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Würzburg
Wie Rechte in Würzburg aufgestellt sind
Würzburger Antifaschisten hielten einen Vortrag über rechte Strukturen in Würzburg. Ihr Urteil entspricht nur bedingt der Entwicklung der AfD in der Politik.
Salvatore Salzmann skizzierte die rechtsextreme Szene in Würzburg. So sei die AfD in Würzburg 'eher unprofessionell aufgestellt'. Dennoch kam die Partei bei der Landtagswahl in Würzburg auf 6,9 Prozent.
Foto: Lukas Will | Salvatore Salzmann skizzierte die rechtsextreme Szene in Würzburg. So sei die AfD in Würzburg "eher unprofessionell aufgestellt". Dennoch kam die Partei bei der Landtagswahl in Würzburg auf 6,9 Prozent.
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:00 Uhr

Demonstrationserfahrene Würzburger Antifaschisten hielten in der Katholischen Hochschulgemeinde einen Vortrag über rechte Strukturen in Würzburg. An die 200 meist junge Zuhörer drängten sich im Saal und in den Fluren. Der Referent wurde unter dem Pseudonym Salvatore Salzmann vorgestellt, um ihn nicht zur Zielscheibe rechter Aktivitäten zu machen. Sein tatsächlicher Name ist der Redaktion bekannt.

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Die Rechts-Rechercheure beziehen ihre Informationen aus Polizeimeldungen und Medienberichten, aus dem Durchforsten sozialer Medien und einschlägiger Internetseiten und aus eigenen Beobachtungen. Quellen sind zudem die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (A.I.D.A.) in München und Verfassungsschutzberichte.

Salzmann stellte drei Kategorien rechter Organisationen vor: "Neue Rechte", "klassische Nazis" und "sonstige antisemitische und rassistische Gruppen und Aktionen". Als "Neue Rechte" beschreibt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) "intellektuelle Vordenker der extremen Rechten", die sich an der "Konservativen Revolution" während der Weimarer Republik orientieren. Zu ihr zählen unter anderem AfD und Identitäre Bewegung, Pegida und Burschenschaften.

Salzmann sieht die AfD in Würzburg "eher unprofessionell aufgestellt". Dennoch kam die Partei bei der Landtagswahl 2018, obwohl sie kaum für sich warb, in Würzburg 6,9 Prozent. Zur Bundestagswahl 2017 trat sie mit einem Kandidaten aus Augsburg an, der Würzburg kaum kannte.

Der Würzburger Pegida-Ableger "Wügida", dann "Pegida Franken", hat sich aufgelöst. Aktiv sind einige Teilnehmer immer noch, wie die baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Christina Baum. Im vergangenen Dezember verurteilte das Landgericht Bamberg vier regelmäßige Teilnehmer, weil sie als "Weiße Wölfe Terrorcrew" linke Treffs überfallen sowie Waffen und Munition gehortet haben. Der Anführer der Würzburger Pegidisten ist in Thüringen aktiv und fällt dort mit Aktivitäten gegen Muslime und Flüchtlinge auf.

Die völkische Identitäre Bewegung (IB) hat nach Beobachtungen der Antifa in Würzburg fünf Aktive und fünf bis zehn Mitläufer. Die seien, berichtet Salzmann, gut vernetzt mit Würzburger Burschenschaften. Da wachse "eine neue, junge und motivierte Generation" heran.

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Der Verfassungsschutz zählt die "Soldiers of Odin" (SoO) zu den rechtsextremistischen Bürgerwehren". Im Herbst 2017 ist die Gruppierung in Würzburg aufgetaucht, wo sie nächtliche Patrouillen lief und über soziale Medien aktiv war. Mittlerweile hat sie sich zerstritten und ist, gespalten in mehrere Gruppen, nur im Internet sichtbar.

Am auffälligsten sind nach wie vor die, so Salzmann, "klassischen Nazis". Parteien und Organisationen wie der "III. Weg" nutzen die Zerstörung Würzburgs oder den 1. Mai für Aufmärsche, gegen die allerdings ein Mehrfaches ihrer Zahl an Gegendemonstranten auftritt.

Salzmann berichtete zudem von einem "alltäglichen Rassismus und Faschismus" der gesellschaftlichen Mitte. Dabei bezog er sich auf Berichte von Flüchtlingshelfern, dem Bündnis für Zivilcourage oder Ombudsrat der Stadt Würzburg über rassistische Beleidigungen, körperliche Angriffe und schlechtere Chancen für Flüchtlinge und Migranten auf Jobs und Wohnungen.

