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Würzburg
Warum das neue Nautiland-Bad keine Photovoltaik-Anlage hat 
Diese energieeffiziente Neuerung forderte die ÖDP. Dass sie nicht kommt, hat mehrere Gründe. Trotzdem soll das Bad 40 Prozent weniger Energie brauchen als sein Vorgänger.
So wird das neue Nautiland-Bad aussehen. Auch wegen der Optik wird auf eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder dessen Begrünung verzichtet.   
Foto: Illustration Fritz Planung GmbH | So wird das neue Nautiland-Bad aussehen. Auch wegen der Optik wird auf eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder dessen Begrünung verzichtet.   
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:59 Uhr

Die Arbeiten für das neue Nautiland-Bad in der Zellerau sind auf der Zielgeraden, im November soll Eröffnung sein. Doch kurz vor Schluss hatte die ÖDP-Fraktion im Stadtrat noch einen - nicht ganz  kleinen - Wunsch für das Schul-, Sport- und Familienfreizeitbad: Sie wollte angesichts der "sich verschärfenden Klima-Situation" eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des riesigen Gebäudes am Nigglweg oder zumindest eine Dachbegrünung. Die Stadt solle diesbezüglich auf den Bauherrn, die WVV-Tochter Bädergesellschaft, einwirken und Fördermöglichkeiten ausloten. Diesen Antrag lehnte der Ferienausschuss des Stadtrats mehrheitlich ab. Der Grund: Mit dem Thema Photovoltaik habe man sich bei der Planung des Bades schon beschäftigt und nicht zuletzt aus Kostengründen eine solche Anlage verworfen. 

Dies schreibt die Bädergesellschaft, deren Aufsichtsrat neben Oberbürgermeister Christian Schuchardt überwiegend Stadträte angehören, in ihrer Stellungnahme zu dem Antrag. Und Bäder-Geschäftsführer Jürgen Athmer erläuterte zudem in der Sitzung, wie es kam, dass man auf eine Photovoltaik-Anlage verzichtete. Mit dieser Option habe sich vor drei Jahren eine Wertungskommission zu den Nautiland-Planungsentwürfen, der auch OB Schuchardt, der damalige Stadtbaurat Christian Baumgart und Clemens Galonska vom Energie- und Klimazentrum angehörten, beschäftigt - und sich gegen eine solche Anlage zur Energiegewinnung entschieden. Der Grund lag vor im allem im baulichen Bereich. 

Mehraufwand für neue Statik "in Millionenhöhe"

Das Nautiland-Bad ist, wie Athmer ausführte, eine sehr große freitragende Halle. Allein ein Flügel des Bumerang-förmigen Gebäudes misst etwa 80 Meter. Die notwendigen statischen Voraussetzungen für Aufbauten auf dem Dach zu schaffen, wäre äußerst kostspielig gewesen, "mit einem Aufwand in Millionenhöhe".  Gleiches gilt für eine Dachbegrünung. Deshalb habe man sich "gegen eine solche Maßnahme entscheiden müssen", heißt es in der Stellungnahme der Bädergesellschaft. Das neue Bad war ursprünglich auf 24 Millionen Euro veranschlagt und kostet nach derzeitigem Stand - vor allem wegen gestiegener Baupreise - über 30 Millionen Euro.

Wie Athmer zudem anmerkte, hat der Verzicht auf eine Photovoltaik-Anlage auch optische Gründe. Das Gebäude soll sich gut in die Umgebung einpassen, und keine Dachaufbauten sollen die markante Bumerang-Form stören. Dennoch brauche das neue Bad im Vergleich mit seinem Vorgänger aufgrund der Bauweise mit viel Isolierung und zeitgemäßer Technik weit weniger Energie. Beispiele seien hier energieeffizientere Pumpen, die doppelwandige Röhrenrutsche oder die stärker gedämmte Fassadenverkleidung. Gegenüber einer herkömmlichen Bauweise würden 118 Tonnen CO2 eingespart.

Trotz neuer Sauna-Landschaft 40 Prozent weniger Energieverbrauch  

Generell rechnen die Planer mit einer Energieeinsparung gegenüber dem alten Nautiland von 40 Prozent - trotz der neu hinzugekommenen Sauna-Landschaft. Deren zusätzlicher Energieaufwand soll vor allem durch den Wegfall großer Wasserflächen im Außenbereich des Bades  (kleineres Sportbecken, kein Nichtschwimmerbecken mehr) kompensiert werden.      

Und eine Dachbegrünung gibt's dennoch. Eine solche soll der "kleine Bumerang", ein Saunagebäude im Außenbereich, auf 430 Quadratmetern Dachfläche bekommen.      

 
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  • DieWahrheit
    Sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats von Würzburg,
    lieber Würzburgerinnen und Würzburger,

    ich finde, egal von welcher Partei auch immer, dass Anträge kurz vor Ende einer Baumaßnahme nur Medienaufmerksamkeit erhaschen wollen.
    Solche Anträge haben nur den einen Zweck die Menschen zu polarisieren und gegeneinander aufzuhetzen!

