Ein roter Müller-Thurgau aus Franken? In der Tat gibt es wie beim Silvaner auch beim Müller-Thurgau eine Sorte mit roten Trauben. Ausgebaut wurde der bislang wie schon der sogenannte blaue Silvaner stets als Weißwein. Doch die Techniker-Schülerinnen und -Schüler der Meister- und Technikerschule für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) haben im Rahmen ihres Schulprojektes den roten Müller wie einen Rotwein ausgebaut - und ihm damit zumindest eine rosarote Anmutung gegeben. Eine Weltpremiere, wie sie es selbst nennen.
Doch nicht nur ein roter Müller ist bei ihrem Weinprojekt entstanden. Die zehn angehenden Weinbautechniker wollten den etwas in den Hintergrund geratenen Müller-Thurgau aufwerten. Immerhin sei der einmal die meist angebaute Rebsorte in Franken gewesen und stehe immer noch auf Platz zwei. Oft allerdings werde der Müller nur für günstige Liter-Weine genommen, gehe in Weißwein-Cuvées auf oder finde sich bestenfalls noch beim Winzer-Secco wieder, so die Weinschülerinnen und -schüler bei der Präsentation ihres Weinprojektes "...sagt der Müller". Sie hingegen wollten die ganze Bandbreite des Müller-Thurgau zeigen.
Vom Roten Schaf zum Süßkram
Auf 0,7 Hektar Fläche der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) haben sie mit dem dort angebauten Müller-Thurgau experimentiert. Ein frischer Secco, ein fruchtiger Klassiker und ein Süßwein sind neben dem Roten das Ergebnis ihrer Experimente. Aber auch Marketing und Vertrieb sollten die angehenden Winzerinnen und Winzer beim Schulprojekt lernen. So haben sie für ihre Weine peppige Etiketten und außergewöhnliche Namen kreiert. "Rotes Schaf" heißt der Rote, "ChinChin" der Secco, "Fruchtzwerg" der Klassiker und "Süßkram" ein Süßwein aus getrockneten Müller-Trauben.
Der "Fruchtzwerg" wurde nach dem Pressen der Trauben noch fünf Tage gekühlt auf der Maische gelagert, das Ergebnis ist ein sehr fruchtiger und dennoch frischer Müller-Thurgau. Schon im Weinberg habe die Klasse an den Stilen der Weine gearbeitet, so Doreen Pallingen bei der Präsentation. So habe man beim "Fruchtzwerg" die Trauben reduziert, um mehr Aroma zu enthalten.
Das "Rote Schaf" wurde nicht nur auf der Maische vergoren, um die rote Farbe zu extrahieren, zugleich verzögerten die Schülerinnen und Schüler durch den Rebschnitt die Reife und ließen ihn unfiltriert. Ein echter Naturwein, wie ihn immer mehr vor allem Biowinzer in Franken für sich entdecken, ist das Ergebnis. Auch an einen Süßwein traute sich die Abschlussklasse ran. Die Trauben seien vier Wochen lang in den Gewächshäusern der LWG unter fränkischer Sonne getrocknet. Wie Honig sei der Wein dann aus der Presse gelaufen, so Marius Kapraun mit leuchtenden Augen.
Kochschüler entwickeln Menü zu den Weinen
Zwischen 260 und 770 Flaschen wurden von jedem der Weine produziert. Über eine eigens kreierte Webseite werden sie auch vermarktet. Denn die Schulweinprojekte werden seit Jahren vom "Verband ehemaliger Veitshöchheimer" gesponsert. Allerdings flössen die Erträge an den Verein zurück, damit auch künftig derartige Experimente unterstützt werden könnten, so Vorsitzender Reimund Stumpf vom Weingut Bickel-Stumpf. Zur Vermarktung hat sich der aktuelle Jahrgang noch etwas Besonderes einfallen lassen. Zusammen mit den Kochschülern der Kochschule Reiser laden sie die Öffentlichkeit zu einer Verkostung ihrer Weine zu einem passenden Vier-Gänge-Menü in die Kochschule Reiser nach Dettelbach (Lkr. Kitzingen) - die Plätze sind limitiert. Bernard Reiser war von dieser Idee der Kooperation des Wein- und Koch-Nachwuchses sofort begeistert.
Bis zu 25 Weinbau-Techniker und -Meister bildet die Schule der LWG in Veitshöchheim jedes Jahr aus, so Matthias Mend von der LWG. Der aktuelle Abschlussjahrgang sei ein eher kleiner gewesen. Die Schülerinnen und Schüler, die bereits eine Winzerlehre hinter sich gebracht hätten, kämen mehrheitlich aus Franken, aber auch die Mosel, Saale-Unstrut und der Rheingau seien in diesem Jahrgang vertreten gewesen.
Karten für die Verkostung gibt es unter www.sagtdermueller.de