Seine Bilanz: "Nazis sollte man nicht tolerieren", und in Würzburg funktioniere das gut. Hier gebe es ein großes Netzwerk gegen Rechtsextremismus. Die rechte Szene in der Stadt sei zurzeit zwar wenig aktiv, existiere aber. Sie würde nur auf einen Anlass warten, um loszuschlagen - und auf einen, der sie führt.

 
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  • Michael Fischer
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    So so, die Antifaschisten als "Hüter der Demokratie" ...

    Komisch, einerseits können diese "Antifaschisten" auch sehr gut austeilen, wenn es um ihre eigenen Interessen geht, nämlich unseren Staat mitunter auch in Frage zu stellen, auf der anderen Seite halten sie einen Vortrag unter irgendeinem Pseudonym.

    Zielmilich Feige!

    Die Antifaschisten stehen den Rechten in ihrer Vorgehensweise, nämlich mitunter eine gewisse Brutalität an den Tag zu bringen, um ihre Interessen durchzusetzen, um nichts nach, sie verkaufen sich nur anders.

    Oder hat dieser "Salzmann" auch darüber referiert, dass sich der "schwarze Block" bei verschiedenen Demonstrationen immer wieder mit Polizisten prügelt? (G 20 in Hamburg lässt grüßen)

    Ich glaube kaum.

    Deshalb ist es für mich umso unverständlicher, dass gerade eine kirchliche Einrichtung, die ja gerade für "Frieden" steht, solchen Aktivisten eine Plattform für ihr krudes Weltbild bietet.

    Gewalt, ob von links oder von rechts, ist zu verurteilen!
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  • post@schreibdasauf.info
    Sehr geehrte/sehr geehrter Catweazle6847,

    bitte erlauben Sie mir eine Anmerkung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie unangenehm und beuhruhigend es ist, Zielscheibe von Rechtsextremisten zu sein. Im Wissen darum, wie diese Leute agieren, ist der Wunsch des Referenten, in der Berichterstattung anonym zu bleiben, nachvollziehbar.

    Wie wirksam sein Gebrauch eines Pseudonyms ist, wird sich zeigen. Immerhin hat er vor gut 200 Zuhörern gesprochen, für alle erkennbar.

    Ein andauerndes Rätsel ist für mich, warum Menschen, die ein Pseudonym gebrauchen, Menschen, die ein Pseudonym gebrauchen, Feigheit vorwerfen.

    Freundliche Grüße
    Wolfgang Jung
    Reporter
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  • 50Hertz
    Unser Hr.Jung, alter notorisch Nazijäger oder wat nu ? grinsen
    Das es fast keine "echten" Nazis mehr gibt, da sie dem biologischen Prozeß folgenden gestorben sind wurde der Neo-Nazi ersatzweise kreiert. Weitere Begriffe geistern umher, " die Rechten", die "rechtsradiakalen" "die Rechtspopulisten" usw. Nur eine Diskussion darüber, was und wer denn genau was sein soll, findet nicht statt. Wer für das Recht ist = Rechts = ist für die "Rechts"ordnung = "Rechts"anwalt = Richter der "Recht" spricht.
    Der Begriff "Nazi" soll Angst, mundtot machen, soll Kritik verhindern, soll Denkschablonen aufbauen und soll auf keinen Fall konkret definiert werden. Für manche sind bereits Kritiker der Migartionspolitik, schlichtweg Andersdenkende sehr nahe am "Nazi". Wenn sie ihre Meinung offen sagen, oh dann wird es gefährlich. Nur, wo will man mit 5,8 Millionen AfD-Wählern hin, wenn diese "rechts" also "Nazi's" sind.
    Vielleicht wieder die Mauer bauen, als Kritiker zurück in den Osten, einen neuen Führer suchen
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  • DFR4
    MERKE, ...Herr Jung und Co.
    Die AFD hat in wesentlichen Punkten, in Teilbereichen sogar deckungsgleich ein altes CDU-Programm übernommen.(Lesen schadet nicht) Sie ist Opposition und ihre Aufgabe ist es, Regierungshandeln zu analysieren, zu kritisieren und an der ein oder anderen Stelle auch Gegenvorstellungen deutlich zu machen. Was der CDU und den anderen Parteien bitter aufstößt ist die Tatsache, dass die AFD nicht nur eine gefühlte, sondern die für viele Bürger tatsächlichen Zustände, sicher an der ein oder anderen Stelle auch überzogen und provokativ formuliert beschreibt und erstmals wieder im Bundestag dem Volk Gehör verschafft. Die Strategie sich an einzelnen Aussagen, am Verdrehen oder Uminterpretieren von Worten immer und bei jeder Gelegenheit ihre Abgeordnete und Wähler pauschal in die Nazi-Ecke zu stellen, hat nicht verfangen. Wir Wessis alle nach dem Krieg aufgewachsen haben am eigenen Leib keine Diktatur erlebt, die Ostdeutschen schon. Gut dass sie uns "Wessi's" erinnern.
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  • rid.cully
    Wo es eine Mitte gibt, gibt es ausser links auch rechts - und das ganz legitim. Unappettitlich sind die Ränder, wobei der linke Rand sich zumindest medial gut vernetzt hat. Antisemitismus ist auch ein Kennzeichen nicht nur der orthodoxen Linken, in D meist getarnt mit "Israelkritik". Aber das größte "Kennzeichen" von Links ist die mittlerweile schon militante Intoleranz gegen Menschen, die nicht stets im uniformen linken Kanon denken wollen. Blöd sowas aber auch.
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  • R.Silber
    Sehr geehrter Herr Jung, da beobachtet eine extremistische Partei die Andere. Nur mit dem Unterschied, dass die Linksfaschisten in Ihrem Artikel hoffähig gemacht werden. Ihre Sympathie für die Antifa ist regelrecht spürbar.
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  • TLW-tu_W
    Antifa ist per se nichts linksradikal sondern nur gegen Faschismus.