    Um die angesprochene Problematik zu lösen hätte ich einen Vorschlag, der das Versäumnis heilen könnte.

    Das Freigelände des Nautiland-Bads würde doch genügend Platz für eine kleine Windkraftanlage bieten.

    So eine kleine Windkraftanlage würde genügend Strom für das Bad erzeugen und könnte große Teile des Unigeländes und des Frauenlandes mit versorgen.
    Ganz nebenbei würde die Windkraftanlage einen großen Beitrag in Sachen Klimawandel leisten.

    Auf neudeutsch eine Win Win Situation!

    Das liebe ÖDPˋler wäre doch mal ein Antrag!

    Obwohl, wenn ich im Stadtrat sitzen würde, würde ich diesen sinnvollen Antrag nicht der ÖDP überlassen.

    Gruß
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Bodenlose Dummheit bei der Planung, anders kann man es nicht bezeichnen.
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  • peter.bohn@t-online.de
    40% weniger Energie. Erinnert mich an 20% weniger Zucker. Spannend wäre zu wissen wieviel Energie verbraucht wird. Das kommt heraus wenn Form vor Funktion geht. Verantwortlich sind Politiker, die den Planern keine Vorgaben machen. Wende in der Umweltpolitik - nur hohle Worte.
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  • ad.loesch@t-online.de
    Die überhöhten Stromkosten bei Photovoltaikanlagen zahlt der „kleine Michel“ der sich keine Photovoltaik-Anlage leisten kann, durch die EEG-Vergütung.
    Ich bekomme für meine Stromeinspeisung meiner Photovoltaikanlage Bj. 2005,
    0,54 Cent pro Kw/h.
    Ist das gerecht ?
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  • robert.erhard@gmx.de
    Ja! Das ist gerecht! Was hat damals das KW/p in der Anschaffung gekostet?
    Wie ist die Kostensituation heute?
    Jede Technologie braucht den Anschub und Unterstützung!
    Heute kann sich das jedermann, sogar der „kleine Michel“ leisten! Ganz bequem! Und über die Stromersparnis finanzieren! Funktioniert hervorragend!
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Windkraft und Photovoltaik können noch viele Jahre angeschoben und unterstützt werden und werden sich dennoch nie wirklich rechnen. Die Hauptprobleme "Dunkelflaute" und Speicherung von Überproduktion sind immer noch ungelöst. Ebenso ungelöst wie die riesigen Mengen an Verbundstoffen, die irgendwann am Ende der Nutzung mal anfallen. Von der Naturzerstörung durch die Windkraft gar nicht zu reden.
    Die "Energiewende" ist ein totaler Irrweg, dem die Stadt Würzburg nicht noch weiter hinterher laufen sollte, geschweige denn noch mehr Geld hinterherwerfen sollte.
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  • ad.loesch@t-online.de
    Wer 2019 ans Netz geht, bekommt leider nur ca. 11 Cent Kw/h vergütet !
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  • georg-ries@web.de
    Leute, der Mutterkonzern will doch Strom und Gas verkaufen, da stört so eine PV-Anlage gewaltig.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Das ist Kleinbürgerlich zeugt von Unwissenheit und scheint politisch motiviert!
    Wo wird vom Kleinen Opferbereitschaft gefordert? Es gibt Rahmenbedingungen und Rechte, Gesetze und Verordnungen! Da hat sich jeder zu orientieren!
    Der Bau scheint hervorragend geplant und gebaut zu sein! Warum muss man alles gleich zerreden nur weil man politisch in extremen oder ander orientierten Fahrwassern fischen möchte?
    Und diese Entscheidung von damals ist absolut ok! Heute wäre es vielleicht anders, vielleicht aber auch nicht!
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  • matze.erlabrunn@gmail.com
    Die Entscheidung wurde zu einem Zeitpunkt getroffen, zu welchem der aktuelle Hype noch nicht entstanden war. Die Kosten für einen solchen städtischen Bau trägt die Allgemeinheit, daher ist es völlig in Ordnung, wenn man die Baukosten im Rahmen hält. Sollte irgendwann mal wieder ein ähnliches Projekt gebaut werden, wird nach den dann aktuellen Umständen neu entschieden - möglicherweise würde man heute eine solche Anlage von vornherein einplanen. Damals halt nicht. Ich kann daran nichts verwerfliches finden.
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  • chrihand
    Ach, da schaust Du Dir einfach mal das Solardach des Busbahnhofs in NES an. Vollmundig geplant und halbherzig ausgeführt. Gründe dafür auch im MP-Archiv zu finden...
    Wer ein Schwimmbad mit solch einer Dachfläche ohne Solaranlage plant, der ist irgendwo falsch abgebogen. Ob die Anlage nun Strom erzeugt oder die Warmwasserversorgung unterstützt, dumm ist, wer es nicht einmal versucht!
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  • chrihand
    Baustatik, Kosten, Optik.

    Sonst noch was? Aber vom kleinen Bürger volle Opferbereitschaft verlangen...
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