 02:19 Uhr

Manchmal geht es auch in Würzburg schneller als erwartet: Im Januar hat der Stadtrat die Umsetzung der Radverkehrsachse 3/3a von der Innenstadt nach Versbach beschlossen, seit März ist sie in einigen Teilen bereits provisorisch umgesetzt. Zusammen mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt und dem Radverkehrsbeauftragten Adrien Cochet-Weinandt haben interessierte Bürger und Radverkehrs-Lobbyisten die neue Verbindung jetzt einem Praxistest auf zwei Rädern unterzogen.

Start der ersten „Stadtrad“-Tour war im Rathaus-Innenhof, von dort aus ging es über Marktplatz, Semmelstraße und Berliner Ring in die Schweinfurter Straße. Dort gibt es seit einiger Zeit auf beiden Seiten gut genutzte Radwege, die allerdings auf Höhe Burger King/Real ein deutliches Hindernis aufweisen: Dort werden Radfahrer stadteinwärts von einer, stadtauswärts sogar von zwei Anforderungsampeln – von Radlern gerne als „Bettel-Ampel“ bezeichnet – minutenlang ausgebremst.

Ein eigener Linksabbiegerstreifen

An dieser Stelle wird es die erste Änderung geben: Radler erhalten stadtauswärts entlang der Nürnberger Straße einen 1,85 Meter breiten Radstreifen bis unter den Stadtring. Dort können sie mit Hilfe eines eigenen Linksabbiegerstreifens in den Aumühlweg abbiegen. Ein paar hundert Meter weiter wird eine Brücke über die Pleichach gebaut, die den Aumühlweg mit dem dort bestehenden Zweirichtungsradweg am Greinberg verbindet.

„Das sind zentrale Verbesserungen“, sagte Matthias Hart, der Organisator des „Versbacher Fahrrad-Sonntags“. Der Aumühlweg ist bereits teilweise ausgebaut, die neue Brücke soll bis zu 300 000 Euro kosten und in der zweiten Jahreshälfte entstehen.

Die zweite wesentliche Änderung befindet sich seit einigen Wochen im Probebetrieb: Nach den Unterführungen zur Neumühle müssen Radler nicht mehr rechts abbiegen und sich durch spielende Kinder und an Hauseingängen vorbei durch die Lindleinsmühle schlängeln. „Stattdessen wird der Radstreifen, wie im Radverkehrskonzept vorgesehen, fahrbahnnah weitergeführt“, erläuterte Cochet-Weinandt.

4000 Fahrzeuge mehr im morgendlichen Berufsverkehr

Für Autofahrer steht in der Versbacher Straße stadtauswärts nur noch eine Fahrspur zur Verfügung. Stadteinwärts war das nicht möglich, weil laut Verkehrszählungen im morgendlichen Berufsverkehr in die Stadt hinein rund 4000 Fahrzeuge mehr unterwegs sind als am Nachmittag in die andere Richtung.

Bis auf Höhe Zinklesweg zieht sich der neue Schutzstreifen entlang der Versbacher Straße und geht dort in den bestehenden, gut ausgebauten Radweg über. Stadteinwärts müssen Radler am Zinklesweg zurück auf die Straße. Von dort geht es auf Schutzstreifen bis zur Einmündung „Bei der Neumühle“. An dieser Stelle müssen sie an der Ampel die Versbacher Straße queren, um auf der anderen Seite zurück auf den Radweg Richtung Greinberg/Nürnberger Straße zu kommen. Dort werden sie derzeit durch eine provisorische Leitwand geschützt. Später soll an deren Stelle der Bordstein des kombinierten Fuß- und Zweirichtungs-Radwegs sein.

Unklarheiten über den Schutzstreifen

Das Fazit von Matthias Hart: „Das Konzept ist ausbaufähig, vor allem ist noch mehr Breite und Sicherheit nötig.“ Der Versbacher hat die Verbindung mit seiner Familie getestet und festgestellt, dass sich seine Kinder auf dem Schutzstreifen nicht wirklich wohl fühlen. „Viele Autofahrer wissen nicht, dass sie trotz Schutzstreifen einen Abstand von mindestens 1,50 Metern einhalten müssen“, so Hart.

