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Würzburg
Demo mit leeren Stühlen: Stiller Hilferuf der Gastronomen
Die Aktion "Leere Stühle" soll auf die Probleme von Gastronomen, Hoteliers und Veranstaltern aufmerksam machen. 80 Städte machen mit - auch Würzburg und Schweinfurt.
"Stille Demonstration" der Gastronomen am Freitag 24.04.20 am oberen Markt in Würzburg. Im Bild: Melanie Michl
Foto: Silvia Gralla | "Stille Demonstration" der Gastronomen am Freitag 24.04.20 am oberen Markt in Würzburg. Im Bild: Melanie Michl
Maria Pfister
 und  Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 03.05.2020 02:10 Uhr

"Wir wollen nicht anhäufen, wir wollen durch die Krise nicht reich werden – wir wollen überleben": In Würzburg und Schweinfurt protestierten am Freitagvormittag unter diesem Motto knapp 120 Gastronomen, Hoteliers und Unternehmer aus der Eventbranche für eine Ausweitung der Soforthilfen. Gefordert wurde neben einem klaren Plan für die Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe vor allem eine dauerhafte Reduzierung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent und eine Aufstockung des Kurzarbeitergelds.

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, war auf den Marktplätzen Stühlerücken angesagt. Denn wie in insgesamt 80 deutschen Städten sollen diese das Leid der Unternehmer verbildlichen.Vor einer verwaisten Tafel blieben die Stühle mit den Namen der teilnehmenden Betriebe daher demonstrativ leer. Die teilnehmenden Gastwirte wollen damit deutlich machen, dass Essen "to go" und Abholservices nicht ausreichen, um den Stillstand bis zum Sommer zu überstehen und sich von den Folgen der Verdienstausfälle zu erholen.

Viele Beobachter zeigen Interesse für die Aktion, damit wurde ein Ziel erreicht: aufmerksam machen.
Foto: Silvia Gralla | Viele Beobachter zeigen Interesse für die Aktion, damit wurde ein Ziel erreicht: aufmerksam machen.

Die Gastronomen waren die ersten, die nach den neuen Beschlüssen schließen mussten und werden eventuell die letzten sein, die wieder öffnen dürfen. "Die Aufmerksamkeit auf die Gastronomie und generell die Tourismusbranche zu lenken ist uns wichtig. Die Entscheidungen, die von der Regierung getroffen werden dauern zu lange", sagt etwa Daniel Klein vom Würzburger  Restaurant "Der Auflauf", der einen der Stühle aufgestellt hat.

Auch klare Regelungen zu Veranstaltungen seien für sie von großer Bedeutung. Viele könnten ihren Kunden keine genauen Aussagen zu bereits erstandenen Tickets geben. Die Forderung daher: Eine eindeutige Regelung zur Umwandlung gekaufter und bereits bezahlter Tickets in Gutscheine.

"Die sieben Prozent Mehrwertsteuer für ein Jahr ist schon ein Anfang, aber die Hilfe, die sofort gebraucht wird, die fehlt."
Daniel Klein, Restaurant "Der Auflauf"

Klein betont, dass es insgesamt vor allem um schnelle Hilfen und Entscheidungen gehe: "Die sieben Prozent Mehrwertsteuer für ein Jahr ist schon ein Anfang, aber die Hilfe, die sofort gebraucht wird, die fehlt." Seiner Meinung nach müsse auch längerfristig geplant werden. "Wir können einfach nicht einschätzen, wie die Situation weitergeht." Denn selbst wenn sie wieder öffnen dürften, sei unklar, wie das Verhalten der Kunden sei und ob eventuell auch Gäste fernbleiben.

"Wenn nicht bald wieder hochgefahren wird, gibt es bald nichts mehr zum Hochfahren", kritisierte auch in Schweinfurt ein Bar- und Biergartenbesitzer. Viele Gastwirte setzen bei einer Lockerung eher auf Plexiglasscheiben zwischen den Tischen als auf Abstandsregeln.

Zumindest ein Ziel haben die Gastronomen mit ihrem Protest sofort erreicht: Aufmerksamkeit. "Es ist schön, dass so viele mitmachen und sich beteiligen", stellte Martina Kriener vom Würzbruger Café Bassanese fest. So hätten die meisten Passanten Verständnis für die Wut der Gastronomen gezeigt."Uns ist es wichtig, dass wir gesehen werden, auffallen und dass die Bewegung etwas bringt. Auch wir möchten, natürlich unter Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, bald wieder öffnen dürfen", betonte Beatrix Fini von Dean & David´s.

Mahl ohne Gäste mitten in der stadt: Die Aktion 'Leere Stühle' in Schweinfurt.
Foto: Uwe Eichler | Mahl ohne Gäste mitten in der stadt: Die Aktion "Leere Stühle" in Schweinfurt.

Die Aktion wird auch in den nächsten Wochen fortgesetzt. Jeden Freitag sollen dann die leeren Stühle auf den beiden Marktplätzen stehen. 

 
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  • info@softrie.de
    Mir tut niemand der Gastronomen leid, denn die Branche wehrt sich seit Jahren gegen alle möglichen Maßnahmen. Bon-Pflicht beim Bäcker? Wenn ich bei Ikea oder Obi eine Schraube für ein Cent kaufe, bekomme ich einen Bon. Bei Aldi gibt's auch für 7 Cent einen Pfandbon. Und? Das ist Realität. Genauso wie es nunmal üblich ist, eine Rechnung auszustellen. Wir leben in Deutschland und nicht im Schlaraffenland.