    Viele verbinden das zwar, aber man kann sehr gut in der Mitte gegen Faschismus sein.
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  • DFR4
    Sind Sie sicher ? Informieren Sie sich doch bitte mal bei Personen mit Hintergrundwissen über den sog.G20 Gipfel in HH.
    Danach bitte wieder hier mit Fakten melden. Vermuten oder mutmassen bringt niemanden weiter. Besten Dank. MfG
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  • TLW-tu_W
    Gerade Sie sprechen von Fakten...
    Antifa steht für Anti- Faschismus.
    Grundsätzlich heißt das nur das man gegen Rechts ist. Wenn man jeden der gegen Rechts ist als linksradikal bezeichnet, zeigt das nur wie weit rechts man steht, nicht das jemand der gegen Faschismus ist links ist.

    Das in Hamburg waren linksradikale. Die sind auch gegen Faschismus von rechts. Aber deswegen ist nicht jeder der gegen Rechts ist linksradikal.

    Sie sollten da unterscheiden können. Das fordern Sie doch auch bei der afd, oder?
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  • rid.cully
    Was für ein Blödsinn. Ganau das betreiben Sie ja gerade ... "das man gegen rechts ist" ... Nun, rechts hat mindestens ein so breites demokratisches Spekrtum wie links. Jemand, der undifferenziert "rechts" mit "nazi" gleichsetzt, ist damit lediglich "Linksfaschist", den er stellt den Andersdenkenden in die radikale Ecke, um seine eigene, oft genauso undemokratische Agenda voranzubringen. Und treibt den Rechtsradikalen durch sein diffamierendes Agieren die Leute zu. Ein Antifaschist ist gegen "Faschismus" und nicht per se gegen rechts. Denn arg rechts könnte man auch Monarchisten verorten oder Religionsstaatsgläubige. Zumal der "Antifaschismus" zum Kampfbegriff der Linken geworden ist, gerne genutzt unter der Gürtellinie. Und als Blendmittel, denn Faschismus ist nicht identisch mit National-Sozialismus. Und ganz nebenbei verunglimpfen Sie den rechten Widerstand im 3. Reich, vom Kreisauer Kreis bis zu den Geschwistern Scholl, die nach heutiger (linker) Lesart eher rechts verortet wären.
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  • TLW-tu_W
    1. Wo setzte ich rechts mit Nazi gleich?
    2. Warum verunglimpfe ich Widerstandskämpfer?

    Einfach noch mal durchatmen, in Ruhe meinen Beitrag lesen und dann können wir sehr gerne sachlich weiter diskutieren.
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  • rid.cully
    Es ist durchaus möglich, aus eine rechten Position gegen Faschismus zu stehen. Das ist sogar von recht weit rechts möglich - sofern eben nicht alles rechts der Mitte als "nazi" tituliert wird. Wenn wir Anti-Faschismus als gut sehen (da bin ich grundsätzlich dabei - wobei leider der Antifaschismus durchaus zu einem großen Teil linksradikal gekapert ist) dann diffamieren Sie rechts mit "grundsätzlich heißt das nur das man gegen Rechts ist" per se als faschistisch.
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