Als gefährlichste Stelle hat er den Übergang vom Radweg in den an dieser Stelle sehr schmalen Schutzstreifen stadteinwärts am Zinklesweg ausgemacht: „Dafür gibt es bessere bauliche Lösungen, die hoffentlich noch umgesetzt werden.“

Oberbürgermeister Christian Schuchardt (links) und der Radverkehrsbeauftragte Adrien Cochet-Weinandt (Dritter von links) hatten interessierte Bürger zur Testfahrt auf der neuen Radachse nach Versbach eingeladen.
Foto: Patrick Wötzel | Oberbürgermeister Christian Schuchardt (links) und der Radverkehrsbeauftragte Adrien Cochet-Weinandt (Dritter von links) hatten interessierte Bürger zur Testfahrt auf der neuen Radachse nach Versbach eingeladen.
 
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  • Mainheini
    Diese Angebotsstreifen sind der größte Schwachsinn, den sich die Radlerlobby hat einfallen lassen. Gleichzeitig fordern sie noch, dass die Autofahrer dann zusätzlich 1,5m Abstand halten sollen. Das heißt, sie fahren dann auf der Gegenspur, aber die Autos dort sollen ja auch wiederum Abstand halten. Schon mal in der Gneisenaustraße nach dem Umbau gefahren? Damit Platz für die beiden Angebotsstreifen ist, müssen die Parkplätze jetzt komplett auf den Gehsteig, was zur Folge hat, dass nicht mal ein normaler Kinderwagen dort mehr fahren kann, von größeren ganz zu schweigen. Rollatorbenutzung? Geht kaum, da bleibt man an den Autospiegeln hängen. Also Kinderwägen auf die Straße, d. h. auf den Angebotsstreifen. Irrsinn hoch drei. Aber die Radler haben wieder eine Straße vereinnahmt, denn Platz zum Autofahren ist dort nicht mehr. Wo bleibt die Lobby der Autofahrer?
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  • holle4es
    Diese Schutz- oder wie auch immer -streifen, hat sich nicht die Radlerlobby einfallen lassen. Das ist die kostenminimalste Lösung der Stadt Würzburg sichtbar etwas für "sicheren" Radverkehr zu tun. Ich fahre nur sehr ungern darauf. Die 1,50 Seitenabstand (zum Radfahrer!) beim Überholen fordern die Radler nicht, das ist Gott sei Dank faktisch Gesetz, aber leider zu wenigen bekannt.
    Wenn für Anpassungen für Radfahrer allerdings die Sicherheit von Fußgängern (inkl. Kinderwagenschiebern, Rollatorinhabern) beschnitten wird, zeigt das wieder nur, wie weit die Leute im Tiefbauamt der Stadt Würzburg denken.
    PS: Die Frage nach der Autofahrerlobby ist wohl ein Scherz!
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  • ebayeins@t-online.de
    Da zeigt es sich wieder, wie sich Lobbyarbeit selbst bei den kleinsten unbedeutenden Gruppierungen auszahlt.
    Lieber noch mehr Staus, Unfälle & Feinstaub.....
    Hauptsache man macht den Leuten Autofahren madig....
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  • holle4es
    Sie haben den Schuss wohl nicht gehört? Es geht ja darum Feinstaub, Staus und Co. zu reduzieren, in dem man sichere Radwege anbietet und damit mehr Leute dazu bewegt aufs Rad umzusteigen. Viele fahren nicht aus Freude am Fahren mit dem Auto in die Stadt, sondern weil die Alternativen unattraktiv sind.
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  • ebayeins@t-online.de
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  • reutjo
    Provisorium

    ist und bleibt ein Provisorium.
    Die Interesengruppe auf Fahrrädern wie im Bild gezeigt, täuscht einen Bedarf vor, den ich seitdem noch nie auf diesen Abschnitt gesehen habe. Bei 4000 Autos in eine Richtung täglich, scheint mir eine öffentliche Busfahrt sicherer. Für alle Verkehrsteil-nehmer. Kinder auf diesen Abschnitten?? ... oh Graus !!
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  • Arcus
    Der Bedarf ist sehr wohl da. Wenn aber die Radverkehrsinfrasteuktur nicht signifikant verbessert wird, dann word das Potential nicht ausgeschöpft. Würde der Fahrradverkehr mit ähnlich hohen Subventionen bedacht, wie der motorisierte Individualverkehr, wären die Strassen, auch in Wü ähnlich voll wie in Kopenhagen, den Niederlanden etc.
    es gibt ja immer noch Märchentanten, die ins erzählen wollen, das über die Kfz-Steuer und die Treibstoffsteuer die Gesamtkosten des Autoverkehrs gedeckt werden. Von Vollkostenrechnung haben diese Märchenerzähler aber noch nichts gehört.
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