    Die Gastronomen haben Pech, sie haben jahrelang die Hand offen gehalten und auch Geld beiseitge geschafft. Niemand muss privat haften, wenn jeder mal aus seinen Einnahmen eine GmbH gegründet hätte. Da würde man jetzt nicht voll privat haften, sondern das Amtsgericht plus das Amt einspringen. Nur als Privatunternehmen kann ich halt einfacher Geld privat einstecken und genieße Vorteile bei Gewinnen. Sorry.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Sie können hier viel erzählen, nur ob es Ihnen jemand glaubt ist doch sehr, sehr fraglich!!!!! 🤔Ich tue es auf alle Fälle nicht! 😤
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  • info@softrie.de
    Ich habe eine Kriegskasse in den vergangenen Jahren aufgebaut, dass unser Unternehmen mehrere Monate ohne Kundenzahlungen überleben kann. Das habe ich nicht gemacht, weil ich ein toller Hecht bin und große Zahlen mag, sondern dass ich nachts besser schlafen kann und weil ich natürlich auch Verantwortung meinen Leuten gegenüber habe.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Würde zu gerne wissen um welches Unternehmen sich es da handelt! 😋
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
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  • Albatros
    @was Sie hier von sich geben ist milde ausgedrückt äußerst unverschämt. Sie stellen hier eine ganze Branche unter Generalverdacht der Steuerhinterziehung. Die wird es zweifellos auch geben, aber die gibt es leider in jeder Branche. Was die Sorgen der Gastronomie mit der Bon-Pflicht zu tun haben, wird wohl für immer Ihr Geheimnis bleiben. Woher kommt eigentlich Ihre Verachtung gegen Gastronome? Und was soll das heißen, "jahrelang die auf gehalten"? Die Leute haben hart gearbeitet und damit Ihren Lebensunterhalt verdient, was daran ist nicht legitim? Auch Ihr Gefasel mit GmbH und Privathaftung ist absoluter Nonsens.
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  • info@softrie.de
    Sie haben keine Ahnung. Lesen Sie sich mal ein in Gewerbe- und Privatinsolvenz
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  • Albatros
    @max2010, "Niemand muss privat haften, wenn jeder mal aus seinen Einnahmen eine GmbH gegründet hätte". Diese Formulierung zeigt dass Sie wenig bis gar keine Ahnung haben. Und dann fragen Sie einmal die Gesellschafter einer GmbH was deren beschränkte Haftung in der Realität bei der Aufnahme eines Kredites bedeutet. Die Banken verlangen Sicherheiten in Form von Grundschulden, Bürgschaften etc. Die GmbH ist in der Realität ein zahnloser Tiger, sie kann als Gesellschaftsform steuerlich oder auch hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse vorteilhaft sein. Was Sie hier erzählen geht an der Realität vollständig vorbei.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
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  • attheendoftheday
    Mir tun die Selbständigen aus dieser Branche wirklich leid. Es sind nicht nur die Mieten und Strom / Wasser / Heizung, die bezahlt werden müssen, egal ob das Geschäft läuft oder nicht. Folgende kosten sind auch auf dem Tableau:
    Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung.
    Ein befreundeter Gastronom (hat Frau und Kinder) erklärte mir, dass er nur wegen dieser kosten wöchentlich 3000 € ins Minus fährt. Und das obwohl er Abholservice anbietet. Er sagte, dank seines guten Wirtschaftens in den letzten Jahren konnte er etwas in den Sparstrumpf stecken, so dass er noch einige Wochen durchhalten könnte, ohne dass er einen Kredit beantragen müsste.
    Wenn allerdings im Business-Plan auch größere Veranstaltungen und Feiern enthalten sind, werden die mit Abstand genanntem Konzept sehr schwierig durchzuführen sein). Man muss wie bei allem differenzieren.
    Ich verstehe den Hilferuf...
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  • info@softrie.de
    Ach hören Sie auf! Ich war auch selbständig und das Finanzamt hat mich "erfolgreich gezwungen", bei mir selbst angestellt zu sein. Ich bin Geschäftsführer einer GmbH und Angestellter in der gleichen Firma. Mein Job ist definitiv ohne Gewinne die nächsten drei Monate sicher.

    Fragen Sie ihren Freund, was er aus dem Geld gemacht hat und nichts zurück gelegt hat, dass er nicht privat haftet?
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Auch in der Gastronomie könnten Betriebe wieder öffnen wenn ein entsprechendes Konzept vorliegt (max. Gäste am Tisch, Abstand zwischen den Tischen, Gäste an einem Tisch nur aus einem Haushalt, Mundschutz des Servicepersonals, Hygienmöglichkeiten Desinfektion.....usw) im Freien sollte das noch unproblematischer sein. Corona verschwindet nicht von der Bildfläche zu einem festen Zeitpunkt. Wir müssen lernen mit dem Virus umzugehen und zu leben. Das sollte die Politik bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. 800 qm Regelungen usw. führen nur zu Unmut und helfen auch nicht weiter.
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  • ba.stark@web.de
    Das ist nicht korrekt, verbreiten Sie bitte keine Verunsicherung.

    Gebnaue Regelung siehe hier unter Pkt. 6 -> https://www.stmgp.bayern.de/wp-content/uploads/2020/04/2020_04_29_faq_corona_wirtschaft.pdf
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